Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
vor dem Haus der Bowmans. Sie wirkten wie zwei Arbeiter, die auf dem Grundstück etwas zu erledigen hatten. Dann tauchten sie in die Baumreihe ein, die das Haus von dem der Nachbarn trennte, und befanden sich bald auf gleicher Höhe mit der Rückseite der beiden Häuser. Als sie um die Ecke des Hauses der Bowmans lugten, konnten sie die Tür sehen, durch die sie ins Innere gelangen wollten. Sie lag etwa zwölf Meter von ihnen entfernt auf der anderen Seite eines sonnenüberfluteten Rasenstücks.
»Okay«, sagte Renaldo. »Zeit für unsere Verkleidung.«
Beide streiften sich rasch erst die Maske und dann die Handschuhe über. Dann musterten sie sich gegenseitig und nickten.
Renaldo öffnete die Segeltuchtasche. Er wollte sicher sein, dass er auch alles dabeihatte. Er gab Manuel eine Rolle Klebeband. »Rein jetzt!«
Als Profis waren sie im Handumdrehen und nahezu geräuschlos über den Rasen und durch die Tür. Drinnen angekommen, zögerten sie und lauschten. Aus dem Wohnzimmer hörten sie den Fernseher und Gelächter. Renaldo reckte den Daumen in die Höhe und bedeutete Manuel weiterzugehen. Auf leisen Sohlen durchquerten sie das Arbeitszimmer und den Flur. Renaldo ging voraus. Kurz vor dem bogenförmigen Durchgang in den offenen Wohnbereich blieb er stehen. Langsam erspähte er erst die Küche und dann immer größere Teile des Wohnzimmers. Als er die Mädchen bemerkte, zog er sich zurück. Er hob zwei Finger, also zwei Mädchen. Manuel nickte.
Renaldo zeichnete einen großen Kreis in die Luft, um anzudeuten, dass sie durch die Küche gehen und sich dem Sofa vor dem Fernseher von hinten nähern würden. Manuel nickte erneut. Renaldo schwenkte seine Rolle Klebeband, und Manuel zog seine aus der Tasche.
Nachdem Renaldo die Segeltuchtasche leise auf den Boden gestellt hatte, machte er sich bereit. Er sah zu Manuel hinüber, der ihm zu verstehen gab, dass er so weit war.
Schnell, aber leise huschte Renaldo in die Küche, wie er es vorgezeichnet hatte. Die Köpfe der Mädchen waren gerade noch über dem Rand des leuchtend bunten Sofas zu erkennen. Der Fernseher lief relativ laut. Renaldo und Manuel konnten sich ganz dicht an die ahnungslosen Mädchen heranschleichen.
Auf Renaldos Zeichen hin sprangen die beiden Männer um das Sofa und schnappten sich jeweils ein Mädchen. Sie handelten grob und entschlossen, packten die Kinder im Nacken und pressten ihre Gesichter in die weichen Sofakissen. Beide Mädchen hatten reflexartig aufgeschrien, doch die Geräusche wurden sofort erstickt. Mit den Zähnen rissen die beiden Männer ein Stück Klebeband von ihren Rollen ab, und während sie die Mädchen mit ihrem Gewicht in die Kissen drückten, klebten sie ihnen die Hände auf dem Rücken zusammen. Beinahe gleichzeitig rollten sie die beiden herum. Die Kinder schnappten nach Luft, und ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet. Renaldo legte einen Finger auf die geschlossenen Lippen, um ihnen zu bedeuten, dass sie still sein sollten, doch das wäre gar nicht nötig gewesen. Die beiden Mädchen rangen gierig nach Luft und waren vor Angst wie gelähmt.
»Wo ist eure Schwester?«, zischte Renaldo durch die zusammengebissenen Zähne. Die Mädchen sagten kein Wort und starrten die beiden Männer, die sie überfallen hatten, nur unverwandt an. Renaldo schnippte mit den Fingern und deutete auf Meghan, die in Manuels Griff zitterte.
Manuel ließ sie lange genug los, um einen Lumpen aus der Tasche zu ziehen, den er ihr brutal in den Mund stopfte. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren, indem sie den Kopf hin- und herdrehte, aber vergeblich. Mit einem Stück Klebeband befestigte er den Knebel, der Meghan zwang, lautstark durch die Nase zu atmen.
Als Christina sah, was mit Meghan geschehen war, versuchte sie hastig, sich kooperativ zu zeigen. »Sie ist oben in der Dusche«, rief sie atemlos.
Renaldo knebelte sie flink auf die gleiche Weise wie Meghan. Dann banden die beiden Männer auch die Füße der Mädchen zusammen, ehe sie sie auf die Beine zerrten, um sie Rücken an Rücken aneinander zu fesseln. Danach versetzte Renaldo ihnen einen Stoß, so dass sie, immer noch nach Atem ringend, hilflos übereinander fielen.
»Bleib hier!«, knurrte Renaldo, während er seine Rolle Klebeband aufhob.
Schnell, aber leise stieg er die Treppe hinauf. Als er den oberen Flur erreichte, konnte er die Dusche schon hören. Es war ein fernes, leises Zischen, dem er an mehreren offen stehenden Schlafzimmertüren vorbei folgte. Die dritte Tür auf der
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