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Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Montgomery u Stapleton 01 - Blind

Titel: Montgomery u Stapleton 01 - Blind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zweifelsfrei zu klären", sagte Laurie, "aber mit dem, was wir jetzt schon haben, können wir, glaube ich, ziemlich sicher sein."
    "Ich möchte wissen, ob dieser Mistkerl von Ehemann in die Geschichte verwickelt war", überlegte Jordan laut.
    "Bestimmt wird die Polizei diese Möglichkeit untersuchen", sagte Laurie. "Ich dachte, Sie sollten es auf jeden Fall erfahren."
    "Ich weiß gar nicht, ob ich es erfahren will", sagte Jordan.
    "Tut mir leid, daß ich der Übermittler einer so tragischen Nachricht bin", sagte Laurie.
    "Dafür können Sie nichts. Und erfahren mußte ich es ja wohl. Auf jeden Fall sehen wir uns um acht."
    "Ja, um acht."
    Laurie legte auf und wählte die Nummer der Abteilung Interne Angelegenheiten. Sie sprach mit einer desinteressierten Sekretärin, die die Einzelheiten aufnahm und zusagte, sie an ihren Chef weiterzuleiten.
    Laurie saß an ihrem Schreibtisch, um ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie zurück in den Sektionssaal zu ihrem letzten Fall ging. Sie fühlte sich bedrückt. Es war, als würde jeder Aspekt ihres Lebens – persönlich, beruflich und ethisch – ihrer Kontrolle entgleiten.
    "Ich bin Lieutenant Lou Soldano", sagte Lou höflich. Er zeigte der Empfangsdame mit den strahlenden Augen seine Marke.
    "Morddezernat?" fragte sie.
    "Ja", bestätigte Lou. "Ich möchte den Doktor sprechen. Es dauert nur ein paar Minuten."
    "Nehmen Sie doch bitte im Wartezimmer Platz, Ich sage ihm, daß Sie hier sind."
    Lou setzte sich und blätterte unbeteiligt eine neue Ausgabe von The New Yorker durch. Er bemerkte die Zeichnungen an den Wänden, vor allem eine, die offenkundig pornographisch war. Er fragte sich, ob jemand sie wohl bewußt ausgewählt hatte oder ob sie zusammen mit der übrigen Einrichtung geliefert worden waren. Egal, dachte Lou, über Geschmack läßt sich nicht streiten.
    Im Gegensatz zu den Zeichnungen beeindruckte das Wartezimmer Lou durchaus. Die Wände waren mahagonigetäfelt. Ein geschmackvoller, mindestens ein Zoll dicker Perserteppich bedeckte den Boden.
    Lou studierte die Gesichter der Patienten, die diesen Aufwand bezahlten und dazu den Wagen und die Rosen. Es waren etwa zehn Personen im Wartezimmer, einige mit Augenklappe, andere, die vollkommen gesund aussahen, so auch eine mit Schmuck behängte Frau mittleren Alters. Lou hätte sie gern gefragt – nur um sich ein Bild machen zu können –, weswegen sie hier war, aber er wagte es nicht.
    Die Zeit verstrich schleppend, und ein Patient nach dem andern verschwand in der weitläufigen Praxis. Lou bemühte sich, seine Ungeduld zu zügeln, aber nach einer Dreiviertelstunde wurde er langsam gereizt. Wollte Scheffield ihn bewußt brüskieren? Ein Detective Lieutenant des Morddezernats konnte doch wohl erwarten, so rasch wie möglich empfangen zu werden. Außerdem hatte Lou nicht vor, die Zeit des Arztes lang in Anspruch zu nehmen.
    Lou hatte für seinen Besuch einen doppelten Grund. Er wollte mehr über Marsha Schulman erfahren, aber auch über Paul Cerino sprechen. Es war eine Art Fischzug; vielleicht konnte der Arzt ihm einige Einzelheiten mitteilen, die er noch nicht kannte. Den hartnäckigen Gedanken in seinem Unterbewußtsein verdrängte er: In Wirklichkeit war er nämlich hier, um sich den Mann anzusehen, der sich jeden Abend mit Dr. Laurie Montgomery zum Essen traf.
    "Mr. Soldano", rief die Sekretärin ihn schließlich auf. "Dr. Scheffield läßt bitten."
    "Wurde auch Zeit", murmelte Lou, als er sich erhob und die Zeitschrift auf den Tisch warf. Er ging zu der Tür, die die Sekretärin aufhielt. Es war nicht die Tür, durch die alle Patienten gegangen waren.
    Lou wurde über einen kurzen Gang in Jordans Privatbüro geführt. Er ging bis in die Mitte des Zimmers. Hinter ihm wurde die Tür geschlossen.
    Lou blickte auf Jordans blonden Haarschopf. Der Arzt machte Notizen in einer Akte.
    "Setzen Sie sich", sagte Jordan, ohne aufzuschauen.
    Lou überlegte, was er tun sollte. Der Gedanke, eine Aufforderung, die eher einem Befehl als einer Bitte glich, zu befolgen, widerstrebte ihm, und so blieb er, wo er war. Sein Blick streifte durch das Büro. Er war beeindruckt und konnte nicht umhin, den Rahmen mit seinem eigenen nüchternen Rattenloch mit dem Metallschreibtisch und den abblätternden Wänden zu vergleichen. Wer hatte behauptet, das Leben sei gerecht?
    Lou wandte sich wieder dem Arzt zu, konnte aber nicht viel mehr erkennen, als daß der Mann gepflegt aussah. Er trug einen normalen weißen Arztkittel, der weißer als weiß zu sein

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