Montgomery u Stapleton 01 - Blind
überall Bullen."
"Schon gut", beschwichtigte Tony. Er schob das Magazin in den Griff und ließ die Pistole wieder in das Halfter gleiten. "Du hast eine tolle Laune. Ich hab mich schon umgeguckt, bevor ich die Kanone rausgeholt habe. Meinst du, ich bin blöd? Es ist kein Mensch in der Nähe des Wagens."
Angelo schloß die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Er hatte Kopfschmerzen. Seine Nerven waren angespannt. Er haßte es, so müde zu sein.
"Es ist gleich drei", sagte Tony.
"In Ordnung", erwiderte Angelo. "Du weißt noch, wie wir vorgehen, wenn wir ins Krankenhaus kommen?"
"Ich weiß, was wir machen müssen", sagte Tony genervt. "Kein Problem."
"In Ordnung", sagte Angelo erneut. "Gehn wir."
Sie stiegen aus dem Wagen. Angelo überprüfte noch einmal kurz die unmittelbare Umgebung. Dann überquerte er mit Tony die Straße und trat in die Eingangshalle des belebten Manhattan General Hospital.
Als erstes machten sie am Kiosk halt, wo Angelo zwei Sträuße Schnittblumen erstand. Einen reichte er Tony, den anderen trug er selbst. Die Blumen in der Hand, gingen sie zurück in die Eingangshalle und stellten sich in die Schlange am Informationsschalter.
"Mary OConnor", sagte Angelo höflich, als er an der Reihe war.
"Fünfhundertsieben", antwortete die Angestellte am Schalter, nachdem sie den Computer befragt hatte.
Als sie sich vor den Aufzügen anstellten, beugte Tony sich zu Angelo hinüber und flüsterte: "So weit, so gut."
Angelo blickte Tony erneut finster an, sagte aber nichts. Krankenschwestern, die ihren Dienst begannen, betraten mit ihnen den Aufzug. Für einen Rüffel war keine Zeit. Im vierten Stock stiegen Angelo und Tony zusammen mit drei Schwestern aus.
Angelo wartete, um zu sehen, wohin die Schwestern gingen, und entschied sich dann für die entgegengesetzte Richtung. Er merkte zwar sofort, daß Zimmer 507 auf der anderen Seite lag, ging jedoch weiter, bis die Schwestern das Stationszimmer erreicht hatten, und machte erst dann kehrt.
Angelo bewegte sich so, als wüßte er genau, wohin er ging. Er schlenderte am Stationszimmer vorbei, ohne auch nur einen Blick in diese Richtung zu werfen.
Danach war es ganz einfach, Zimmer 507 zu finden. Angelo blieb stehen und warf einen vorsichtigen Blick in das Zimmer. Zufrieden, daß kein Fremder im Zimmer war, trat er über die Schwelle und beobachtete die Frau im Bett. Sie schaute auf einen Fernseher, der auf einem am Bettrahmen befestigten Schwenkarm stand.
Die Frau hatte über einem Auge eine Klappe. Das ungeschützte Auge wandte sich vom Fernseher auf Angelo. Sie sah ihn fragend an.
"Guten Tag, Mrs. OConnor", sagte Angelo freundlich. "Sie haben Besuch."
Angelo winkte Tony, ins Zimmer zu kommen.
"Wer sind Sie?" fragte Mrs. OConnor.
Tony trat, den Blumenstrauß vor sich haltend, lächelnd in das Zimmer. Mrs. OConnors Blick wanderte von Angelo zu Tony.
"Ich glaube, Sie sind im falschen Zimmer", sagte sie. "Vielleicht die falsche OConnor."
"Oh?" meinte Angelo fragend. "Sind Sie nicht die Mrs. OConnor, die heute noch operiert werden soll?"
"Ja", bestätigte Mrs. OConnor. "Aber ich kenne Sie beide nicht, oder?"
"Das halte ich für unwahrscheinlich", sagte Angelo. Er ging zur Tür und sah in den Gang. Im Schwesternzimmer herrschte immer noch Hochbetrieb. Aus der anderen Richtung kam niemand. "Ich glaube, es ist Zeit für Mrs. OConnors Behandlung."
Tonys Lächeln wurde noch breiter. Er legte die Blumen auf den Nachttisch.
"Was für eine Behandlung?" fragte Mrs. OConnor.
"Entspannungstherapie", erklärte Tony. "Darf ich Ihr Kissen nehmen?"
"Hat Dr. Scheffield das angeordnet?" Obwohl Mrs. OConnor mißtrauisch war, widersetzte sie sich nicht, als Tony ihr das Kissen unter dem Kopf wegzog. Sie war es nicht gewohnt, Anordnungen ihrer Ärzte zu hinterfragen.
"Nicht direkt", sagte Tony.
Mrs. OConnor versuchte, sich aufzurichten. "Ich möchte Schwester Lang sprechen", begann sie. Aber sie hatte keine Chance, weiterzureden. Tony drückte ihr das Kissen auf das Gesicht, dann setzte er sich auf ihre Brust.
Ein paar erstickte Laute folgten, aber Mrs. OConnor kämpfte nicht lange. Sie strampelte einige Male mit den Beinen, aber das war wohl weniger eine Gegenwehr als eine unwillkürliche Reaktion auf den Mangel an Luft.
Angelo stand inzwischen Schmiere. Er behielt das Schwesternzimmer im Auge. Kein Problem von dort. Die Schwestern unterhielten sich angeregt. Angelo schaute in die andere Richtung des Ganges. Sein Herz setzte aus,
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