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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Weg, auf dem die Pestbakterien in das Belüftungssystem geraten sein und nur diesen einen Raum infiziert haben könnten?« fragte Dr. Zimmerman. »Nein«, erwiderte Mr. Eversharp. »Die Luft wird aus dem Flur angesaugt und gleichmäßig auf alle Räume verteilt.«
    »Und daß Bakterien aus diesem Raum auf den Flur hinausströmen, ist wohl ziemlich unwahrscheinlich«, vermutete Dr. Zimmerman.
    »Es ist absolut unmöglich«, stellte Mr. Eversharp klar. »Bakterien könnten nur durch einen Überträger aus diesem Raum gelangen.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, meldete sich plötzlich eine andere Stimme. Alle drehten sich um. In der Tür stand eine Krankenschwester, die sich ebenfalls eine Maske vor das Gesicht preßte. »Mr. Kelley bittet Sie alle, sich im Schwesternzimmer einzufinden.«
    Pflichtgetreu verließen alle sofort den Raum. Als Kathy McBane sich an Jack vorbeidrängte, fragte er sie, wer Mr. Kelley sei. »Er ist der Krankenhauspräsident«, erwiderte sie. Jack nickte. Im Gehen mußte er an jene längst vergangenen Zeiten denken, als der Leiter eines Krankenhauses noch Verwalter genannt wurde und in der Regel auch über eine medizinische Ausbildung verfügt hatte. Doch das war in einer Zeit gewesen, da man sich noch vorrangig der Patientenversorgung verschrieben hatte. Seit es hauptsächlich darum ging, Geschäfte zu machen und Gewinne einzufahren, hießen die Klinikleiter ›Präsidenten‹. Jack freute sich, Mr. Kelley zu treffen, denn der Krankenhauspräsident war der Repräsentant von AmeriCare.
    Im Schwesternzimmer herrschte eine angespannte Atmosphäre. Die Nachricht über den Pesttoten hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Alle, die auf der Station arbeiteten, wußten inzwischen, daß sie sich möglicherweise den Bakterien ausgesetzt hatten; sogar einige Patienten schienen Bescheid zu wissen. Charles Kelley bemühte sich inständig, alle zu beruhigen. Er erzählte ihnen, daß keine Gefahr bestehe und alles unter Kontrolle sei.
    »Ja, natürlich, alles klar!« grummelte Jack in sich hinein. Er empfand nichts als Ekel für diesen Mann, der die Frechheit besaß, so offenkundig falsche Platitüden zu verbreiten. Kelley war ein einschüchternder Riese, der Jack um einen ganzen Kopf überragte. Sein wohlgeformtes Gesicht war braungebrannt, sein rotblondes Haar von goldblonden Strähnchen durchzogen. In Jacks Augen hätte Kelleys Auftreten eher zu einem gewieften Autoverkäufer gepaßt als zu einem Manager, der er schließlich war. Als Kelley Jack und die anderen ins Zimmer kommen sah, gab er ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Er brach seine Beschwichtigungspredigt einfach ab und ging schnurstracks in den Mehrzweckraum hinter dem Schwesternzimmer. Als Jack sich hinter Kathy McBane durch die Tür zwängte, bemerkte er, daß Kelley nicht allein war. In seinem Schatten stand ein zierlich gebauter Mann mit hohlen Wangen und spärlichem Haarwuchs. Im krassen Gegensatz zu Kelleys Eleganz war er mit einem abgetragenen, billigen Sportmantel bekleidet; darunter trug er ein Freizeithemd, das offensichtlich noch nie gebügelt worden war.
    »Mein Gott, was für ein Durcheinander!« fluchte Kelley. Sein Auftreten hatte sich schlagartig verwandelt; er mimte nun nicht mehr den aalglatten Verkäufer, sondern kehrte den aufgeblasenen Verwalter heraus. Nervös wischte er sich mit einem Papierhandtuch den Schweiß von der Stirn. »So etwas kann unsere Klinik nicht gebrauchen!« Er knüllte das Tuch zusammen und warf es in den Mülleimer. Dann fragte er Dr. Zimmerman, all seinen beschwichtigenden Sprüchen von eben zum Trotz, ob es gefährlich sei, die Station, auf der das Pestopfer gelegen hatte, zu betreten. »Ich glaube nicht«, erwiderte Dr. Zimmerman. »Aber wir müssen auf jeden Fall weitere Untersuchungen vornehmen.« Dann wandte Kelley sich an Dr. Wainwright: »Ich hatte gerade von dieser Katastrophe erfahren, da höre ich doch tatsächlich, daß Sie schon vor mir davon wußten. Warum haben Sie mich nicht sofort informiert?«
    Dr. Wainwright versuchte sich damit zu rechtfertigen, daß er die schlechte Nachricht erst kurz zuvor von Jack erhalten und keine Zeit zum Anrufen gehabt habe. Er habe es für wichtiger gehalten, Dr. Zimmerman zu benachrichtigen, damit diese umgehend die notwendigen Maßnahmen habe einleiten können. Dann stellte er Jack vor.
    Jack trat einen Schritt vor und nickte Kelley lässig zu. Es gelang ihm nicht ganz, sein Grinsen zu unterdrücken. Diesen Augenblick würde er noch lange genießen.
    Kelley

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