Moonrain - Nur ein Tag mit dir (German Edition)
und wäre die Situation eine andere, müsste ich keine Sekunde lang zögern und würde mich sofort mit ihm treffen. Aber egal wie ich es drehte und wendete, mein Herz schlug ausschließlich für Abrinael.
Chris weiter etwas vorzuspielen wäre nicht fair gewesen, und ich wollte ihn auf keinen Fall verletzen. Ganz verlieren wollte ich ihn allerdings auch nicht. Mir war unwohl bei dem Gedanken, ihn noch weiter hinzuhalten, doch für den Moment war dies der einzige Weg.
Die Tage strichen dahin, ohne dass auch nur das Geringste passierte. Nicht nur dass ich nicht mehr von ihm träumte, ich konnte ihn mir auch nicht mehr bildlich vorstellen. Krampfhaft versuchte ich es immer wieder, doch es schien als wären alle Bilder von ihm aus meinem Kopf gelöscht worden. Statt Abrinaels Gesicht sah ich immer wieder das von Chris vor meinen Augen.
Fast so als würde jemand meine Gedanken umlenken. Ich konnte und wollte das nicht akzeptieren. Mit jeder Faser meines Körpers sehnte ich mich nach Abrinael und mit jedem Tag der verstrich wurde diese Sehnsucht nur noch stärker. Mittlerweile war ich einer Depression sehr nahe. Nichts machte mir Spaß, außer für die Uni verließ ich das Haus nicht mehr. Die Leere, die er in mir hinterlassen hatte, konnte durch nichts und niemanden gefüllt werden. Immer mehr zog ich mich in mich selbst zurück und ließ niemanden mehr an mich heran. Meine Mutter machte sich wahnsinnige Sorgen um mich. Ich versuchte ihr mehrfach zu erklären, dass dies nicht nötig wäre.
Doch sie war meine Mutter und spürte instinktiv, dass dies nicht der Wahrheit entsprach.
So zwang sie mich immer wieder mit ihr das Haus zu verlassen. Sie nahm mich mit zum einkaufen und auf kleinere Spaziergänge. Meine Bemühungen fröhlicher zu wirken kosteten mich meine ganze Kraft.
Es tat mir weh, meine Mutter so verzweifelt zu sehen.
Aber nicht nur das beschäftigte mich. In mir reifte ein Plan heran, wie ich Abrinael wieder sehen konnte. Zugegeben, der Plan war mehr als gefährlich, doch ich musste etwas unternehmen.
Verzweifelt
Als die Vollmondnacht endlich anbrach, bewaffnete ich mich mit einer Handvoll Schlaftabletten, setzte mich an meinen Lieblingsort am Strand, an dem ich mir sicher sein konnte allein zu sein.
Alle meine Hoffnungen setzte ich in diese Nacht und ich war tief entschlossen mein Vorhaben bis zuletzt auszuführen.
"Abrinael, wenn du bis Mitternacht nicht bei mir bist, dann komme ich zu dir.“
Diesen Satz rief ich immer wieder gegen den Himmel in der Hoffnung, dass er mich erhören würde. Mein Plan war riskant, ich hatte keine Lust zu sterben, aber ich wollte mit aller Kraft in seiner Nähe sein. So nahm ich es in Kauf, dass der Versuch endlich wieder bei ihm zu sein, schiefgehen könnte.
Ich hatte mir alles sorgsam durchdacht, trotzdem konnte ich nicht hundertprozentig sicher sein, dass alles auch genau so funktionieren würde.
Für den Fall, dass ich die Schlaftabletten nehmen musste, würde ich sofort ein SMS an Chris schreiben. Falls er das SMS sofort lesen würde, wäre er innerhalb von fünfzehn Minuten bei mir, dessen war ich mir sicher. Bei dem Gedanken daran, ihn zu benutzen, um einen anderen Mann wieder zu treffen, überkam mich erneut ein schlechtes Gewissen. Doch mir blieb keine andere Wahl. Meiner Mutter konnte ich das auf keinen Fall antun.
Und kampflos würde ich Abrinael nicht aufgeben.
Niemals!
Mein Handy zeigte an, dass es bereits fünf Minuten vor Mitternacht war. Meine Nervosität stieg ins Unermessliche. Doch mit jeder Sekunde, die verging, stärkte sich mein Vorhaben nur. Ich würde es tun. Auf jeden Fall.
Zwei Minuten vor Mitternacht war noch immer keine Spur von ihm. Ich konnte ihn nicht sehen, hören noch fühlen. Mein Mut verließ mich immer noch nicht. In meiner linken Hand richtete ich die mitgebrachten Schlaftabletten, und eine Flasche Wasser hielt ich in meiner rechten fest. Die zwei Minuten kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Aus lauter Aufregung zitterten meine Hände so sehr, dass ich Mühe hatte die Tabletten festzuhalten.
"Wenn du nicht zu mir kommst, dann komme ich zu dir." Ein letztes Mal rief ich diesen Satz gegen den Himmel. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich auf diesem Wege zu ihm gelangen konnte.
Hinter mir ertönte die Glocke des Kirchturms, sie schlug Mitternacht.
Ich schloss meine Augen und hob die linke Hand an meinen Mund, bereit die Tabletten zu schlucken.
Eine fremde Hand schlug mir die Tabletten direkt vor meinem
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