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Monuments Men

Monuments Men

Titel: Monuments Men Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Edsel
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Müllabladeplatz. Der Park sei für das Wohlergehen und die Gesundheit der Pariser Bevölkerung so wichtig wie der Hyde Park für die Londoner und der Central Park für die New Yorker.
    Die Armee lenkte schließlich ein. Aber was hatte Rorimer damit wirklich erreicht? Der berühmte Boulevard in den Tuilerien, durch den er jetzt ging, war vollgestellt mit tonnenschweren Lastwagen, Truppentransportern und Jeeps. Niemand hatte den Park für Fahrzeuge gesperrt, und nun war er der größte Parkplatz von Paris. Sechs Statuen waren bereits von ihren Sockeln gestoßen worden, und die Terracotta-Rohre, die im 17. Jahrhundert verlegt worden waren, barsten unter dem Gewicht der Fahrzeuge. Rorimer hatte zehn Tage gebraucht, um eine Alternative zu finden, aber er war überzeugt, dass die gepflasterte Esplanade des Invalides den Bedürfnissen der Armee genügen würde. Und zudem war die Esplanade ohnehin ein ehemaliges Paradefeld des Militärs. Jetzt musste er nur noch die Armee überzeugen, dass es sinnvoll war, ihren Parkplatz in einen anderen Teil der Stadt zu verlegen.
    Rorimer ging an einem Brunnen vorbei, der als Grand Bassin bekannt ist – im Schatten der Militärlastwagen ließen ein paar Jungen ihre Segelboote auf dem Wasser fahren –, überquerte die Terrasse des Tuileries und betrat, nachdem er dem Wachposten seinen Ausweis gezeigt hatte, den Hof des Louvre. Auf der einen Seite standen die amerikanischen Flugabwehrgeschütze, und man sah noch das umzäunte Gelände, auf dem die Alliierten in den ersten Wochen nach der Einnahme der Stadt deutsche Kriegsgefangene untergebracht hatten. Aber das Innere des Hofes war wie eh und je ein Heiligtum. Hier sah man kein einziges Geschütz und auch keinen bewaffneten Wächter, und es gab auch keine Bittsteller, die regelmäßig in sein Büro kamen und um individuelle Hilfen baten. Unter dem gewölbten Glasdach der Grande Galerie war es im Museum still und ruhig wie in einem Grab. Wie in einem weitgehend leeren, ausgeräumten Grab, denn an diesen Wänden, zu denen einst Millionen Menschen geströmt waren, um die Meisterwerke der Welt zu bestaunen, sah man nur noch Worte, die mit weißer Kreide darauf gekritzelt waren, Hinweise für die Kuratoren, wo die prachtvollen Gemälde jeweils gehangen hatten.
    Die Werke waren nicht geraubt worden oder verschollen. Die Besatzer hatten sie überhaupt nicht angerührt. Sie befanden sich noch immer an den Verwahrungsorten, wohin die Franzosen sie 1939 und 1940 kurz vor dem Einmarsch der Deutschen gebracht hatten. Die Auslagerung war eine außergewöhnliche Unternehmung gewesen. Sie hatte unter der Leitung von Jacques Jaujard gestanden, einem der bedeutendsten Verteidiger der französischen Kunstinteressen, dem Direktor der französischen Nationalmuseen.
    Jaujard war zwar ein französischer Beamter, aber er zählte auch zu den angesehensten Museumsleuten in Westeuropa. Er war erst 49 Jahre alt, und mit seinen nach hinten gekämmten pechschwarzen Haaren und seinem schönen, kantigen Gesicht sah er wie ein jung gebliebener Großvater aus, wie der lebenssprühende Patriarch einer französischen Winzerfamilie. Er war ein Bürokrat – aber auch ein Mann, der sich nicht scheute, sich die Hände schmutzig zu machen. Während des spanischen Bürgerkriegs war Jaujard maßgeblich an der Auslagerung der Bestände des Prado beteiligt gewesen, des berühmtesten Museums in Madrid. Im Jahr 1939 wurde er zum Leiter der Nationalmuseen befördert und begann unmittelbar danach, Pläne zur Auslagerung der Bestände der französischen Museen zu erarbeiten, zu einer Zeit, als noch kaum jemand mit einem deutschen Angriff auf Frankreich, geschweige denn einer Besetzung rechnete. Unter seinen wachsamen Augen waren Tausende der größten Kunstwerke der Welt verpackt, verladen, abtransportiert und anderwärtig gelagert worden. Auch die Nike von Samothrake, eine wuchtige Skulptur der griechischen Siegesgöttin Nike, die an der Haupttreppe des Louvre gestanden hatte, wurde mittels eines raffinierten Systems, das aus einem Flaschenzug und schräg miteinander verbundenen Holzplanken bestand, von ihrem Platz weggeschafft. Die rund 3,30 Meter hohe Skulptur der Göttin Nike, die ihre Flügel ausbreitete (ihr Kopf und ihre Arme waren im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen), wirkte fest und stabil, bestand aber in Wirklichkeit aus Tausenden von Marmorstücken, die sorgfältig wieder zusammengesetzt worden waren. Jaujard hatte wohl den Atem angehalten, als die Statue auf ihrer

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