Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
dich um noch einen Gefallen bitten«, fuhr Jack fort. »Du hast mir doch erzählt, daß du mal mit einem Polizeikommissar liiert warst und immer noch mit ihm befreundet bist.«
»Ja, das stimmt«, entgegnete Laurie.
»Glaubst du, du könntest ihn bitte anrufen?« fragte Jack. »Ich würde mich gern mal inoffiziell mit ihm unterhalten.«
»Jetzt machst du mir aber wirklich angst«, rief Laurie. »Steckst du in Schwierigkeiten - oder was ist los?«
»Laurie«, drängte Jack. »Bitte stell mir keine Fragen. Je weniger du weißt, desto besser ist es für dich. Ich glaube einfach, es wäre gut, wenn ich mich mit einem hochrangigen Kripomann unterhalte.«
»Soll ich ihn sofort anrufen?«
»Wann immer es dir paßt.«
Laurie seufzte und wählte die Nummer von Lou Soldano. Sie hatte schon seit ein paar Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen, deshalb war es ihr fast ein bißchen peinlich, ihn wegen einer Sache anzurufen, über die sie so gut wie nichts wußte. Aber sie machte sich ernsthafte Sorgen um Jack und wollte ihm unbedingt helfen.
Als sich die Polizeibehörde meldete und Laurie nach Lou verlangte, teilte man ihr mit, Kommissar Lou sei zur Zeit leider nicht zu sprechen. Sie bat darum, ihm auszurichten, daß er sie zurückrufen möge.
»Mehr kann ich wohl im Moment nicht für dich tun«, sagte sie und legte auf. »Aber wie ich Lou kenne, ruft er mich zurück, sobald er kann.«
»Das wäre wirklich gut«, entgegnete Jack und tätschelte Laurie die Schulter. Auf sie konnte er sich verlassen, und das tat ihm in seiner schwierigen Lage ziemlich gut.
Dann ging er in sein Büro und traf auf Chet, der ihn kurz musterte und einen Pfiff ausstieß. »Und wie sieht der andere aus?« fragte er scherzhaft. »Ich möchte jetzt nicht darüber reden«, entgegnete Jack. Er zog seine Jacke aus und hängte sie über den Stuhl. »Ich hoffe, es hat nichts mit diesen Gangtypen zu tun«, sagte Chet.
Jack wiederholte die Geschichte, die er auch den anderen aufgetischt hatte.
Chet grinste ihn von der Seite an, während er seinen Mantel in den Schrank hängte. »Klar, du bist beim Joggen hingefallen«, sagte er. »Und ich bin der neue Lover von Julia Roberts. Hey, du mußt mir wirklich nicht erzählen, was dir passiert ist. Ich bin ja nur dein Freund.«
Genau deshalb darf ich dir ja nichts sagen, sinnierte Jack. Als er nachgesehen hatte, ob irgendwelche telefonischen Nachrichten für ihn eingegangen waren, machte er Anstalten, das Büro wieder zu verlassen.
»Du hast gestern Abend ein nettes, kleines Essen verpaßt«, sagte Chet. »Terese war auch da, und wir haben über dich geredet. Sie scheint ganz schön auf dich zu stehen. Und sie begreift genausowenig wie ich, warum du wie ein Wahnsinniger hinter diesen Infektionsfällen herspürst.«
Jack machte sich nicht die Mühe zu antworten. Wenn Chet und Terese wüßten, was ihm in der vergangenen Nacht wirklich widerfahren war, würden sie sich noch viel mehr Sorgen um ihn machen. Er fuhr wieder nach unten und warf einen Blick in Janice’ Büro. Er wollte ihr ein paar Fragen zu dem Influenzafall stellen, doch sie war schon nach Hause gegangen. Also fuhr er noch eine Etage tiefer, in die Leichenhalle, und schlüpfte in seinen Schutzanzug.
Er betrat den Sektionssaal und steuert auf den einzigen Tisch zu, an dem gerade gearbeitet wurde. Bingham stand rechts von der Leiche, Calvin links und Vinnie am Kopfende. Sie waren beinahe fertig.
»Na sieh mal einer an!« rief Bingham, als er Jack kommen sah. »Trifft sich ja wunderbar, daß uns nun unser hausinterner Infektionsexperte zur Seite steht.«
»Vielleicht möchte unser Experte uns erklären, mit was für einer Krankheit wir es hier zu tun haben«, stichelte Calvin sofort los. »Ich habe längst gehört, daß der Mann an Influenza gestorben ist«, erwiderte Jack.
»Schade«, sagte Bingham. »Ich hätte doch zu gern mal mit eigenen Augen gesehen, ob Sie wirklich eine Nase für solche Fälle haben. Als der Tote heute früh eingeliefert wurde, hatten wir nämlich noch keine Diagnose. Zuerst wurde befürchtet, daß der Mann an einem von einem Virus verursachten hämorrhagischen Fieber gestorben sei. Das hat natürlich alle ziemlich aufgebracht.«
»Und wann haben Sie erfahren, daß er Influenza hatte?« fragte Jack.
»Vor ein paar Stunden«, erwiderte Bingham. »Kurz bevor wir mit der Autopsie angefangen haben. Ein ziemlich interessanter Fall. Wollen Sie mal die Lungen sehen?«
»Ja.«
Behutsam nahm Bingham die Lungenflügel aus der
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