Montgomery u Stapleton 01 - Blind
auf.
"Was ist los?"
Mit dem vorderen Ende des Schalldämpfers bog Angelo die Finger des sterbenden Mannes auseinander. In seiner Hand lag ein kleines Kunststoffgerät mit einem Knopf.
"Der Kerl hatte ein Alarmgerät", sagte Angelo.
"Was heißt das?" fragte Tony.
"Das heißt, daß wir auf dem schnellsten Weg hier raus müssen. Los, komm."
So schnell es im Halbdunkel möglich war, liefen sie die Treppen hinunter. Als sie auf die Treppe zum Erdgeschoß einbogen, stießen sie fast mit der Haushälterin zusammen, die auf dem Weg nach oben war.
Die Frau schrie auf, machte kehrt und floh zurück nach unten. Tony feuerte mit seiner Bantam hinterher, aber auf mehr als zwei Meter war seine Waffe nicht genau. Die Kugel verfehlte die Frau und zerschmetterte statt dessen einen großen, goldgerahmten Spiegel.
"Wir müssen sie kriegen", rief Angelo, dem klar war, daß die Frau sie genau gesehen hatte. Er stürzte die Treppe hinunter. Unten rutschte er auf dem mit Spiegelscherben übersäten Marmorboden aus, fing sich aber und rannte durch den Gang zur Rückseite des Hauses. Vor sich sah er die Frau, die verzweifelt versuchte, eine Glastür zu öffnen, die auf den Hof hinter dem Haus führte.
Bevor er sie fassen konnte, war sie zur Tür hinaus. Angelo kam nur Sekunden zu spät. Tony war direkt hinter ihm. Sie rannten nach draußen hinter ihr her, stolperten aber über einige Gartenstühle, die sie in der Finsternis nicht sehen konnten.
Angelo blieb stehen und spähte in die Dunkelheit. Der Hof hinter dem Haus war eher ein kleiner Park. In der Mitte befand sich ein rechteckiger, schimmernder Teich. Rechts stand ein efeubewachsenes Gartenhäuschen, das halb im Schatten lag. Vom kräftigen Ast einer mächtigen Eiche hing eine Schaukel. Angelo konnte die Frau nirgendwo entdecken.
"Wo ist sie hin?" flüsterte Tony.
"Wenn ich das wüßte, würde ich dann hier rumstehen?" erwiderte Angelo. "Du gehst da lang, ich hier." Er zeigte auf die beiden Seiten des Teichs.
Sie durchstöberten den ganzen Garten. Selbst in die dunklen, mit Farn und Sträuchern bestandenen Nischen schauten sie.
"Da ist sie!" rief Tony und zeigte zurück zum Haus.
Angelo gab zwei Schüsse auf die fliehende Frau ab. Der erste zertrümmerte die Glastür. Nach dem zweiten sah er, wie die Frau taumelte und zu Boden stürzte.
"Du hast sie erwischt!" schrie Tony.
"Jetzt aber weg hier", sagte Angelo. In der Ferne hörte er Sirenen. Sie waren nicht genau zu lokalisieren, aber sie schienen näher zu kommen.
Da Angelo nicht riskieren wollte, das Haus durch die Vordertür zu verlassen, wandte er sich der hinteren Gartenmauer zu. Auf der anderen Seite des Teichs entdeckte er eine Tür. "Los, komm!" rief er zu Tony hinüber. Angelo erreichte die Tür als erster. Er schob den alten Riegel zurück, der die Tür sicherte, und rannte auf einen mit Gerümpel übersäten Weg hinaus. Sie liefen den dunklen Weg entlang und rüttelten an jeder Gartentür, an der sie vorbeikamen. Schließlich entdeckte Tony ein Tor mit fast verrotteten Brettern und trat es ein.
Der Garten, in den sie traten, schien genauso verwahrlost wie das Tor.
"Und jetzt?" fragte Tony.
"Da lang", sagte Angelo. Er zeigte auf einen dunklen Durchgang, der zur Vorderseite des Hauses führte. Am Ende des Durchgangs kamen sie an eine verriegelte Tür. Sie schoben den Riegel zurück und gingen hinaus. Sie waren auf der 85th Street.
Angelo klopfte sich den Anzug ab. Tony tat das gleiche.
"Okay", sagte Angelo. "Jetzt ganz cool, sicher und entspannt."
Die beiden gingen gemächlich die Straße entlang und um die Ecke, so als wären sie hier zu Hause. Langsam näherten sie sich Angelos Wagen. Die Sirenen waren tatsächlich zu dem Backsteinhaus unterwegs gewesen, das sie gerade verlassen hatten. Vor sich konnten sie drei Streifenwagen mit blinkendem Blaulicht erkennen, die die Straße vor dem Haus absperrten.
Angelo öffnete die Wagentüren, und sie stiegen ein.
"Das war sagenhaft!" schwärmte Tony, als sie einige Häuserblocks weiter waren. "Das war die coolste Nummer, die ich je erlebt habe."
Angelo blickte ihn finster an. "Es war eine Katastrophe", sagte er.
"Wieso? Wir sind weg. Kein Problem. Und du hast die Frau erwischt. Die lag sofort flach."
"Aber wir haben nicht nachgesehen", wandte Angelo ein. "Woher soll ich wissen, ob ich sie richtig erwischt oder nur angeschossen habe? Wir hätten nachsehen sollen. Sie hat uns beide gesehen."
"Sie ist sofort umgekippt", sagte Tony. "Du hast sie bestimmt
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