Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Arme. » Ich liebe sie auch. Du hast ganz schöne Scheiße gelabert. «
    Ja, er nahm es mir ab. Ich kippte beinahe um vor Erleichterung. Oder vor Schmerz, keine Ahnung.
    » Ich weiß « , sagte ich. » Es tut mir leid. Weißt du, ich hatte noch nie so viel getrunken … «
    ZZZSCHHHH, ZZZSCHHHH, ZZZSCHHHH , fuhr mir der pochende Schmerz ins Nasenbein, scharf wie eine Dolchspitze.
    » Ja « , brummte er. » Ich hab dir doch gesagt, du sollst langsam machen. Scheiße, Mann, ich dachte schon, du hättest uns hinterherspioniert. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr zwei Freunde seid. «
    » Na ja, ich glaube, manchmal ist sie ein bisschen einsam. Und du hast ja sicher mitbekommen, dass ich auf sie stehe. Blöd, ich weiß. «
    Ich wusste, dass er es eh schon wusste, und mehr sagte ich auch nicht.
    Genauso macht man das: Man verrät die eigenen Geheimnisse, um Vertrauen zu gewinnen.
    Es schien zu funktionieren.
    Es musste funktionieren.
    » Mann, Booker « , sagte er. » Dann tut’s mir echt leid, dass ich dich so fertiggemacht habe. «
    » Ich hatte es verdient « , erwiderte ich.
    Mein Nase pulsierte. Ein immer wiederkehrendes Stechen, das mir fast die Stirn spaltete.
    » Booker « , meinte ich. » Was soll das eigentlich heißen? «
    » Einer, der viel liest. Ein bisschen wie ein Nerd. « Jake lächelte verlegen.
    Aha. Von mir aus. Sollte er mich doch verarschen.
    Solange er mich nicht abschlachtete, weil ich ihn und Astrid beobachtet hatte, war mir alles recht.
    Ich wollte gehen. Doch als ich mich umdrehte, musste ich mich am Türrahmen festhalten. Ein elektrisches Knistern legte sich um mein Blickfeld – kleine, flimmernde Fische, die an die Oberfläche schwammen, um mich mit in die Tiefe zu ziehen.
    Auf einmal stand Jake neben mir. Er hatte mir eine Schulter unter den Arm geschoben und stützte mich. Ich ließ mich stützen und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
    » Könnte sein, dass ich dir die Nase gebrochen habe « , sagte er entschuldigend. » Was dagegen, wenn ich sie dir richte? «
    Vorsichtig setzte Jake mich auf das Futonsofa im Wohnzimmer, bevor er die nötige Ausrüstung holen ging.
    Er kehrte mit medizinischem Klebeband, Wattetupfern, einer Schere und einer Flasche Wasserstoffperoxid zurück. Alles, was man brauchte, um eine Nase zu begradigen.
    » Das ist mir auch mal passiert, als wir gegen die Abilene Cooper gespielt haben. Die hatten einen Linebacker, der hat mindestens hundertdreißig Kilo gewogen. Ein richtiger Stier. Hat mich umgerannt wie einen Rodeo-Clown. « Jake blickte sich um. » Scheiße, ich hab was vergessen. Irgendein Tuch … « Er schnappte sich eine Chenille-Tagesdecke, kippte Wasserstoffperoxid auf eine Ecke und tupfte mir das Gesicht ab. » Josie wird ausflippen, aber die kann mich mal. «
    Es schmerzte wie blöd. Ich versuchte, irgendwie stillzuhalten.
    » Ach ja « , sagte Jake und zog zwei Blisterpackungen mit Tabletten aus der Gesäßtasche. » Das Beste kommt noch. Ich hab dir ein paar Pillen mitgebracht. Gegen den Schmerz. Heftiges Zeug, aber macht Spaß. « Er drückte eine Tablette heraus und überreichte sie mir.
    Das Ding schmolz auf der Zunge. Minzgeschmack.
    » Lecker, was? Und wirkt ziemlich schnell. « Jake gab mir die andere Blisterpackung. » Und das sind Demi-Roide, die helfen deinem Körper bei der Heilung. Und wenn du mich fragst, könntest du sie ruhig ein bisschen länger nehmen. Damit du mal ein paar Muskeln auf die Knochen kriegst. Du verstehst schon, Mann … «
    Ich schob die Steroide in die Tasche. Die würde ich später nehmen, mit einem Schluck Wasser.
    Ich fühlte mich schon etwas besser. Irgendwie wärmer, entspannter. Ich ließ mich rückwärts auf den Futon sinken.
    » So ist’s brav « , meinte Jake. » Und jetzt schön die Augen und den Mund zumachen. «
    Er kippte mir Wasserstoffperoxid in die Nase.
    Ich schoss schnaubend und rotzend in die Höhe.
    Doch Jake drückte mir die Tagesdecke ins Gesicht. » Gut so. Gut. «
    Nachdem er meine Nase ausführlich abgetastet hatte, stopfte er mir Watte in die Nasenlöcher.
    » Glück gehabt « , sagte er. » Ist ein sauberer Bruch. Jetzt siehst du aus wie ein ganz harter Kerl. « Er pappte mir zwei Klebebandstreifen über den Nasenrücken. » Eigentlich hab ich dir einen Gefallen getan. Mädchen stehen auf gebrochene Nasen. «
    Ich war verkatert, hatte Schmerztabletten im Blut und Wattepfropfen in der Nase. Deshalb tat ich mich ein bisschen schwer, ihm zu antworten.
    » Gange, Jäähhk « , brachte ich