Moonrain - Nur ein Tag mit dir (German Edition)
vorüberziehenden Umgebung nahm ich fast nichts wahr, da es mir immer noch unmöglich war, den Blick auch nur eine Sekunde von ihm abzuwenden.
Erst als ich in der Ferne ein paar Lichter entdeckte, begann ich mich zu fragen wohin er mich führte.
Vor mir in der Dunkelheit erspähte ich einen großen schwarzen Umriss. Doch erst als wir ihm nahe kamen, konnte ich erkennen, dass es sich dabei um ein wunderschönes altes Schloss handelte.
Umgeben von ein paar Laternen, die nur spärlich Licht abgaben, stand es in all seiner Pracht auf einer kleinen Anhöhe, die die Baumwipfel überragte. Ebenso wie der Wald, der es umgab, wirkte es auf eine Art und Weise düster, wie ich es im normalen Leben nie zuvor gesehen hatte. Der Himmel war fast schwarz, aber dennoch klar. Nicht der Hauch einer Wolke trübte den Himmel, einzig um das Schloss direkt über dem Boden hingen leichte Nebelfäden.
Hohe Türme bildeten die Ecken des Gebäudes. In der Dunkelheit konnte ich ein paar große Fenster erkennen und auch einige Figuren, die auf der Brüstung standen.
Der schmale Pfad, der direkt auf das Schloss zu führte, wurde je näher wir kamen immer breiter und breiter, bis er in einer gepflasterten Straße, die nur von alten Petroleumlaternen erhellt wurde, endete. In Windeseile hatten wir die Straße hinter uns gebracht und standen nun vor einem riesigen Eisentor.
Abrinael ließ meine Hand los, und die alte Panik übermannte mich erneut. Was wollte er hier mit mir?
"Keine Sorge, dir passiert nichts!" wiederholte er als könne er gerade meine Gedanken lesen. Doch seine Stimme beruhigte mich gar nicht, denn sie hatte immer noch diesen dunklen Furcht einflößenden Klang, der nichts Gutes verheißen konnte.
Ich versuchte mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass dies alles nicht real sein konnte und mir deshalb auch nichts Schlimmes widerfahren würde.
Aber das half nicht richtig, denn so sicher war ich mir da auch wieder nicht. Offensichtlich empfand ich etwas für Abrinael, aber machte ihn das auch zu einem guten Menschen? Mensch, traf diese Bezeichnung auf ihn überhaupt zu?
Eine weitere Frage brannte tief in mir. Wollte ich denn, dass es real war, auch wenn er mich nie mehr nachhause lassen würde?
Das eiserne Tor des Schlosses öffnete sich wie von Zauberhand für uns. Abrinael betrat die große Eingangshalle, fast schleichend folgte ich ihm. Schnellen Schrittes durchlief er sie, so dass es mir schwer fiel ihm zu folgen. Erst als er stehen blieb bemerkte ich, dass wir in einer Art Wohnzimmer angekommen waren.
Ich drehte meinen Kopf mehrfach von links nach rechts, konnte aber nur zwei große tiefe Ledersessel und eine schwarze Kommode erkennen. Ansonsten befanden sich keinerlei Möbel oder gar Bilder darin.
Wie auch alles andere wurde auch dieser Raum nur von spärlichem Kerzenlicht erhellt. Schweigend wies er mir einen Platz auf einem tiefen Ledersessel zu und setzte sich mir gegenüber auf den anderen hin. Eine endlos lang erscheinende Zeit starrte er mir unverhohlen in die Augen. Es schien so als musterte er mich regelrecht.
Es hatte den Anschein als wäre er kein Mann der vielen Worte.
Mehrfach öffnete er den Mund, als wolle er beginnen zu sprechen, überlegte es sich aber im letzten Moment anders und schwieg weiter. Endlich durchbrach er nach eine gefühlten Ewigkeit sein Schweigen.
"Hast du schon mal jemanden wie mich getroffen?"
"Jemanden wie dich? Was… ich meine, wer bist du denn?" Mühsam brachte ich die Worte über meine Lippen.
Wiederum hüllte uns dieses Schweigen ein, doch anders als zuerst starrte er nun ins Leere.
Hörbar atmete er einmal tief aus und begann: "Ich lenke die Albträume der Menschen und versuche ihnen auf diesem Wege Botschaften zukommen zu lassen. Manche lernen etwas daraus, andere Menschen hören einfach nicht zu. Die Meisten denken nach dem Aufwachen nicht einmal eine Sekunde darüber nach." Der Ausdruck der letzten Worte ließen darauf schließen, dass ihn das sehr nervte.
Seine schöne Stimme macht es mir schwer seinen Worten zu folgen.
"Wir halten uns immer im Hintergrund und geben uns nie zu erkennen."
"Wir?" Die Frage rutschte mir einfach so heraus.
"Wir sind mehrere, und jeder von uns hat seine eigene Aufgabe. Ich versuche, die Menschen mit Schrecken und Angst auf den rechten Weg zu bringen. Die Albträume sind meine Welt."
Das erklärte einiges. Seine finstere Ausstrahlung und auch die Angst, die er in mir auslöste, waren seiner Berufung zuzuschreiben,
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