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Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Laybourne
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zusammengewickelt, das er nun mit aller Kraft auf Braydens Schulter presste.
    » Das Zeug gegen die Blutung hab ich nicht gefunden « , keuchte ich außer Atem.
    » Es blutet langsamer « , sagte Niko, » glaube ich jedenfalls. Aber er hat viel zu viel Blut verloren. «
    Ich tastete Braydens unverletzten Arm nach einem Puls ab. » Er ist so kalt. «
    » Ich weiß « , meinte Niko.
    » Wo ist Josie? « , fragte ich.
    » Astrid ist gekommen und hat sie mitgenommen. «
    » Die Leiche muss hier weg, verdammt noch mal! « , heulte Jake. » Das Teil macht mich fertig! «
    Niko blickte mich an. » Kannst du die Leiche wegschaffen? «
    » Soll ich dir nicht lieber helfen? «
    » Alex ist gleich zurück. «
    Ich wandte mich an Jake. » Okay. Ich bring die Leiche hier weg. Aber du musst mir helfen. «
    Jake heulte. Tränen flossen über sein Gesicht. » Es ist meine Schuld « , wimmerte er. » Meine Schuld. «
    » Lass das, Jake. Ich brauch jetzt deine Hilfe. «
    » Ich kann das nicht. «
    » Natürlich kannst du es. Du … du darfst nur nicht hinsehen. «
    Ich packte Robbies Hand.
    Sie war kalt und schwer. Wie Lehm. Eine Lehmleiche.
    Ich nahm die eine Hand, Jake die andere.
    » Oh Gott « , stöhnte Jake.
    Wir rollten Robbie auf die Luftmatratze. Mit einem ekelhaft feuchten Klatschen sank er auf das Plastik.
    Die Bettdecke lag daneben auf dem Boden. Ich breitete sie über die Leiche.
    » Los « , sagte ich zu Jake. » Zieh. «
    Wir zerrten die Luftmatratze in den Lagerraum. Hinter uns blieb eine widerwärtige Spur zurück – zwei parallele blutige Linien, als wäre die Matratze ein Malerpinsel, der einen feuerwehrroten Doppelstrich zeichnete.
    Jake war voll Blut, von der Körpermitte bis über die Arme. Wir sahen beide aus, als hätten wir eine Kuh geschlachtet.
    » Ich hab Angst « , sagte Jake.
    » Ich weiß « , antwortete ich.
    » Brayden darf nicht sterben. « Wieder schluchzte er. » Scheiße, Jake « , zischte er dann und fuhr sich mit dem blutverschmierten Unterarm über die nassen Augen, » reiß dich zusammen, Mann! «
    Jake und Alex erhielten den Auftrag, das Blut aufzuwischen. Ich half Niko, Brayden zu verbinden.
    Wir schnitten Braydens Shirt herunter. Niko tupfte ihn mit orangefarbenem Desinfektionszeug ab und bat mich, den Mull so fest wie möglich auf die Wunde zu pressen, während er Braydens Schulter einwickelte.
    Es war eine feuchte, ekelhafte Angelegenheit. Die Kugel hatte ein ganzes Stück Schulter weggerissen. Meine Hand grub sich in rohes, weiches, glitschiges Fleisch. Darunter waren weiße Knochen zu erkennen.
    Ich bemühte mich, nicht in Ohnmacht zu fallen.
    » Immer schön draufdrücken! « , rief Niko.
    Ich schloss die Augen und verlagerte mein Gewicht auf die Hände.
    Weil Niko Brayden nicht allzu viel bewegen wollte, besorgte ich eine neue Luftmatratze.
    Möglichst vorsichtig hoben Niko, Jake, Alex und ich ihn auf die Matratze.
    Niko schickte Alex noch mal los, Wärmedecken und Gatorade holen.
    Danach kümmerte Niko sich weiter um Brayden, während ich Alex und Jake beim Putzen half.
    Am Schluss standen acht Müllsäcke voll blutgetränkten Küchentüchern, dreckigen Feuchttüchern, leeren Bleicheflaschen und ähnlichem Zeug vor uns.
    Ich weiß nicht, wie lange wir brauchten. Mir kam es vor wie Stunden. Viele Stunden. Es war eine harte, grauenvolle Arbeit, die man keinem an den Hals wünschen will.
    Schließlich sagte Niko: » Ich glaube, er ist jetzt stabil genug. «
    » Stabil genug wofür? « , fragte ich. Vielleicht war Brayden so weit auf dem Damm, dass wir uns waschen und umziehen konnten. Wir sahen aus wie Schauergestalten.
    » Stabil genug, dass wir ihn kurz allein lassen können « , meinte Niko. » Wir müssen mit Sahalia reden. «
    Sahalia lag noch immer mit Astrid auf dem Futonsofa. Rücken an Bauch, zu einem Doppel-S zusammengekauert, schmiegten sich die beiden aneinander.
    Aber keines der Mädchen schlief. Beide starrten mit weit aufgerissenen Augen in die Luft.
    Josie hatte sich auf dem Klappliegestuhl eingerollt und blickte ebenfalls ins Leere. Irgendwer – wahrscheinlich Astrid – hatte sie zugedeckt.
    Aus dem Zug drang kein Laut.
    Doch einer von den anderen hatte das Futonsofa beiseitegeschoben, mit dem ich die Tür blockiert hatte. Also war drinnen wohl alles in Ordnung.
    » Sahalia « , flüsterte Niko und kniete sich neben das Sofa. » Was ist da passiert? Wir müssen es wissen. «
    Sie schloss nur die Augen.
    » Bitte, Sasha « , versuchte Jake es. » Es geht nicht anders.

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