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Moonlit Nights

Moonlit Nights

Titel: Moonlit Nights Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Mueller
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deutlich. Und das Schlimmste
daran war, dass mir die Sache noch peinlicher wurde, sobald ich
es merkte, wodurch mein Gesicht nur noch stärker zu glühen
begann. Ein Teufelskreislauf! Behutsam strich er mir eine Strähne
aus dem Gesicht. Seine Fingerspitzen streiften leicht meine
errötete Wange und seine Berührung verursachte mir Gänsehaut.
Schon wieder fesselten mich seine warmen, dunklen Augen. Ich
hatte in der Hektik heute Morgen völlig vergessen, meine
Schnittlauchhaare irgendwie zu »frisieren«. Auch wenn das ein
sehr anspruchsvoller Ausdruck für das war, was ich
normalerweise mit ihnen veranstaltete.
»Das ist schön …«, sagte er sanft. »Wenn ich nicht wollte, hätte
ich heute Morgen nicht schon über eine halbe Stunde in der Kälte
verbracht.«
»Wie lange?!« Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme
entsetzt klang, doch Liam lächelte mich liebevoll, geradezu
beruhigend an.
»Halb so wild. Ich bin doch schon groß.« Er zwinkerte. »Ich
wusste ja nicht, wann du morgens losgehst. Bei den
Geschwindigkeiten, mit denen du dich üblich fortbewegst, hätte
es gut sein können, dass du um diese Uhrzeit längst unterwegs
bist.« Sein liebevolles Lächeln wurde plötzlich spöttisch und der
Schalk blitzte aus seinen Augen. Was sollte ich dazu noch sagen?
Recht hatte er. Ich war eine Schnecke und Sport war mindestens
genauso schlimm wie Mathe, nur mit der zusätzlichen, gemeinen
Eigenschaft, dass man sich dabei auch noch verletzen konnte. Das
Erbärmliche war nur, dass er mein Defizit schon nach drei Tagen
erkannt hatte. Mein Problem musste also akut, nein, schon eher
mitleiderregend sein. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Wir sollten jetzt besser gehen, sonst kommen wir zu spät.« Ich
nickte gehorsam und wollte gerade einen Fuß vor den anderen
setzen, da nahm er mir behutsam meine Tasche ab und schwang
sie gekonnt über seine starke Schulter. Erstaunt über diese
altmodische – wenn auch sehr charmante – Geste, hielt ich inne,
während er weiterlief. Für Liam schien das völlig normal zu sein.
»Du musst nicht …«, begann ich, doch Liam winkte ab und ging
weiter. »Danke«, murmelte ich verschämt und beeilte mich, ihn
einzuholen.
»Ach Emma?«
»Mmh?«
»Ich mag es, wenn du deine Haare offen trägst. Es sieht sehr …«
– er schien nach einem geeigneten Wort zu suchen – »… attraktiv
aus.«
Die Freude, die aufgrund dieses Komplimentes sinnflutartig auf
mich einstürzte, brauche ich wohl niemandem ausführlicher zu
schildern. Noch nie hatte mich jemand
attraktiv
genannt.
Auch wenn er es wahrscheinlich aus purer Höflichkeit gesagt
hatte oder einfach nur, weil er etwas Nettes sagen wollte, um die
Stimmung aufzulockern – er schien zu merken, dass ich aufgrund
des gestrigen Abends verspannt war – freute ich mich darüber.
Mein Gute-Laune-Pegel schoss bis ins Unermessliche und ich
beschloss, meine Haare nie wieder ohne triftigen Grund
zusammenzubinden.
Der Rest des Tages verlief ohne weitere besondere
Vorkommnisse. Wir hatten zwei Stunden Bio, zwei Stunden
Chemie und zwei Stunden Geschichte. Der einzige mathefreie
Tag in der Woche. Durch diesen Umstand wurde der Dienstag
automatisch zu meinem Lieblingstag, auch wenn Chemie nicht
unbedingt zu meinen Glanzfächern gehörte. Liam hatte sich
wieder neben mich gesetzt, obwohl ihm etliche meiner Mitschüler
einen Platz angeboten hatten. Das betrübte mich ein wenig. Als
ich damals in diese Klasse gekommen war, hatte man mich nicht
so herzlich empfangen. Ganz im Gegenteil. Selbst nach dem
ersten halben Jahr gab es immer noch Schüler, die nicht wussten,
wer ich war, bis ich mir mit meiner Ahnungslosigkeit in Mathe
einen Namen gemacht hatte. Ständig schaute ich zu Liam hinüber,
der aufmerksam unserem Lehrer folgte, doch ab und zu blickte er
verstohlen in meine Richtung und lächelte mich verführerisch an.
Ob es beabsichtigt war oder nicht, ich empfand es zumindest als
verführerisch, einfach, weil Liam eine einzige Verführung war.
Ich konnte aber auch nicht ganz ausschließen, dass das alles mit
dem Hochgefühl zusammenhing, welches ich immer noch
aufgrund des Komplimentes von heute Morgen in mir hatte. Zu
meiner Beruhigung fiel mir auf, dass ich nicht das einzige
Mädchen war, welches Liam ununterbrochen anhimmelte.
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es hätte mich nicht
gestört, doch konnte ich mich damit trösten, dass Liam neben mir
saß, obwohl er freie

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