Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Viruspartikeln, könnte es eventuell möglich sein. Wissen Sie, wie hoch die Viruskonzentration ist?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Jack. »Aber die Gewebeprobe stammt aus der Lunge eines Patienten, der kürzlich an einer primären Viruspneumonie gestorben ist. Der Virusstamm ist wahrscheinlich extrem ansteckend, und ich befürchte, daß eine Epidemie ausbrechen könnte.«
»Wenn es sich wirklich um ein sehr ansteckendes Virus handelt, dürfte die Konzentration ziemlich hoch sein«, vermutete Nicole. »Ich werde dafür sorgen, daß Sie die Probe noch heute erhalten«, sagte Jack und gab Nicole sowohl seine private als auch seine dienstliche Telefonnummer. Er bat sie, ihn anzurufen, sowie sie irgend etwas herausfand.
»Wir werden unser Bestes tun«, versicherte Nicole. »Aber ich muß Sie warnen - wenn die Viruskonzentration zu niedrig ist, kann es durchaus ein paar Wochen dauern, bis Sie wieder von mir hören.«
»Wochen?« fragte Jack entsetzt. »Wieso denn das?«
»Weil wir das Virus erst anzüchten müssen«, erklärte Nicole. »Normalerweise verwenden wir dazu Frettchen, und es dauert mindestens zwei Wochen, bis wir eine Antikörperreaktion hervorrufen können, die uns eine ausreichende Ausbeute an Viren garantiert. Wenn wir das Virus aber einmal in ausreichender Menge zur Verfügung haben, können wir wesentlich mehr darüber herausfinden, als nur den Subtypen zu benennen. Dann können wir sogar sein Genom bestimmen.«
»Wenn das so ist, will ich mal hoffen, daß die Viruskonzentration in meinen Proben hoch genug ist«, entgegnete Jack. »Jetzt würde ich Ihnen gern noch eine Frage stellen: Was glauben Sie, welcher Subtyp am ansteckendsten ist?«
»O Gott«, erwiderte Nicole, »das ist eine schwierige Frage. Dabei spielen alle möglichen Faktoren eine Rolle, vor allem die eventuelle Immunität eines Organismus gegen den Virus. Am ansteckendsten dürfte meiner Meinung nach ein vollkommen neuer Virusstamm sein - oder einer, der schon lange nicht mehr aufgetreten ist. Das ansteckendste Virus, mit dem wir es bisher zu tun hatten, dürfte wohl der Erreger gewesen sein, der 1918 und 1919 die weltweite Influenza-Epidemie ausgelöst hat. Wie Sie wissen, sind damals fünfundzwanzig Millionen Menschen gestorben.«
»Und um welchen Subtyp hat es sich damals gehandelt?«
»Das weiß niemand so genau«, erwiderte Nicole. »Der Subtyp existiert nämlich nicht. Er ist vor vielen Jahren verschwunden, vielleicht gleich nach dem Ende der Epidemie. Die Wissenschaftler gehen davon aus, daß der Virusstamm dem Subtyp ähnelte, der 1976 die Schweinegrippe ausgelöst hat.« Jack bedankte sich bei Nicole und versicherte ihr, daß er die Proben sofort auf den Weg schicken werde. Nachdem er aufgelegt hatte, rief er Agnes an und fragte sie, wen sie mit dem Transport der Sendung beauftragen würde. Sie nannte ihm den Namen eines Kurierdienstes, den sie häufig benutzte, fügte aber hinzu, daß sie nicht wisse, ob er auch in andere Bundesstaaten liefere. »Das wird übrigens ein kleines Vermögen kosten«, warnte sie ihn. »Eine Overnight-Zustellung ist schon teuer genug - aber eine Auslieferung am gleichen Tag? Das wird Bingham nie genehmigen.«
»Ist mir egal«, erwiderte Jack. »Dann bezahle ich die Rechnung eben aus eigener Tasche.«
Er rief den Kurierdienst an, wo man ihn sehr entgegenkommend behandelte und ihn sofort mit Tony Liggio, einem der Geschäftsführer, verband. Als Jack sein Anliegen vorgebracht hatte, versicherte Tony, daß es überhaupt kein Problem sei, die Sendung noch am gleichen Tag zuzustellen.
»Können Sie sofort jemanden herschicken?« fragte Jack. Er hatte neuen Mut geschöpft.
»Natürlich«, erwiderte Tony. »In ein paar Minuten kommt jemand bei Ihnen vorbei.«
»Gut, es ist alles abholbereit.«
Jack war schon im Begriff aufzulegen, doch Tony wollte noch etwas loswerden. »Wollen Sie gar nicht wissen, wieviel Ihr Auftrag Sie kosten wird? Was Sie verlangen, ist schließlich etwas anderes, als eine Briefbeförderung nach Queens. Außerdem müssen wir noch klären, wie Sie zahlen wollen.«
»Mit Kreditkarte«, erwiderte Jack. »Sofern das in Ordnung geht.«
»Klar, kein Problem, Dr. Stapleton«, sagte Tony. »Es wird aber eine Weile dauern, bis ich Ihnen den genauen Rechnungsbetrag nennen kann.«
»Können Sie mir nicht wenigstens über den Daumen sagen, mit wieviel ich rechnen muß?«
»Zwischen ein- und zweitausend Dollar«, erwiderte Tony. Jack erschrak, aber er beschwerte sich nicht,
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