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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Vinnie, arbeitete sie schweigend und rasch, entfernte das Brustbein und legte die inneren Organe frei.
    Lou bemühte sich, nicht im Weg zu sein. "Tut mir leid, wenn ich Sie aufgehalten habe", sagte er, als Laurie eine Pause einlegte, damit Vinnie die Präparatengläser herrichten konnte.
    "Macht nichts", beruhigte Laurie ihn. "Wenn DePasquale an die Reihe kommt, erkläre ich etwas ausführlicher. Jetzt will ich erst mal Andrews fertigmachen. Wenn Calvin richtig durchdreht, könnte es Ärger geben."
    "Ich verstehe", sagte Lou. "Wäre es Ihnen lieber, wenn ich ginge?"
    "Nein, überhaupt nicht. Seien Sie nur nicht beleidigt, wenn ich Sie eine Weile nicht beachte."
    Nach der Untersuchung der inneren Organe in situ entnahm Laurie mittels mehrerer Spritzen verschiedene Flüssigkeiten für toxikologische Tests. Sie und Vinnie gingen ganz planvoll vor, um sicherzustellen, daß die Proben in die entsprechend gekennzeichneten Gefäße kamen. Dann entfernte sie ein Organ nach dem anderen. Am meisten Zeit verwandte sie auf das Herz, bis auch das schließlich entfernt war.
    Während Vinnie Magen und Darm zum Becken trug, um sie auszuwaschen, entnahm Laurie dem Herzen mit großer Sorgfalt mehrere Proben für mikroskopische Untersuchungen. Dann entnahm sie einigen anderen Organen ähnliche Proben. Vinnie war inzwischen zurückgekommen. Ohne Hast begann er damit, die Kopfhaut zurückzuziehen. Nachdem Laurie den Schädel untersucht hatte, nickte sie Vinnie zu, der den Schädel mit einer Hochgeschwindigkeitssäge direkt über den Ohren rundum aufschnitt.
    Lou blieb auf Distanz, als Laurie das Gehirn aus dem Schädel hob und in eine Schale gleiten ließ, die Vinnie ihr hinhielt. Mit einem langen Messer, das dem eines Metzgers ähnelte, machte sie nacheinander mehrere Schnitte, als würde sie einen fertigen Braten aufschneiden. Sie waren ein eingespieltes Team, das sich ohne viel Worte verstand.
    Eine halbe Stunde später führte Laurie Lou aus dem Sektionssaal. Sie ließen die äußere Schutzkleidung zurück und gingen in die Kantine im ersten Stock, um einen Kaffee zu trinken. Sie hatten etwa eine Viertelstunde Zeit, in der Vinnie die sterblichen Überreste Duncans wegräumte und den nächsten Fall "vorbereitete", Frank DePasquale.
    "Vielen Dank, aber ich werde wohl ein paar Tage nichts essen", sagte Lou, als sie ihm anbot, sich etwas aus einem der Automaten in der Kantine zu nehmen. Laurie goß sich eine zweite Tasse Kaffee ein. Sie saßen an einem Resopaltisch in der Nähe des Mikrowellenherdes. In dem Raum waren außer ihnen noch etwa fünfzehn Personen, die sich alle angeregt unterhielten.
    Da Lou einige Raucher sah, holte er eine Schachtel Marlboro und Streichhölzer aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an. Als er Lauries Gesicht bemerkte, nahm er die Zigarette aus dem Mund. "Was dagegen, wenn ich rauche?" fragte er.
    "Wenn Sie müssen", entgegnete Laurie.
    "Nur eine."
    "Tja, im großen ganzen kein pathologischer Befund bei Duncan Andrews", sagte Laurie. "Und bei der Histologie werde ich wahrscheinlich auch nichts finden."
    "Sie können nur tun, was möglich ist", sagte Lou. "Wenn Sie nicht weiterkommen, lassen Sie Dr. Washington entscheiden, was zu tun ist. Da er zu denen da oben gehört, ist es seine Aufgabe."
    "Wer die Autopsie vornimmt, muß auch den Totenschein ausstellen", erklärte Laurie. "Aber ich kann’s ja mal versuchen."
    "Es war toll, wie geschickt Sie im Sektionssaal mit diesem Messer umgegangen sind
    ", sagte Lou.
    "Danke für die Blumen", erwiderte Laurie. "Doch wieso habe ich das Gefühl, als würde noch ein ›Aber‹ kommen?"
    "Ich bin einfach erstaunt, daß eine so attraktive Frau wie Sie sich für einen solchen Beruf entscheidet", meinte Lou.
    Laurie schloß die Augen und stieß einen verzweifelten Seufzer aus. "Eine ziemlich chauvinistische Bemerkung." Sie sah Lou ernst an. "Das hebt Ihr Kompliment leider wieder auf. Wollten Sie sagen: ›Was tut ein so hübsches Mädchen wie Sie an einem solchen Ort?‹"
    "Oh, tut mir leid", entgegnete Lou. "So hab ich es überhaupt nicht gemeint."
    "Wenn jemand über mein Aussehen und meine Fähigkeiten spricht und beides miteinander in Verbindung bringt, wirft das ein negatives Licht auf beides", erklärte Laurie. Sie nippte an ihrem Kaffee. Sie merkte, daß Lou verstört war und sich unwohl fühlte.
    "Ich wollte Sie nicht attackieren", fuhr sie fort. "Aber ich habe es satt, meine Berufswahl zu verteidigen. Und ich habe es auch satt zu hören, daß mein Aussehen

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