Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
ihre Schultern, daß es ihn an eine Shampoo-Werbung aus dem Fernsehen erinnerte. Sein Sohn hatte sie damals ›Lau‹ genannt, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und seitdem war auch er bei dem Namen geblieben.
Laurie stand auf und umarmte ihn zur Begrüßung. »Du siehst großartig aus«, sagte sie.
»Mir geht es soweit ganz gut«, erwiderte Lou bescheiden und zuckte mit den Achseln.
»Und wie geht’s den Kindern?«
»Kinder? Meine Tochter ist inzwischen sechzehn und wirkt reichlich erwachsen. Sie ist wie verrückt hinter den Jungen her und macht mich damit ganz schön eifersüchtig.« Laurie befreite den Gästestuhl, den sie sich mit ihrem Kollegen teilen mußte, von einem Stapel Zeitschriften, und forderte Lou auf, sich zu setzen.
»Schön, dich mal wiederzusehen«, sagte Lou. »Ich freue mich auch«, erwiderte sie. »Wir sollten uns wirklich öfter sehen.«
»Okay - worüber wolltest du mit mir reden?« Lou wollte die Unterhaltung auf ein anderes Thema lenken. »Ich weiß selbst gar nicht genau, wie ernst es wirklich ist«, sagte Laurie, während er aufstand und die Tür ihres Büros schloß. »Einer meiner Kollegen hier am Institut würde gern inoffiziell ein paar Dinge mit dir besprechen. Ich hab’ ihm irgendwann mal erzählt, daß ich gut mit jemandem von der Kriminalpolizei befreundet bin. Leider ist er im Moment nicht hier. Als du deinen Besuch angekündigt hast, habe ich ihn überall gesucht, aber kein Mensch weiß, wo er zur Zeit steckt.«
»Hast du denn irgendeine Ahnung, worum es geht?«
»Genaueres weiß ich nicht«, erwiderte Laurie, »Aber ich mache mir große Sorgen um ihn.«
»Okay, dann erzähl mir, was du weißt«, forderte Lou sie auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Er hat mich heute morgen gebeten, die Autopsie zweier Fälle zu übernehmen, die ihn besonders zu interessieren schienen. Dabei handelte es sich zum einen um eine neunundzwanzigjährige Weiße, die gestern nacht in ihrem Apartment erschossen worden ist. Sie war technische Assistentin im Mikrobiologie-Labor des Manhattan General Hospital. Das andere Opfer war ein fünfundzwanzig Jahre alter Afroamerikaner; letzte Nacht im Central Park erschossen. Mein Kollege hat mich gebeten, bei der Obduktion vor allem darauf zu achten, ob es zwischen den beiden Fällen irgendeine Verbindung gibt, also ob eventuell Blutspuren, Haare oder Fasern darauf hinweisen, daß die beiden womöglich miteinander Kontakt hatten.«
»Und?« fragte Lou.
»Ich habe auf der Jacke des Schwarzen ein paar Blutspritzer gefunden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Frau stammen«, erklärte Laurie. »Bisher liegt uns zwar erst das Ergebnis der serologischen Untersuchung vor, doch es handelt sich um eine äußerst seltene Blutgruppe: B negativ. Um endgültige Gewißheit zu haben, müssen wir allerdings noch die DNA-Analyse abwarten.«
Lou zog die Augenbrauen hoch. »Hat dein Kollege dir denn erzählt, wie er darauf kommt, daß die beiden Fälle möglicherweise etwas miteinander zu tun haben?«
»Er hat behauptet, er habe da so eine Ahnung«, antwortete Laurie. »Aber ich glaube, er weiß in Wirklichkeit mehr. Er ist in der letzten Zeit mindestens einmal von so ein paar Typen aus einer Gang zusammengeschlagen worden, da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht haben sie ihn sogar zweimal vermöbelt. Heute morgen sah er jedenfalls so aus, als hätte er schon wieder Prügel bezogen. Allerdings hat er das bestritten.«
»Und wieso haben sie ihn zusammengeschlagen?«
»Damit er sich nicht noch einmal im Manhattan General blicken läßt.«
»Hey, langsam!« rief Lou. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
»Die Einzelheiten kenne ich auch nicht«, sagte Laurie. »Aber was ich genau weiß, ist, daß er im Manhattan General jede Menge Leute gegen sich aufgebracht und wegen der gleichen Geschichte auch hier ziemlichen Ärger bekommen hat. Dr. Bingham war mehrmals kurz davor, ihn rauszuschmeißen.«
»Und womit hat er all die Leute gegen sich aufgebracht?«
»Im Manhattan General sind vor kurzen eine ganze Reihe seltener Infektionskrankheiten aufgetreten«, erklärte Laurie. »Und mein Kollege ist davon überzeugt, daß irgend jemand diese Krankheiten mit Absicht verbreitet hat.«
»Redest du von einem terroristischen Anschlag oder so etwas?«
»Ja, das ist es wohl, was er meint.«
»Wie du dir vorstellen kannst, kommt mir das ziemlich bekannt vor«, stellte Lou fest.
Laurie nickte. »Ich weiß noch genau, wie es mir vor fünf Jahren
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