Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
jedenfalls eine ganz schöne Panik.«
»Kann ich mir vorstellen«, sagte Jack. »Wie lautet denn der Name des ersten Opfers?«
»Carlo Pacini«, erwiderte Janice. »Aber mehr kann ich Ihnen nicht über ihn sagen. Er ist vor meiner Schicht gestorben. Steve Mariott hat sich um den Fall gekümmert.«
»Darf ich Sie um einen Gefallen bitten?« fragte Jack. »Kommt drauf an. Ich bin todmüde.«
»Bitte sagen Sie Bart, daß ich die Krankenblätter von sämtlichen Opfern brauche, die bei diesen Ausbrüchen jeweils als erste gestorben sind. Nodelman, Susanne Hard, Lagenthorpe und Pacini. Glauben Sie, Sie können die Unterlagen für mich zusammentragen?«
»Natürlich«, versicherte Janice. »Die Fälle sind ja allesamt noch nicht abgeschlossen.«
Jack erhob sich und klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter. »Vielleicht sollten Sie auf Ihrem Nachhauseweg kurz in der Klinik vorbeischauen«, empfahl er ihr. »In Ihrem Fall wäre eine Chemoprophylaxe vielleicht angebracht.« Janice riß ihre Augen weit auf. »Glauben Sie wirklich, daß das nötig ist?«
»Vorsicht ist besser als Nachsicht«, erwiderte Jack. »Aber das können Sie ja mit einem Spezialisten für Infektionskrankheiten besprechen. Die wissen da besser Bescheid. Soweit ich weiß, gibt es sogar einen Kombinationsimpfstoff; allerdings dauert es ein paar Tage, bis er wirkt.«
Er eilte zurück in den Identifizierungsraum und fragte George nach der Akte über Carlo Pacini.
»Die habe ich nicht«, sagte George. »Laurie ist heute früher gekommen als sonst, und als sie von dem neuen Desaster gehört hat, wollte sie den Fall unbedingt übernehmen. Sie hat die Akte mitgenommen.«
»Und wo ist sie jetzt?«
»In ihrem Büro«, antwortete Vinnie und lugte kurz hinter seiner Zeitung hervor.
Jack hastete hinauf in Lauries Büro. Anders als er, studierte sie jede Akte gründlich und in aller Ruhe, bevor sie die Autopsie vornahm.
»Ziemlich beängstigend, würde ich sagen«, bemerkte sie, als sie Jack sah.
»Absolut furchterregend.« Jack zog sich den Stuhl von Lauries Kollegen heran und nahm neben ihr am Schreibtisch Platz. »Jetzt ist genau das eingetreten, was ich die ganze Zeit befürchtet habe. Hast du schon irgend etwas Interessantes herausgefunden?«
»Nicht viel«, gestand Laurie. »Pacini ist am Samstag aber mit einer gebrochenen Hüfte eingeliefert worden. Offenbar hatte er Probleme mit den Knochen; in den vergangenen Jahren hatte er mehrere Frakturen.«
»Paßt genau in das Muster«, bemerkte Jack. »Was für ein Muster?«
»Alle Patienten, die als erste eine der in den letzten Tagen ausgebrochenen Infektionen zum Opfer gefallen sind, haben an irgendeiner chronischen Krankheit gelitten«, erklärte Jack. »Viele Patienten, die stationär behandelt werden, leiden unter chronischen Krankheiten«, gab Laurie zu bedenken. »Ich würde sogar sagen, die meisten. Aber was soll das mit unseren Fällen zu tun haben?«
»Ich kann dir sagen, was in seinem paranoiden Hirn vorgeht«, meldete sich plötzlich Chet zu Wort, der in der Tür zu Lauries Büro aufgetaucht war. Er kam herein und blieb neben dem zweiten Schreibtisch stehen. »Er hegt einen tiefen Groll gegen AmeriCare. Deshalb bildet er sich ein, daß die Leute von AmeriCare hinter all dem Ärger stecken, daß sie eine Verschwörung angezettelt haben.«
»Ist das wahr?« fragte Laurie.
»Ich bilde mir nicht nur ein, daß sie eine Verschwörung angezettelt haben«, entgegnete Jack. »Es liegt klar auf der Hand.«
»Und was stellst du dir konkret unter - dieser ›Verschwörung‹ vor?« wollte Laurie wissen.
»Er glaubt, daß diese seltenen Krankheiten mit Absicht verbreitet werden«, antwortete Chet und faßte Jacks Theorie kurz zusammen.
Laurie warf Jack einen fragenden Blick zu. Jack zuckte mit den Achseln.
»Es gibt jede Menge unbeantworteter Fragen«, sagte er. »Wie bei nahezu jedem Ausbruch einer Infektionskrankheit«, entgegnete Laurie. »Also wirklich, Jack! Das klingt alles ziemlich weit hergeholt. Ich hoffe, du hast den Managern des Manhattan General diese Theorie noch nicht dargelegt.«
»Doch, das hab’ ich«, gestand Jack. »Ich habe den Labordirektor gefragt, ob er etwas mit der Sache zu tun hat. Er ist nämlich ziemlich sauer auf die Klinikleitung, weil man ihm sein Budget gekürzt hat. Daraufhin hat er umgehend die Beauftragte für die Überwachung von Infektionskrankheiten informiert. Ich kann mir gut vorstellen, daß die beiden auch die Krankenhausleitung von meinem Auftritt
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