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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sie endlich anerkannte. Aber es hatte nichts genützt. Sie wußte, was ihren Vater betraf, würde sie nie ihren älteren Bruder ersetzen können, der schon mit neunzehn Jahren gestorben war.
    Laurie seufzte. Es war gar nicht ihre Art, deprimiert zu sein, und die Tatsache, daß sie es doch war, ärgerte sie. Sie hatte nie gedacht, daß sie so empfindlich gegen Kritik sein könnte. Vielleicht war sie unglücklich gewesen und hatte es bei der vielen Arbeit nur nicht gemerkt.
    Laurie sah, daß das rote Lämpchen ihres Anrufbeantworters blinkte. Zuerst beachtete sie es nicht, doch je dunkler es im Zimmer wurde, desto aufdringlicher wurde das Blinken. Nachdem sie das Lämpchen weitere zehn Minuten betrachtet hatte, gewann ihre Neugier die Oberhand, und sie hörte das Band ab. Der Anruf kam von ihrer Mutter, Dorothy Montgomery, die sie bat, sich zu melden, sobald sie nach Hause käme.
    "Auch das noch!" seufzte Laurie laut. Sie überlegte, ob sie anrufen sollte, denn sie kannte die Begabung ihrer Mutter, ihr im ungeeignetsten Augenblick auf die Nerven zu fallen. Sie war gerade jetzt nicht in der Stimmung für eine weitere Dosis Pessimismus und unerbetene Ratschläge.
    Laurie hörte sich das Band ein zweites Mal an und rief dann doch zurück, nachdem sie sich davon überzeugt hatte, daß ihre Mutter wirklich besorgt klang. Dorothy meldete sich beim ersten Klingeln.
    "Gott sei Dank, daß du anrufst", sagte sie ganz erregt. "Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du dich nicht gemeldet hättest.
    Ich hatte schon daran gedacht, ein Telegramm zu schicken. Wir geben morgen eine kleine Abendgesellschaft, und ich möchte, daß du kommst. Wir haben jemanden hier, den du unbedingt kennenlernen mußt."
    "Mutter!" sagte Laurie gereizt. "Mir ist nicht nach einer Abendgesellschaft zumute. Ich hatte einen schlechten Tag."
    "Unsinn", rief Dorothy. "Ein Grund mehr, aus deiner schrecklichen Bude rauszukommen. Du wirst dich herrlich amüsieren. Es wird dir guttun. Der Mann, den du kennenlernen sollst, ist Dr. Jordan Scheffield. Er ist ein hervorragender Augenarzt, weltweit bekannt. Das hat mir dein Vater erzählt. Und das Beste ist, er wurde erst kürzlich von einer entsetzlichen Frau geschieden."
    "Ich bin nicht an Rendezvous mit unbekannten Männern interessiert", erwiderte Laurie, verärgert, daß ihre Mutter keine Rücksicht auf ihre seelische Verfassung nahm und sie auch noch mit irgendeinem geschiedenen Augapfelspezialisten verkuppeln wollte.
    "Es wird Zeit, daß du jemand Passenden kennenlernst", beharrte Dorothy. "Ich habe nie begriffen, was du an diesem Sean Mackenzie gefunden hast. Er ist ein fauler Strolch und ein schlechter Umgang für dich. Ich bin froh, daß du dich endgültig von ihm getrennt hast."
    Laurie verdrehte die Augen. Ihre Mutter war heute wieder in Hochform. Selbst wenn etwas an dem dran war, was sie sagte, hatte Laurie keine Lust, es gerade jetzt zu hören. Sie war nach dem College ab und zu mit Sean zusammengewesen. Ihre Beziehung war von Anfang an sehr unbeständig. Und wenn er auch eigentlich kein Strolch war, hatte er mit seinem Motorrad und seinem aufrührerischen Verhalten für sie doch etwas vom Reiz eines Außenseiters gehabt. Seine "künstlerische" Art hatte ihr imponiert. Damals war sie sogar so rebellisch gewesen, daß sie bei mehreren Gelegenheiten mit ihm Rauschgift probiert hatte. Aber sie hoffte, der jetzt gezogene Schlußstrich würde tatsächlich endgültig sein.
    "Sei um halb acht hier", sagte Dorothy. "Und ich möchte, daß du etwas Attraktives anziehst, vielleicht das Wollkleid, das ich dir im Oktober zum Geburtstag geschenkt habe. Und die Haare: Steck sie dir hoch. Ich würde gern noch länger mit dir sprechen, aber ich muß noch so viel erledigen. Bis morgen also, Liebes. Wiedersehn."
    Laurie nahm den Hörer vom Ohr und schaute ihn in dem dunklen Zimmer ungläubig an. Ihre Mutter hatte einfach aufgelegt. Sie wußte nicht, ob sie fluchen, lachen oder weinen sollte. Sie legte den Hörer auf die Gabel. Schließlich lachte sie. Ihre Mutter war schon ein ganz besonderer Fall.
    Laurie ging durch die Wohnung, schaltete das Licht an und zog dann die Vorhänge zu. Abgeschirmt von der Welt, löste sie die Haare und zog sich aus. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich besser. Das verrückte Gespräch mit ihrer Mutter hatte sie aus ihren trüben Gedanken gerissen.
    Als sie unter die Dusche ging, gestand sie sich ein, daß sie dazu neigte, in beruflichen Situationen emotionaler zu reagieren, als ihr

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