Moonrain - Nur ein Tag mit dir (German Edition)
Als hätte sie nie existiert.
"Jetzt aufmachen." Widerwillig öffnete ich meine Augen und ließ zu, dass er seine Arme von mir nahm. Wie ich bereits erwartet hatte befanden wir uns wieder vor dem Kamin zwischen den Ledersessel in unserem Schloss.
Die vielen offenen Fragen drängten sich wieder in mein Bewusstsein.
"Ich wünschte", flüsterte ich leise, "du wüsstest wie verwirrt ich gerade bin und könntest fühlen was ich fühle. Dieses endlose Durcheinander."
"Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlen musst. Mach es dir bitte ein wenig bequemer, ich denke ich habe einiges zu erklären.“
Gespannt tat ich was er sagte, setzte mich auf den Ledersessel, der mittlerweile meiner war, und blickte ihn erwartungsvoll an.
Abrinael kniete sich vor mir nieder, nahm meine Hand und drückte sie an seinen muskulösen Brustkorb. Durch das dünne schwarze Hemd konnte ich seine warme Haut ertasten.
Er schien seine Worte mit Bedacht zu wählen, so dauerte es einige Sekunden bis er mit seiner weichen flüsternden Stimme begann: "Ich bin ein Engel des Mondes, zumindest nennt ihr Menschen und so. Und wie ich dir letztes Mal schon erklärt habe bin ich der dunkelste von uns."
Natürlich erklärte das, warum ich immer wieder eine solche Angst vor ihm hatte, obwohl ich ihm mittlerweile vertraute. Aber es erklärte nicht im Mindesten meine noch offenen Fragen.
"Niemand bekommt mich in den Träumen zu Gesicht und vor allem darf ich niemandem direkt sagen worum es geht. Lediglich den Weg darf ich weisen. Für deinen Traum bedeutet es, dass du dich der Situation hättest stellen sollen und nicht immer tiefer in den Wald hineinrennen durftest. Doch Du ranntest einfach immer weiter und weiter, bis… und das ist eigentlich absolut unmöglich… naja… du mich stören konntest." Abrinael musterte mein Gesicht eindringlich, fast so als versuchte er darin etwas zu lesen.
Ich schwieg vor allem, weil ich ihn nicht unterbrechen wollte, aus Angst er würde dann vielleicht nicht weiter erzählen oder mich wieder aufwachen lassen.
"Ich hätte es nicht tun sollen, aber ich musste mich dir zeigen und das tut mir sehr leid. Mein Fehler hätte dich fast das Leben gekostet."
"Ich bin also nicht tot?" Erst als er davon anfing, machte ich mir schlagartig Gedanken darüber, ob ich nur schlief oder was eigentlich los war.
"Nein bist du nicht, und du wirst auch nicht sterben. Dein Körper ist in einem komaähnlichen Zustand. Deshalb kannst du hier bei mir sein."
Komischerweise machte mir das überhaupt keine Angst, schließlich wollte ich ja hier sein.
Abrinael, ein Engel, diese Tatsache machte mir viel mehr zu schaffen. Betrübt gestand ich mir ein, dass somit eine Beziehung oder ein Zusammensein völlig unmöglich war. Alle Zukunftspläne, die ich mir in einsamen Nächten so schillernd vorgestellt hatte, waren zunichte. Verzweifelt suchte ich nach einer Lösung, einem kleinen Hoffnungsschimmer, der mich aufatmen lassen würde. Aber egal wie sehr ich mich auch bemühte, ich kam immer wieder zu demselben Schluss. Er wäre nie mein.
Dank dieser Gewissheit war ich den Tränen nahe. Fühlbar stieg mir das Wasser in die Augen.
Abrinael interpretierten meine Traurigkeit völlig falsch.
"Keine Sorge, du bist bald wieder zuhause."
Kaum hatte er fertig gesprochen, rann mir auch schon die erste kleine Träne übers Gesicht. Sicherlich wollte ich wieder nachhause. Meine Mutter, Samara, unser Haus und sogar meinen Vater würde ich sehr vermissen, wenn ich sie nie wieder sehen würde. Jedoch den Verlust Abrinaels könnte ich nie ertragen.
"Ich weiß nicht ob ich das auch wirklich will."
Seine Miene versteinerte sich augenblicklich und er wirkt auf einmal wieder sehr bedrohlich auf mich. Meine Hand, die immer noch auf seinem Brustkorb lag, schob er mit einem Ruck von sich. Mit einem ausholend weiten Schritt entfernte er sich von mir.
"Du gehörst nicht in meine Welt."
Seine Worte schmerzten mich fürchterlich, und es fühlte sich an, als hätte mein Herz einen tiefen Riss erlitten. Meine zurückgehaltenen Tränen hatten nun freien Lauf. Sie liefen mir in Strömen über meine Wangen.
Abrinael seufzte.
"Nun habe ich dich schon wieder verletzt."
Und da war es wieder, dieses vertraute beschützende Gefühl, das ich damals im Wald verspürt hatte, noch bevor ich ihn das erste Mal sah. In diesem Moment war von der Angst, dem Schrecken und dem Grauen, das er sonst verströmte, nichts mehr zu spüren. Bedeutete dies, dass er damals schon etwas
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