Montgomery u Stapleton 01 - Blind
Einfall."
Tony streckte sich. Es war eine Minute still. Dann räusperte er sich. "Was hältst du davon, wenn ich nur eine Sekunde aussteige? Ich möchte ein paar Liegestütze machen. Meine Schultern sind ganz steif."
Angelo fluchte verhalten und erklärte Tony, daß mit ihm im Auto zu sitzen so sei, wie mit einem zweijährigen Kind eingesperrt zu sein.
"Tut mir leid", sagte Tony und zog die Augenbrauen hoch. "Ich bin mehr Action gewöhnt als das hier." Er faltete die Hände und machte ein paar isometrische Übungen. Mitten in diesem Manöver hielt er plötzlich inne und blickte aus dem Seitenfenster.
"Heiliger Strohsack, kommt da nicht Frankie DePasquale?" rief er aufgeregt.
Angelo beugte sich vor, um an Tony vorbei zu sehen. "Sieht ganz so aus."
"Endlich!" rief Tony, fummelte an seinem Halfter herum, um die Pistole herauszuholen, und faßte nach dem Türgriff. Er spürte Angelos Hand auf seinem Arm. Er sah seinen Mentor überrascht an.
"Noch nicht", sagte Angelo. "Wir müssen sicher sein, daß der Junge allein ist. Wir dürfen das nicht vermasseln. Es ist vielleicht unsere einzige Chance, und Paulie möchte keinen weiteren Ärger."
Wie ein aufgeregter Jagdhund, der sich nur mit Mühe zurückhalten kann, der aufgescheuchten Beute nachzusetzen, beobachtete Tony, wie Frankie DePasquale in dem vollen Lebensmittelladen verschwand. Zu seiner Überraschung ließ Angelo den Motor an. "Wo willst du hin?" fragte er.
"Ich setz nur etwas zurück", erklärte Angelo. "Sieht so aus, als wäre Frankie allein. Wir schnappen ihn uns, wenn er wieder rauskommt."
Angelo fuhr rückwärts an den Bordstein bei einer Bushaltestelle. Er ließ den Motor laufen. Sie warteten.
Nach zwanzig Minuten kam Frankie mit Tüten in beiden Armen aus dem Laden. Angelo und Tony beobachteten, wie er direkt auf sie zukam.
"Er sieht wie ein Teenager aus", sagte Angelo.
"Das ist er auch", bestätigte Tony. "Er ist achtzehn. Er war in der Klasse meiner Schwester, bis er anfing, sich mit den falschen Leuten einzulassen, und die Schule schmiß."
"Jetzt!" zischte Angelo.
Blitzschnell sprangen Angelo und Tony aus dem Wagen und stellten sich dem verdutzten Frankie DePasquale in den Weg. Frankies Augen weiteten sich, und das Kinn fiel ihm herunter.
"Hallo, Frankie", sagte Angelo ruhig. "Wir müssen mit dir reden."
Frankie reagierte, indem er seine Einkäufe fallen ließ. Die Tüten platzten, als sie auf den nassen Gehweg prallten, und mehrere Dosen Tomatenmark rollten in den Rinnstein. Frankie machte kehrt und floh.
Tony war im Nu bei ihm. Er packte ihn fest von hinten und drückte ihn auf das Pflaster. Über ihm kniend, suchte er ihn mit flinken Griffen ab und förderte eine billige kleinkalibrige Pistole zutage. Tony steckte die Pistole ein, dann drehte er den verängstigten Jungen um. Aus der Nähe sah Frankie noch jünger als achtzehn aus. Es hatte tatsächlich den Anschein, als würde er sich noch nicht rasieren.
"Tut mir nichts!" bettelte Frankie.
"Halts Maul!" fuhr Tony ihn an. Der Junge war ein solcher Hosenscheißer. Es war widerlich.
Angelo fuhr den Lincoln neben sie. Bei laufendem Motor sprang er aus dem Wagen. Ein paar Passanten waren unter ihren Schirmen stehengeblieben, um dem Geschehen zuzusehen. Angelo drängte sich zwischen ihnen durch.
"Gehen Sie weiter", befahl Angelo. "Polizei." Angelo zückte eine alte Polizeimarke, die er speziell für solche Fälle in der Tasche hatte. Daß auf ihr Ozone Park stand, wo sie jetzt doch in Woodside waren, machte nichts. Die Form und das blinkende Metall sorgten für die gewünschte Wirkung. Die kleine Menschentraube zerstreute sich wieder.
"Es sind keine Polizisten!" schrie Frankie.
Tony reagierte auf Frankies Ausbruch damit, daß er ihm seine Beretta Bantam an die Schläfe hielt. "Noch ein Wort, und du bist Geschichte, Kleiner."
"In den Wagen", befahl Angelo.
Angelo auf der einen und Tony auf der anderen Seite, zogen sie Frankie hoch und zerrten ihn zum Wagen. Sie öffneten die hintere Tür, drückten seinen Kopf nach unten und stießen ihn hinein. Tony stieg hinter ihm ein. Angelo rannte um den Wagen herum und sprang auf den Fahrersitz. Mit quietschenden Reifen fuhren sie aus der Roosevelt Avenue nach Westen.
"Warum macht ihr das?" fragte Frankie. "Ich hab euch doch nichts getan."
"Halts Maul!" sagte Angelo vom Vordersitz. Er behielt den Rückspiegel im Auge. Wenn irgend etwas Verdächtiges auftauchen sollte, würde er auf den Queens Boulevard abbiegen. Aber alles blieb ruhig, und
Weitere Kostenlose Bücher