Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Christina.«
Obwohl sie entsprechend älter aussah, hatte Jack immer noch das Bild von dem kleinen Mädchen im Haus ihrer Eltern in South Bend, Indiana, vor Augen. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie Geschwister waren. Sie hatten das gleiche sandfarbene Haar, die gleichen braunen Augen, die gleichen klar geschnittenen Gesichtszüge und den gleichen Teint, der immer leicht gebräunt wirkte, auch wenn sie gar nicht in der Sonne gewesen waren. Ihre Haut wurde nie völlig blass, nicht einmal im tiefsten Winter.
Mit einem herzlichen Lächeln kam Alexis geradewegs auf Jack zu und schloss ihn in die Arme. »Danke, dass du gekommen bist«, flüsterte sie ihm ins Ohr. Jack sah die beiden anderen Mädchen oben an der Treppe auftauchen. Es war leicht, sie auseinanderzuhalten, denn Tracy war mit ihren fünfzehn Jahren fast anderthalb Köpfe größer als die elfjährige Meghan. Als seien sie sich nicht ganz sicher, wie sie sich verhalten sollten, kamen sie langsam die Treppe herunter. Je näher sie kamen, desto deutlicher erkannte Jack, dass ihre Charaktere genauso unterschiedlich waren wie ihre Größe. In Tracys himmelblauen Augen loderte ein aufsässiges Feuer, während Meghans haselnussbraune Augen herumhuschten und jeden Blickkontakt vermieden. Jack schluckte. Meghans flackernder Blick ließ darauf schließen, dass sie schüchtern und in sich gekehrt war, genau wie Jacks Lydia.
»Kommt schon herunter und sagt eurem Onkel guten Tag«, befahl Alexis gutmütig.
Als die Mädchen vor ihm standen, bemerkte Jack überrascht, wie groß Tracy tatsächlich war. Er konnte ihr beinahe gerade in die Augen sehen. Sie war gut und gerne fast zehn Zentimeter größer als ihre Mutter. Das Zweite, was er bemerkte, waren zwei deutlich sichtbare Piercings, einen kleinen Diamantstecker in ihrem Nasenflügel und einen silbernen Ring in ihrem Nabel. Sie trug ein kurzes, ärmelloses Baumwolltop, das sich über zwei früh entwickelte beeindruckende Brüste spannte. Ihre untere Körperhälfte steckte in einer tief sitzenden bauschigen Pluderhose. Die Kleidung und die Accessoires verliehen ihr eine unverfrorene Sinnlichkeit, die genauso provozierend war wie ihr unverwandter Blick.
»Also, ihr drei, das ist euer Onkel«, stellte Alexis ihn vor.
»Warum hast du uns nie besucht?«, fragte Tracy sofort. Ihre beiden Hände steckten herausfordernd in den Hosentaschen.
»Sind deine Töchter wirklich bei einem Flugzeugabsturz gestorben?«, wollte Christina beinahe gleichzeitig wissen.
»Tracy, Christina!«, platzte Alexis strafend heraus. Dann entschuldigte sie sich bei Jack. »Es tut mir leid. Du weißt ja, wie Kinder sind. Man weiß nie, was sie sagen werden.«
»Ist schon in Ordnung. Leider sind das beides berechtigte Fragen.« Er sah Tracy in die Augen und sagte: »Vielleicht können wir uns ja morgen irgendwann unterhalten. Dann werde ich versuchen, dir zu erklären, warum ich bis jetzt für euch ein Fremder war.« Dann schaute er zu Christina hinunter und fügte hinzu: »Und um deine Frage zu beantworten, ja, ich habe zwei wunderbare Töchter bei einem tragischen Flugzeugunglück verloren.«
»Christina«, mischte sich Alexis ein. »Du bist mit deinen Hausaufgaben fertig, also warum bringst du Onkel Jack nicht hinunter ins Gästezimmer im Souterrain. Tracy, Meghan, ihr beide geht zurück nach oben und beendet eure Hausaufgaben. Und Jack, ich nehme an, du hast noch nichts gegessen.«
Jack nickte. Er hatte am LaGuardia Airport ein Sandwich verschlungen, aber das war lange her. Er verspürte Hunger.
»Was hältst du von Pasta? Ich habe die Marinara-Soße warm gehalten und könnte dir schnell einen Salat mischen.«
»Das wäre schön.«
Das Gästezimmer im Souterrain war genau so, wie er es erwartet hatte. Mit zwei hohen Fenstern, die auf ziegelgefasste Lichtschächte hinausgingen. Die Luft war feucht und kühl wie in einem Kartoffelkeller. Doch der Raum war geschmackvoll in verschiedenen Grüntönen eingerichtet. Ein Kingsize-Bett, ein Schreibtisch, ein Sessel mit einer Leselampe und ein Flachbildfernseher. Neben dem Zimmer lag ein Bad.
Während Jack seine Sachen aus der Tasche holte und so viel wie möglich davon in den Wandschrank hängte, ließ sich Christina in den Sessel fallen. Die Arme flach auf den Sessellehnen liegend und die Füße nach vorne vorgestreckt, musterte sie Jack kritisch. »Du bist dünner als mein Vater.«
»Ist das gut oder schlecht?«, wollte Jack wissen. Er stellte seine Basketballschuhe auf den Boden des
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