Montgomery u Stapleton 01 - Blind
ihren Gedanken. Sie hatte mit Bruce gerechnet und sah nun überrascht zwei Fremde eintreten, von denen einer eine altmodische Arzttasche trug.
"Dr. Montgomery?" fragte der Größere der beiden.
"Ja", antwortete Laurie. Sie glaubte, in den beiden die Männer wiederzuerkennen, die an ihre Wohnungstür gekommen waren.
"Wir möchten uns in der Zentrale mit Ihnen unterhalten", sagte Angelo. "Würden Sie bitte mitkommen?"
"Wer sind Sie?" Laurie fing an zu zittern.
"Ich glaube, das tut nichts zur Sache", schaltete sich der Kleinere ein. Er schob mit der freien Hand einige Rollbahren zur Seite, um sich einen Weg zu ihr zu bahnen. Auch Angelo kam langsam auf sie zu.
"Was wollen Sie von mir?" fragte Laurie mit wachsendem Entsetzen.
"Wir möchten uns nur mit Ihnen unterhalten", sagte Tony.
Laurie saß in der Falle. Sie konnte nirgendwohin entfliehen. Sie war buchstäblich eingepfercht in einem Gewirr aus leichenbeladenen Rollbahren. Tony schob bereits die beiden letzten Bahren beiseite, die zwischen ihnen standen.
Entschlossen, sich zu wehren, streifte Laurie ihre Umhängetasche von der Schulter und ließ sie auf den Boden fallen. Dann faßte sie die Stange am Kopfende der Rollbahre von Stephanie Haberlin und schob die Rollbahre an, verzweifelt bemüht, auf dem engen Raum Tempo zu gewinnen. Sie steuerte mit dem Gefährt direkt auf den überraschten Tony zu. Zunächst hatte Tony wohl geglaubt, sich halten zu können. Doch als Laurie immer schneller wurde, versuchte er auszuweichen.
Laurie rammte die Rollbahre mit solcher Wucht gegen ihn, daß er das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging. Die tote Stephanie fiel von der Bahre. Ein glücklicher Zufall wollte es, daß sich ein starrer Arm der Toten um Tonys Hals legte, als er wieder auf die Beine zu kommen versuchte.
Um zu verhindern, daß der Mann sich wieder aufrappelte, packte Laurie eine andere Rollbahre und stieß sie gegen die von Stephanie. Mit einer dritten fuhr sie auf Angelo los, der bei dem Versuch auszuweichen auf den Fliesen ausglitt und aus ihrem Blickfeld verschwand.
Tony befreite sich aus der Umarmung Stephanies und stieß den Leichnam fort. Er war eingekeilt zwischen den Rollbahren, die er wegzuschieben suchte, während er gleichzeitig seine Pistole zog. Er wollte zielen, doch Laurie rammte eine weitere Rollbahre gegen die anderen und brachte ihn wieder aus dem Gleichgewicht. Angelo rappelte sich auf und versuchte, sich Platz zu schaffen, indem er ebenfalls einige Rollbahren in Tonys Richtung stieß.
Tony schoß, als Laurie eine letzte Rollbahre in das Knäuel stieß. In dem abgeschlossenen Kühlraum war der Schuß selbst mit Schalldämpfer ohrenbetäubend laut. Die Kugel pfiff über Lauries Schulter hinweg, als sie zur Tür hastete. Im Nu war sie draußen und schlug die schwere Tür hinter sich zu. Wie von Sinnen suchte sie nach einem Schloß, um den Kühlraum abzusperren, doch sie fand keins. Ihr blieb keine andere Wahl, als zu laufen. Sie war noch nicht sehr weit gekommen, als sie hörte, wie hinter ihr die Tür des Kühlraums aufging.
So schnell sie konnte, rannte sie um die Ecke zum Sicherheitsbüro. Sie stürmte hinein und rief den offensichtlich schlafenden Wachmann an.
"Helfen Sie mir!" schrie sie. "Sie müssen mir helfen. Da sind zwei Männer "
Als der Wachmann sich nicht rührte, packte Laurie ihn an der Schulter und zog ihn in eine sitzende Stellung hoch. Doch zu ihrem Entsetzen sank sein Kopf wie der einer Stoffpuppe nach hinten, ein paar Spielkarten fielen vom Tisch. Starr vor Schreck sah Laurie das Einschußloch auf seiner Stirn, seine blicklosen Augen und den blutigen Schaum, der ihm aus dem Mund troff. Wo der Kopf auf dem Schreibtisch gelegen hatte, war eine Lache aus teilweise getrocknetem Blut.
Laurie schrie auf und ließ den Wachmann los. Er sackte im Sessel zusammen, den Kopf weit nach hinten gestreckt und mit schlapp zum Boden herabhängenden Armen. Laurie wirbelte herum und wollte fliehen, aber es war zu spät. Der kleinere der beiden Männer stürzte zur Tür herein, die Pistole in der Hand, und ein satanisches Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. Er richtete die Pistole direkt auf Laurie. Aus dieser kurzen Entfernung konnte sie sogar in den Schalldämpfer hineinschauen.
Wie in Zeitlupe kam der Mann auf sie zu, bis der Lauf seiner Pistole noch ganze drei Zentimeter von ihrer Nase entfernt war. Sie rührte sich nicht. Sie war vor Entsetzen wie gelähmt.
"Nicht schießen!" rief der andere, größere Mann, der
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