Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Ziel fast erreicht hatte, formte er seine rechte Hand zu einer Pistole, zeigte auf den Mann und sagte: »Warren!«
»Exakt. Wie steht’s?«
»Nicht schlecht«, sagte Twin und hob seine rechte Hand, bis sie sich etwa in der Höhe seines Kopfes befand. Warren tat das gleiche, und dann klatschten sie kräftig ihre Hände gegeneinander. »Das ist David«, sagte Warren und deutete auf seinen Begleiter. »Und das ist BJ«, entgegnete Twin.
David und BJ musterten einander, rührten sich aber weder vom Fleck, noch sagten sie ein Wort.
»Hör mal zu, Kumpel«, begann Twin. »Eins muß ich gleich klarstellen. Wir hatten keine Ahnung, daß der Doc in eurem Revier wohnt. Vielleicht hätten wir das wissen müssen, aber wir sind eben gar nicht erst darauf gekommen. Schließlich ist der Doc ein Weißer.«
»Was für ein Verhältnis habt ihr zu dem Doc?« wollte Warren wissen.
»Verhältnis? Wir haben überhaupt kein Verhältnis zu ihm.«
»Und wieso habt ihr dann versucht, ihn kaltzumachen?«
»Weil man uns ein bißchen Kleingeld dafür geboten hat«, erwiderte Twin. »Irgend so ein weißer Kerl, der bei uns in der Gegend wohnt, ist bei uns aufgekreuzt und wollte, daß wir dem Doc für ein paar Kröten einen Schrecken einjagen. Der Doc muß irgendwas gemacht haben, was diesem Kerl nicht gepaßt hat. Als der Doc unsere Warnung dann nicht ernst genommen hat, kam der Kerl zurück und hat uns fünfhundert geboten, damit wir ihn beseitigen.«
»Du willst mir also erzählen, der Doc hat nicht für euch gearbeitet?«
»Ach du Scheiße«, sagte Twin und lachte hämisch. »Natürlich hat er nicht für uns gearbeitet. Glaubst du etwa, wir wären bei unseren Geschäften auf einen weißen Doktor angewiesen? Das darf doch wohl nicht wahr sein!«
»Dann verstehe ich nicht, warum ihr uns nicht gefragt habt, bevor ihr den Auftrag angenommen habt«, beschwerte sich Warren. »Wir hätten euch aufklären können. Der Doc spielt seit vier oder fünf Monaten mit uns Basketball. Er ist kein schlechter Typ. Das mit Reginald tut mir übrigens leid. Aber wie gesagt - wenn wir uns vorher unterhalten hätten, wäre das nicht passiert.«
»Und mir tut es leid um das Kid aus deiner Gang«, sagte Twin. »Hätte auch nicht passieren dürfen. Aber wir waren total sauer wegen Reginald. Wir konnten es nicht fassen, daß ihr einen Bruder umgenietet habt, um einem weißen Doktor den Arsch zu retten.«
»Dann sind wir ja quitt«, stellte Warren fest. »Das von gestern abend natürlich nicht mitgerechnet. Damit haben wir nichts zu tun.«
»Ich weiß«, sagte Twin. »Dieser Doc hat ein unglaubliches Schwein. Als ob er wie eine Katze neun Leben hätte. Und wie, zum Teufel, kommt es, daß der Bulle so schnell reagiert hat? Warum war er überhaupt in dem Restaurant? Offenbar hält er sich für Wyatt Earp und so was Ähnliches.«
»Wichtig ist, daß wir Waffenruhe haben«, sagte Warren. »Da hast du verdammt recht«, entgegnete Twin. »Kein Bruder schießt mehr auf ’nen Bruder. Wir haben auch so genug am Hals.«
»Waffenruhe heißt aber auch, daß ihr den Doc in Ruhe laßt«, sagte Warren.
»Interessiert dich etwa, was mit dem Kerl passiert?«
»Allerdings.«
»Okay. Wir lassen den Doc in Ruhe. War sowieso zu wenig Kohle.« Warren streckte Twin seine geöffnete Handfläche entgegen.
Twin schlug seine Hand darauf. Nachdem sie das Ritual auch anders herum zelebriert hatten, war der Deal besiegelt. »Dann mach’s gut!« sagte Warren. »Du auch, Mann!«
Warren gab David ein Zeichen, und sie gingen zurück in Richtung Washington Arch, dem Beginn der Fifth Avenue. »Nicht schlecht gelaufen, oder?« fragte David. Warren zuckte mit den Achseln. »Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?«
»Ja«, sagte Warren. »Ich glaube schon. Er dealt zwar mit Drogen, aber er ist nicht blöd. Wenn die Kiste weitergelaufen wäre, hätten wir am Ende alle verloren.«
32. Kapitel
Mittwoch, 27. März 1996, 17.45 Uhr
Tack fühlte sich ziemlich unbehaglich. Er harrte nun schon seit Stunden in dem Lieferwagen aus und beobachtete das Kommen und Gehen in dem Laden. Ständig waren irgendwelche Kunden ein- und ausgegangen; die meisten hatten einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck gemacht. Wahrscheinlich, so vermutete Jack, dealte der Inhaber mit Drogen oder machte Geschäfte mit illegalen Glücksspielen.
Die Gegend war ziemlich mies. Das war ihm zwar schon während der Taxifahrt zur Broome Street aufgefallen, doch zur Krönung des Tages hatte auch noch jemand
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