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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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drin?«, fragte Jack, während er einen Schluck von seinem dampfenden Kaffee trank.
    Die Zeitung sank langsam herab und gab nach und nach den Blick auf Craigs aufgedunsenes, schlaffes Gesicht frei. Mit den dunklen Rändern sahen seine Augen wie das Zentrum einer Zielscheibe aus, während seine Augäpfel von winzigen roten Äderchen durchzogen waren, was ihn aussehen ließ, als sei er die ganze Nacht auf Sauftour gewesen. In deutlichem Kontrast zu seinem erschöpften Gesicht trug er ein frisch gebügeltes weißes Hemd und eine Krawatte in gedeckten Farben. Sein Haar war säuberlich gebürstet und glänzte ein wenig, was auf einen Tupfer Gel hindeutete.
    »Ich bin nicht gerade in der Stimmung für Smalltalk«, sagte Craig verdrossen.
    »Ich auch nicht«, entgegnete Jack. »Wenigstens sind wir gleich einer Meinung. Craig, lass uns vorab erst einmal ein paar Dinge klären! Ich bin wegen meiner Schwester hier. Ich bin nicht gekommen, um dir zu helfen, sondern ihr. Falls ich dir dadurch helfe, dann ist das nur ein Nebeneffekt. Aber eines will ich dir sagen: Ich finde es eine Sauerei, dass man dich wegen eines Behandlungsfehlers verklagt. Nach allem, was ich in beruflicher Hinsicht über dich weiß, solltest du der Letzte sein, der wegen so etwas verklagt wird. Es gibt andere soziale Bereiche, in denen du meiner Ansicht nach nicht gerade glänzt, aber das steht auf einem anderen Blatt. Was das Verfahren betrifft, habe ich das Material gelesen und mir ein paar Gedanken gemacht. Du kannst sie dir anhören oder es bleiben lassen, das liegt bei dir. Und ob ich weiter in eurem Haus bleibe, liegt ebenfalls bei dir, denn wenn ich bei einem Paar zu Gast bin, will ich auch, dass beide damit einverstanden sind. Ich kann ohne Weiteres in ein Hotel ziehen.«
    Abgesehen vom gedämpften Ton der Lokalnachrichten und einigem Vogelgezwitscher, das von draußen hereindrang, wurde es im Raum vollkommen still. Niemand rührte sich, bis Craig geräuschvoll seine Zeitung zusammenfaltete und zur Seite warf. Einen Moment später ertönte wieder das vertraute Klirren der Löffel in den Cornflakes-Schalen, und die normalen Alltagsgeräusche einer Familie kehrten zurück. »Ich habe kein Problem damit, offen zu dir zu sein«, sagte Craig. Seine Stimme klang nun eher müde und traurig als mürrisch. »Es hat mich geärgert, als ich hörte, dass du kommen würdest. Bei allem, was wir im Moment um die Ohren haben, hielt ich es für keine passende Zeit, jemanden im Haus zu haben, vor allem, da du vorher auch nie Wert darauf gelegt hattest, uns zu besuchen. Offen gestanden, hat es mich genervt, dass du in der irrigen Annahme herfliegen könntest, du seist die Kavallerie, die gerade noch rechtzeitig angeritten kommt, um die bedrohten Siedler aus der Gefahr zu retten. Wenn du mir jetzt sagst, dass dem nicht so ist, ändert das meine Meinung. Du kannst gerne bleiben, aber ich bin leider nicht in der Lage, dir ein aufmerksamer Gastgeber zu sein. Und deine Überlegungen zu dem Verfahren würde ich gerne hören.«
    »Wenn man bedenkt, was du gerade durchmachst, erwarte ich auch gar nicht von dir, dass du dich wie ein Gastgeber benimmst«, sagte Jack. Er setzte sich Craig schräg gegenüber auf die Ecke des Couchtischs. Das Gespräch lief besser, als er erwartet hatte. Indem er Craig ein Kompliment machte, wollte er die Sache noch weiter voranbringen. »Bei den Unterlagen zum Prozess lagen auch ein paar von deinen neueren Aufsätzen. Ich war beeindruckt. Natürlich hätten sie mich noch sehr viel mehr beeindruckt, wenn ich etwas davon verstanden hätte.«
    »Mein Anwalt will sie eventuell als Belege für das Ausmaß meines Engagements einführen. Der Anwalt des Klägers wird, seiner Eröffnung nach zu urteilen, versuchen, das Gegenteil zu beweisen.«
    »Kann bestimmt nicht schaden. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie er sie präsentieren will, aber ich bin ja auch kein Anwalt. Wenn er es tut, muss ich dir große Anerkennung zollen, Craig. Du bist unglaublich. Fast alle Ärzte, die ich kenne, würden gerne eine Kombination aus praktischer Medizin und Forschung betreiben. Das ist das höchste Ideal, das sie an der Universität verinnerlicht haben. Aber du bist einer der wenigen, die es tatsächlich tun. Und das Erstaunliche daran ist, dass es sich um echte Forschung handelt, nicht um die üblichen ›interessanten Fallbeschreibungen‹, die als wissenschaftliche Aufsätze daherkommen.«
    »Auf jeden Fall ist das echte Forschung«, sagte Craig, der etwas

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