Monuments Men
auf. »Das ist mehr als genug«, sagte er. »Vor allem, weil ich nicht weiß, warum ich das überhaupt notiere.«
»Weil wir mit ihr sprechen werden, James.«
»Warum?«
»Sie sind seit drei Monaten in Paris, und in dieser kurzen Zeit haben Sie gesehen, was hier abläuft ... Es mangelt an Vertrauen, die neue Verwaltung fasst nur mühsam Tritt, überall müssen wir uns mit bürokratischen Verzögerungen herumschlagen. Es ist nicht überraschend, dass Mademoiselle Valland, nachdem sie vier Jahre im Jeu de Paume mit den Besatzern zusammengearbeitet hat, ihre Aufzeichnungen und Informationen nur widerstrebend preisgeben möchte.«
Rorimer nahm seine Papierschnipsel und steckte sie in das Heftchen zur Ausstellung des Bayeux-Teppiches, das er an der Tür mitgenommen hatte. »Vielleicht weiß sie auch nichts«, sagte er.
»Das meint auch Ihr britischer Kollege, Monuments-Offizier McDonnell. Er hat sich mit der Sache beschäftigt und glaubt, dass nichts dahinter ist. Aber er irrt sich.«
Rorimer dachte einen Moment lang nach. »Es ergibt keinen Sinn. Wenn sie Informationen besaß, warum sollte sie sie nicht weitergeben?«
Jaujard lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sie hat sie bereits weitergegeben ... zumindest einen Teil davon ... aber nur an mich. Sie müssen sich vor Augen führen, was es bedeutet, mit dem Verdacht zu leben, in den vier Jahren der deutschen Besatzung eine Kollaborateurin gewesen zu sein. Sogar heute noch macht uns das allen große Sorgen. Die Tatsache, dass es so viele Kollaborateure gab, erschwert es außerordentlich, den eigenen Landsleuten Vertrauen entgegenzubringen. Man weiß nicht, wem man trauen kann – selbst jetzt noch nicht.«
»Aber Ihnen kann sie doch bestimmt vertrauen.«
»Vertrauen ist nur ein Teil davon, James. Ich bin ein Geschöpf der französischen Bürokratie. Wenn sie mir in der Vergangenheit Informationen zukommen ließ – und, glauben Sie mir, diese Informationen waren unschätzbar wertvoll –, habe ich meine Pflicht getan und sie an die entsprechenden Regierungsstellen weitergeleitet. Leider wurden nicht immer die gewünschten Maßnahmen ergriffen oder zumindest nicht so schnell, wie es nötig gewesen wäre. Die Regierung brauchte zwei Monate – zwei Monate, James –, um 112 Kisten von geraubten Kunstwerken aufzuspüren, über die mich Mademoiselle Valland informiert hatte. In der Zwischenzeit waren diese Kisten nur schlecht bewacht.« Jaujard blickte Rorimer an, aber der Monuments Man reagierte nicht. »Es muss ein Außenseiter sein, James«, sagte er. »Jemand, der die Dinge voranbringen kann. Keinem anderen wird sie Vertrauen schenken.«
»Aber sie kennt mich doch gar nicht.«
»Sie mögen sie vielleicht nicht kennen, aber sie kennt Sie zweifellos. Sie hat Sie beobachtet. Und sie ist beeindruckt davon, was Sie für Frankreich geleistet haben. Das hat sie Ihnen auch selbst gesagt, damals, als Sie ihr in meinem Büro begegnet sind.«
Jaujard hob die Hand. »Widersprechen Sie nicht. Sie haben mehr getan, als Sie denken. Und wenn Sie auf Hindernisse gestoßen sind ... nun, dann sind Sie mit dem Kopf gegen die Bürokratenmauer angerannt. Das bedeutet schon was.«
Jaujard stand auf. »Aber sprechen wir nicht den ganzen Abend über Rose Valland. Reden Sie mit meinem Freund Albert Henraux. Er leitet die Kommission, und er ist derselben Ansicht. Er wird Ihnen alles Nötige mitteilen.« Er nahm seinen Hut vom Ständer neben der Tür und trat hinaus in den Gang. »Ich muss mir den Teppich von Bayeux immer wieder anschauen. Ist es zu fassen, dass er jetzt endlich hier ist, im Louvre? Wissen Sie, wann er das letzte Mal in Paris war? 1804. Napoleon hat ihn in Bayeux beschlagnahmt und hierher bringen lassen. Damit wollte er seine Generäle inspirieren, als er die Absicht hatte, in Großbritannien einzumarschieren.«
Rorimer blickte zu den Wänden, die in diesem Teil des Museums noch immer leer waren. Nur ein kleiner Teil der Sammlung war bisher zurückgekehrt; genau so, wie bei den Werken, die den französischen Bürgern geraubt worden waren. Aber dennoch war es ein Zeichen der Hoffnung.
»Ich frage es ungern, Jacques ... aber woher wissen Sie, dass sie nicht doch eine von ihnen war? Ich meine, woher wissen Sie, dass Rose Valland nicht mit den Nazis zusammengearbeitet hat?«
»Weil sie für mich spioniert hat. Ich habe ihr aufgetragen, im Jeu de Paume zu bleiben, und sie hat es getan, obwohl es gefährlich war. Sie hat mir fast jede Woche Informationen geliefert.
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