Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
nicht gefällt, werden sie sich einfach eine andere Agentur suchen, und ich muß Sie wohl nicht daran erinnern, daß die großen Gesundheitsversorgungs-Konzerne für die Werbebranche die Dukatenesel des nächsten Jahrzehnts sein werden. Alle Agenturen reißen sich um sie.«
»Als Finanzexperte sollte ich Ihnen vielleicht einfach mal vor Augen führen, was der Verlust der National Health, für unsere Bilanz bedeuten würde«, meldete sich Phil Atkins zu Wort. »Die vorgesehene Umstrukturierung unserer Firma müßten wir auf jeden Fall erst mal auf Eis legen, da wir nicht einmal genügend Mittel hätten, um unsere dann wertlosen Obligationen zurückzukaufen.«
»Wir dürfen den Kunden auf keinen Fall verlieren«, stellte Brian klar.
»Ich weiß allerdings nicht, ob es möglich ist, schon in der nächsten Woche eine neue Kampagne zu präsentieren«, gab Terese zu bedenken.
»Können Sie uns denn schon irgend etwas zeigen?« fragte Brian.
Terese schüttelte den Kopf.
»Aber irgend etwas müssen Sie doch haben«, drängte Robert. »Ich nehme doch an, daß eines von ihren Teams daran arbeitet.« Seine Mundwinkel verzogen sich wieder zu einem hämischen Grinsen.
»Natürlich arbeitet ein Team an der National-Health-Kampagne«, erwiderte Terese. »Aber uns fehlt noch die zündende Idee. Wir sind schließlich davon ausgegangen, daß wir noch etliche Monate Zeit haben würden.«
»Vielleicht sollten Sie noch ein paar Leute mehr auf die Kampagne ansetzen«, schlug Brian vor. »Aber das überlasse ich Ihnen.« An den Rest der Gruppe gewandt, sagte er: »Die Sitzung ist damit verschoben, bis unser Creative Team etwas vorzuweisen hat.« Dann stand er auf; alle anderen folgten ihm. Benommen taumelte Terese aus dem Konferenzraum und ging die Treppe hinunter in das Hauptatelier der Agentur. Willow and Heath hatten mit einem Trend gebrochen, der vor allem während der siebziger und achtziger Jahre vorgeherrscht hatte. Damals hatten die New Yorker Werbeagenturen sich vor allem in eleganten Stadtteilen wie TriBeCa und Chelsea angesiedelt. Willow and Heath hingegen waren an den traditionellen Tummelplatz der Agenturen, an die Madison Avenue, zurückgekehrt und hatten dort etliche Etagen eines nicht übermäßig großen Gebäudes gemietet. Terese entdeckte Colleen an ihrem Zeichentisch. »Was ist los?« fragte Colleen. »Du bist ja ganz blaß.«
»Es gibt Ärger«, erwiderte Terese.
Colleen war die erste Mitarbeiterin gewesen, die Terese eingestellt hatte. Sie kamen nicht nur beruflich, sondern auch privat sehr gut miteinander aus. Colleen hatte rotblondes Haar und war sehr hellhäutig; ein paar lustige Sommersprossen zierten ihre Stupsnase. Sie hatte tiefblaue Augen, die noch intensiver strahlten als die von Terese. Am liebsten trug sie übergroße Sweatshirts, die ihre beneidenswerte Figur auf wundersame Weise nicht verbargen, sondern noch betonten. »Laß mich raten«, sagte Colleen. »Hat die National Health den Termin für die Präsentation vorgezogen?«
»Woher weißt du das?«
»Intuition«, sagte Colleen. »Als du von Ärger gesprochen hast, war das das Schlimmste, was mir eingefallen ist.«
»In der Robert-and-Helen-News-Show haben sie berichtet, daß die National Health trotz unserer Kampagne weitere Marktanteile an AmeriCare verloren hat.«
»So ein Mist!« fluchte Colleen. »Dabei ist die Kampagne so gut! Unser Sechzig-Sekunden-Spot ist einfach klasse!«
»Du weißt das, und ich weiß das«, erwiderte Terese. »Das Problem ist nur, daß sie den Spot nicht oft genug gesendet haben. Ich habe den Verdacht, daß Helen uns in den Rücken gefallen ist und der National Health ausgeredet hat, den Werbespot - so wie es ursprünglich vorgesehen war - zweihundert- bis dreihundertmal einzusetzen. Damit hätte man genau den richtigen Sättigungsgrad erreicht, und der Spot wäre erfolgreich gewesen.«
»Hast du mir nicht erzählt, daß du alle Register ziehen wolltest, um der National Health zu höheren Marktanteilen zu verhelfen?« fragte Colleen.
»Ja, und das habe ich auch getan«, erwiderte Terese. »Ich habe mich angestrengt wie noch nie. Und es ist der beste Sechzig-Sekunden-Spot, den ich je gemacht habe! Das hast auch du mir versichert!«
Terese rieb sich die Stirn. Sie spürte, daß sie Kopfschmerzen bekommen würde. In ihren Schläfen hämmerte noch immer der Puls.
»Jetzt rück schon raus mit der schlechten Nachricht«, drängte Colleen, legte ihren Bleistift beiseite und drehte sich zu Terese um. »Welchen
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