Moonrain - Nur ein Tag mit dir (German Edition)
mir gut zu."
Mit der rechten Hand fasste er unter mein Kinn und zwang mich so, ihm in die Augen zu sehen.
"Spring über deinen Schatten, wenn die Gelegenheit da ist."
"Wie meinst du das?"
„Bitte, Elly, spring über deinen Schatten, überwinde dich. Mehr kann ich dir nicht sagen. Versprich es mir.“
Ich nickte leicht, und obwohl ich nicht genau wusste was er meinte, wollte ich es versuchen.
"Wann wird das sein?"
Er gab mir keine Antwort, stattdessen nahm er mein Gesicht in seine Hände. Mit seinen funkelnden blauen Augen blickte er tief in meine Seele. Mein ganzer Körper kribbelte und ich konnte keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Es gab nur ihn und mich. Dann kam sein Gesicht langsam näher und seine weichen warmen Lippen berührten meine. Doch sein Kuss war nicht so sanft wie erwartet, er war drängend und fordernd. Es war als hätte man ein Feuer in mir entzündet, mich von Kopf bis Fuß in Brand gesteckt. Wie eine Ertrinkende krallte ich mich an ihm fest, denn all das fühlte sich so sehr nach Abschied an.
Mit diesem Gefühl in mir erwachte ich auf dem Boden des Toilettenraums. Völlig verwirrt ließ er mich einfach so zurück. Ein tiefer innerer Schmerz suchte mich heim, mein Herz schien zu zerreißen.
Leise klopfte es an der Tür und ich vernahm meinen Namen. Es war Chris, der nach mir rief. Schweren Herzens rappelte ich mich auf und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, blickte ich in sein sehr ernstes Gesicht.
"Ich dachte schon dir wäre etwas passiert, du bist schon sehr lange da drin."
"Wie lange?"
"Elly, was ist los?" Besorgt strich er mir über den Kopf. Als er die Hand wieder weg nahm, sah ich ein paar Tropfen Blut auf seinen Fingern.
"Wie lange?"
"Zwanzig Minuten etwa. Ich habe dauernd nach dir gerufen, ich wollte schon Hilfe holen, was war denn los? Und warum blutest du?"
Darauf hatte ich keine Antwort, also schaute ich stumm auf den Boden. Wie sollte ich ihm das vernünftig erklären, vor allem wenn ich mich gleichzeitig irgendwie ertappt fühlte? Immerhin hatte ich gerade einen anderen Mann geküsst, und das obwohl ich allein in diesem Raum war. Klang alles wohl nicht gerade logisch, also log ich.
"Ich habe heute noch nichts gegessen, da muss ich wohl ohnmächtig geworden sein.“ Ich war nicht die beste Lügnerin, deshalb hätte er mich wohl durchschaut. Wenn es nicht wenigstens teilweise die Wahrheit gewesen wäre.
Damit gab er sich zufrieden und suchte kurz aber liebevoll meinen Hinterkopf nach weiteren Wunden ab und verarztete meinen kleinen Kratzer an der Schläfe. Leicht stützend geleitete er mich zurück zu unserem Platz. Das Essen stand bereits auf dem Tisch. Mein Appetit hatte sich nicht zurückgemeldet und doch verschlang ich mein Essen förmlich.
So schnell wie möglich versuchte ich das alles hinter mich zu bringen um schleunigst wieder nachhause zu kommen. Mit der ganzen Situation war ich völlig überfordert, wusste weder ein noch aus. Das alles war einfach zu viel für mich. So kurz vor einem Zusammenbruch stand ich noch nie zuvor in meinem Leben.
Als mein Vater wie aus dem Nichts plötzlich direkt an meinem Tisch vor mir stand und meinen Namen erstaunt ausrief, war das Fass endgültig übergelaufen. Ich war so perplex, dass ich seine Freundin, die er an der Hand hielt, erst nicht bemerkte. Mit einem gekünstelten Hallo machte sie auf sich aufmerksam. Sofort wurde ich von unbändiger Wut gepackt. Wie der Blitz fuhr ich hoch und flüchtete aus dem Restaurant. Weder mit meinem Vater und schon gar nicht mit seiner Freundin wollte ich mich auseinandersetzen.
Blindlings und ohne nachzudenken lief ich auf die Straße zu.
Mit voller Wucht traf mich etwas auf meinen Brustkorb und warf mich nach hinten. Ich hörte Reifen quietschen und Menschen auf der anderen Straßenseite aufschreien. Ich konnte nicht begreifen was da gerade mit mir passiert war.
Im nächsten Moment standen Chris und mein Vater leichenblass über mir. Viele Hände streckten sich nach mir aus um mich hoch zu heben. Dann wurde um mich herum alles schwarz. Als ich wieder etwas wahrnehmen konnte, sah ich mich selbst auf dem Boden liegen. Eine Menschentraube hatte sich um mich gebildet. Unter ihnen konnte ich Chris, meinen Vater und auch seine Freundin erkennen. Sie riefen meinen Namen und rüttelten an meiner Schulter. Man konnte den Schock an den Gesichtern der Menschen ablesen, und so langsam erkannte ich die Situation. Ich war direkt vor ein Auto gelaufen und in allerletzter
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