Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
etwas ausläuft, aber vielleicht vergammelt es, und dann kann keiner mehr was damit anfangen. Sie wissen ja sicherlich, wie Sie Ihren Kunden erreichen können.«
»Ich schätze schon«, wiederholte der Mann. »Dann empfehle ich Ihnen, das Labor schleunigst zu informieren«, sagte Jack. »Und jetzt unterschreiben Sie bitte hier. Ich hab’s ziemlich eilig.«
Der Mann folgte der Aufforderung. Mühsam entzifferte Jack den Namen Tex Hartmann. Jack nahm das Klemmbrett zurück und schob es sich unter den Arm. »Ein Glück, daß ich das Zeug los bin«, sagte er. »Ich stehe nämlich nicht besonders auf Bakterien und Viren. Haben Sie auch von den Pestfällen gehört, die es in der vergangenen Woche hier in New York gegeben hat? Ich kann Ihnen sagen, seitdem habe ich einen riesigen Schiß.«
Der Mann nickte wieder.
»Seien Sie vorsichtig!« rief Jack ihm von der Tür aus zu. Dann stieg er in seinen Wagen und überlegte, ob Tex wohl bei Frazer Labs anrufen würde oder nicht. Er wünschte, er hätte dem Mann wenigstens ein paar Worte aus der Nase ziehen können. Doch als er die Handbremse löste und einen letzten Blick in den Laden warf, sah er zu seiner Erleichterung, daß Tex bereits den Hörer in der Hand hielt und wählte.
Zufrieden fuhr Jack einen halben Kilometer die Broome Street hinunter und drehte dann eine Runde um den Block. Ein paar Häuser von dem Briefkastenverleih entfernt parkte er den Wagen am Straßenrand und stellte den Motor ab. Nachdem er die Türen verriegelt hatte, holte er seinen Imbiß hervor. Er hatte zwar immer noch keinen Hunger, aber er mußte sich zwingen, etwas zu essen.
»Bist du sicher, daß wir das machen sollten?« fragte BJ. »Verlaß dich auf mich, Kumpel«, erwiderte Twin. »Ich weiß, was ich tue.« Er umkreiste mit seinem Cadillac zum zweitenmal den Washington Square Park und suchte verzweifelt nach einem Parkplatz. Doch es war weit und breit keiner in Sicht. Im Park wimmelte es von Menschen. Einige jagten auf Skateboards über die Wege, andere auf Rollschuhen, wieder andere warfen sich Frisbeescheiben zu oder vergnügten sich beim Breakdance; ein paar ruhigere Zeitgenossen spielten. Schach, vereinzelt versuchten Drogenhändler ihre Ware an den Mann zu bringen. Darüber hinaus schoben jede Menge Mütter mit ihren Kinderwagen durch die Grünanlagen. Alles in allem herrschte ein volksfestähnliches Treiben, und genau aus diesem Grund hatte Twin den Park für das bevorstehende Treffen vorgeschlagen. »Scheiße Mann, ohne ’ne Knarre in der Tasche fühl’ ich mich total nackt. Ich finde das nicht okay.«
»Halt’s Maul, BJ!« raunzte Twin ihn an. »Guck lieber, wo ich diese verdammte Kutsche abstellen kann. Du scheinst einfach nicht zu kapieren, daß wir uns mit schwarzen Brüdern treffen. Da brauchen wir keine Waffen.«
»Und was ist, wenn die welche mitbringen?«
»Sag mal, traust du eigentlich niemandem mehr?« gab Twin die Frage zurück. In diesem Augenblick sah er einen Lieferwagen aus einer Parklücke biegen. Geschickt manövrierte er den Wagen in die Lücke und zog die Handbremse an. »Da steht, daß Parken hier nur für Geschäftsfahrzeuge erlaubt ist«, sagte BJ. Er hatte sein Gesicht gegen die Scheibe gepreßt, damit er den Hinweis auf dem Verbotsschild entziffern konnte. »Bei dem vielen Crack, das wir im letzten Jahr verscherbelt haben, haut das doch hin«, erwiderte Twin und lachte. »Komm schon, beweg deinen schwarzen Arsch!«
Sie stiegen aus, überquerten die Straße und betraten den Park. Twin sah auf die Uhr. Trotz ihrer Parkplatzprobleme waren sie früh dran, und so mochte es Twin, wenn er zu einem derartigen Meeting ging. Bevor es losging, wollte er möglichst die Umgebung auskundschaften. Nicht daß er den Brüdern mißtraute - aber er war eben von Natur aus ein vorsichtiger Mensch. Diesmal jedoch sollte er eine Überraschung erleben. Als er nämlich in die Richtung blickte, in der sie sich verabredet hatten, starrte er direkt in die Augen eines derart stattlichen Mannes, daß es ihm die Sprache verschlug. »Oh«, brachte er schließlich hervor.
»Was ist los?« fragte BJ. Er war kurz davor, in Panik zu geraten. »Die Brüder sind schon da«, erwiderte Twin. »Was soll ich tun?«
»Nichts«, sagte Twin. »Geh einfach weiter.«
»Der sieht so verdammt relaxed aus«, sagte BJ. »Kommt mir irgendwie seltsam vor.«
»Halt’s Maul!« fuhr Twin ihn an.
Er steuerte nun direkt auf den Mann zu, der ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte. Als er sein
Weitere Kostenlose Bücher