Montgomery u Stapleton 01 - Blind
reden Sie da?" sagte Ron nervös.
"Ich will wissen, ob Sie oder Ihr Kollege den Toten angerührt haben."
"Hm
" Ron war offenbar nicht geneigt zu antworten.
"Es ist eine ganz einfache Frage."
"Wir mußten feststellen, ob er tot ist", erklärte Ron. "Aber das war leicht, denn er war so kalt wie eine von den Gurken hier auf dem Boden."
"Sie haben also nur hineingefaßt und den Puls gefühlt?"
"Das ist richtig", sagte Ron.
"Wo?"
"Am Handgelenk."
"Am rechten Handgelenk?"
"Moment mal, Sie werden mir zu speziell", wandte Ron ein.
"Ich weiß nicht mehr, welches Handgelenk."
"Ich will Ihnen was erklären", sagte Laurie, während sie den Objektivdeckel ihrer Kamera abnahm und daranging, Aufnahmen von der Leiche im Kühlschrank zu machen. "Sehen Sie den rechten Arm, der in die Luft ragt?"
"Ja", antwortete Ron.
"Er bleibt aufgrund der Totenstarre so stehen", erklärte Laurie. Das Blitzlicht zuckte auf, als sie eine Aufnahme machte.
"Davon hab ich schon mal gehört", sagte Ron.
"Aber die Totenstarre tritt erst ein, nachdem der Körper eine Zeitlang schlaff gewesen ist", fuhr Laurie fort. "Fällt Ihnen dazu irgend etwas bei dieser Leiche auf?" Laurie machte eine weitere Aufnahme aus einer anderen Perspektive.
"Ich weiß nicht, was Sie meinen."
"Ich will sagen, daß der Leichnam nach dem Tod bewegt worden ist", erklärte Laurie. "Vielleicht aus dem Kühlschrank raus und dann wieder hinein. Und das muß mehrere Stunden nach dem Tod gewesen sein, denn es dauert etwa zwei Stunden, bis die Totenstarre eintritt."
"Das ist ja hochinteressant", sagte Ron. "Vielleicht sollte Pete das auch erfahren." Ron ging zur Tür des Arbeitszimmers und rief Pete in die Küche. Als er kam, erklärte Ron ihm, was Laurie eben gesagt hatte.
"Vielleicht hat die Freundin von dem Typ ihn rausgezogen", meinte Pete.
"Dieser Tote wurde von seiner Freundin gefunden?" fragte Laurie.
"Ja", bestätigte Pete. "Die Freundin hat den Notarzt angerufen. Vielleicht hat sie ihn rausgezogen."
"Und dann wieder zurückgepackt?" fragte Laurie skeptisch.
"Wohl sehr unwahrscheinlich."
"Was meinen Sie denn, was passiert ist?" wollte Ron wissen.
Laurie sah die beiden Polizisten einen Augenblick an und überlegte, wie sie am besten vorgehen sollte. "Ich weiß nicht, was ich meinen soll", sagte sie schließlich. Sie zog sich die Gummihandschuhe über. "Aber jetzt möchte ich die Leiche untersuchen, für den Abtransport freigeben und nach Hause gehen."
Laurie faßte in den Kühlschrank und berührte Stuart Morgans Körper. Er war aufgrund der Totenstarre hart und kalt. Als sie ihn untersuchte, wurde offensichtlich, daß auch andere Gliedmaßen sich in so unnatürlicher Lage befanden wie der rechte Arm. Sie bemerkte eine Einstichstelle in der Armbeuge des linken Arms. Bis auf den Kühlschrank hatte dieser Fall fraglos eine unheimliche Ähnlichkeit mit denen von Duncan Andrews, Robert Evans und Marion Overstreet.
Laurie richtete sich auf und wandte sich an Ron. "Würde es Ihnen was ausmachen, mir zu helfen, den Toten aus dem Kühlschrank zu heben?" fragte sie.
"Pete, du hilfst ihr", ordnete Ron an.
Pete machte ein verärgertes Gesicht, nahm von Laurie jedoch ein Paar Gummihandschuhe an und zog sie über. Gemeinsam hoben sie Stuart Morgan aus dem Kühlschrank und legten ihn auf den Boden.
Laurie machte noch ein paar Aufnahmen. Für ihr geschultes Auge war aufgrund der Körperhaltung offenkundig, daß die Totenstarre eingetreten war, als der Körper sich im Kühlschrank befunden hatte. So viel war klar. Es war aber auch klar, daß die Stellung, in der sie den Leichnam gefunden hatte, nicht die war, in der er ursprünglich gewesen war.
Beim Fotografieren der Leiche bemerkte Laurie, daß die Geldtasche halb geöffnet war. Der Reißverschluß hatte sich an einem Geldschein verklemmt. Sie machte eine Nahaufnahme.
Laurie legte die Kamera beiseite und beugte sich vor, um die Geldtasche etwas genauer zu untersuchen. Mit einiger Mühe gelang es ihr, den Reißverschluß aufzuziehen und das Täschchen zu öffnen. Es enthielt drei Dollarscheine, die am Rand eingerissen waren, weil sie sich im Reißverschluß verfangen hatten.
Laurie stand auf und übergab Ron die drei Dollar. "Beweismaterial", sagte sie.
"Beweismaterial wofür?" fragte Ron.
"Ich habe schon von Fällen gehört, wo die Polizei Unfall-oder Mordopfer bestohlen hat", sagte Laurie. "Aber ich hatte nicht gedacht, jemals einen so offensichtlichen Fall zu erleben."
"Wovon zum Teufel sprechen Sie?"
"Die
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