Montgomery u Stapleton 01 - Blind
doof? Ich verstehe alles. Aber du weißt, wie gern ich das mache. Wie wärs, wenn ich sie umlege und du übernimmst den Mann?"
"Himmel Herrgott!" schimpfte Angelo. Er holte seine Pistole heraus und setzte den Schalldämpfer auf. "Das ist Arbeit, kein Truthahnschießen. Wir sind nicht zu unserem Vergnügen hier."
"Was macht es fürn Unterschied, ob du sie umlegst oder ich?" fragte Tony.
"Letztlich überhaupt keinen", räumte Angelo ein. "Aber ich habe die Verantwortung, und ich übernehme die Frau. Ich möchte sichergehn, daß sie tot ist. Ich bin es schließlich, der Cerino Rede und Antwort stehen muß."
"Du meinst also, du kannst jemand besser erschießen als ich?" fragte Tony. Er schien beleidigt zu sein.
"Mein Gott, Tony", seufzte Angelo. "Du kannst den nächsten umlegen. Was ist, sollen wir uns abwechseln?"
"Okay, das ist gerecht", sagte Tony. "Jeder den gleichen Teil."
"Freut mich, daß du einverstanden bist", sagte Angelo. "Ich komme mir vor wie im Kindergarten. Also, gehn wir!"
Sie stiegen aus dem Wagen, überquerten die Straße und verschwanden zwischen den dichten, nassen Sträuchern, die das fragliche Haus umgaben. Als sie an der Hintertür ankamen, untersuchte Angelo sie sorgfältig, fuhr mit der Hand über den Querbalken, leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe durch die Ritzen und prüfte das Schloß. Er richtete sich auf.
"Keine Alarmanlage", sagte er erstaunt, "oder es ist etwas, das ich übersehen habe."
"Willst du durch ein Fenster rein oder durch eine Tür?" fragte Tony.
"Die Tür dürfte eigentlich kein Problem sein", meinte Angelo.
Mit seinem Taschenmesser hatte Tony im Nu den Kitt an einem der Fenster neben der Tür entfernt. Mit einer spitzen Zange zog er die Drahtstifte heraus und hob dann die Scheibe nach draußen. Er griff hinein, entriegelte die Tür und drehte den Knauf.
Die Tür ging mit einem nur schwachen Quietschen auf. Keine Alarmanlage ertönte, und kein bissiger Hund bellte. Angelo trat leise ein, die Pistole neben dem Kopf nach oben gerichtet. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Es schien ein Wohnzimmer zu sein mit einer ginganbezogenen Sitzgarnitur und einem Fernseher mit Großbildschirm. Angelo lauschte eine Minute, dann senkte er die Pistole. Als er auch hier keine Alarmanlage entdeckte, ließ seine Anspannung allmählich nach.
Mit einem Wink zu Tony, ihm zu folgen, bewegte Angelo sich lautlos zur Eingangsdiele. Gemeinsam schlichen die beiden Männer eine große geschwungene Treppe hinauf, die zu einem Korridor im Obergeschoß führte, auf den ein halbes Dutzend Türen ging. Alle Türen bis auf eine waren leicht geöffnet. Auf seinen Instinkt vertrauend, ging Angelo direkt darauf zu. Nachdem er sich versichert hatte, daß Tony hinter ihm stand, drückte er vorsichtig die Türklinke. Die Tür öffnete sich auf seinen Druck.
Lautes Schnarchen kam aus dem Bett an der gegenüberliegenden Wand. Angelo wußte nicht genau, wer schnarchte, aber da er sicher war, daß beide tief schliefen, gab er Tony ein Zeichen, ihm zu folgen. Gemeinsam näherten sie sich dem Bett.
Es war ein breites französisches Bett mit einer Daunendecke. Im Bett lagen ein Mann und eine Frau im späten mittleren Alter. Beide lagen auf dem Rücken.
Angelo wandte sich nach rechts, auf die Seite der Frau. Tony ging auf die andere Seite. Die Opfer rührten sich nicht. Angelo hob die Hand, zeigte im Dämmerlicht des Schlafzimmers auf seine Walther, was hieß, daß er bereit war, die Frau ins Jenseits zu befördern, und daß Tony den Mann im Auge behalten sollte.
Tony nickte. Und als Angelo seine Pistole auf den Kopf der schlafenden Frau richtete, tat Tony auf der anderen Bettseite das gleiche. Angelo ging mit der Waffe ganz dicht heran, zielte auf die Schläfe direkt über und vor dem Ohr. Die Kugel sollte in die Gehirnbasis dringen, ungefähr dorthin, wo sie steckengeblieben wäre, wenn er in den Hinterkopf hätte schießen können.
Der Schuß war laut im Verhältnis zur Stille, die im Zimmer herrschte, aber verglichen mit normalen Geräuschen war es ein zischender dumpfer Schlag, wie eine Faust, die auf ein Kissen trifft.
Angelo, der beim Abdrücken leicht zusammengezuckt war, hatte sich kaum gefangen, als es einen ähnlichen zischenden dumpfen Schlag tat. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Kopf des Mannes aus dem Kissen hochfuhr, dann wieder zurückfiel. Ein dunkler Fleck, der im dämmrigen Licht schwarz wirkte, breitete sich aus.
"Ich konnte nicht anders", sagte Tony. "Ich hab
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