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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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den Diamanten das Glühen seiner Augen brach. Beinahe zärtlich berührte er mein Haar, und ich konnte hören, wie die gehärteten Locken unter seinen Händen knisterten. Er runzelte die Stirn. »Verrückte Vamps«, murmelte er.
    Langsam hob ich die rechte Hand, so dass die Klinge hinter seinem Rücken in der Luft schwebte. Das Herz von hinten zu durchbohren war ein schwieriger Bewegungsablauf, und ich war ein wenig aus der Übung, aber ich hatte keinen Zweifel, dass ich es schaffen würde. Ich bin Zephyr Hollis, und in Montana gibt es nicht viele Menschen, die Daddys Namen nicht kennen. Ich wartete auf den Moment, kurz bevor der Vampir zubeißen wollte, denn in diesem Augenblick war er am verletzbarsten.
    Doch statt die Fangzähne zu entblößen, blickte er auf. »Was wollen Sie?«, fragte er.
    Dich töten, hätte ich beinahe geantwortet. Aber er redete nicht mit mir. Jemand anders hatte die Gasse betreten. Mein Instinkt schrie, dass ich mich umdrehen und mich der neuen Bedrohung stellen sollte, doch ich wusste, dass dies meinen Plan zerstören und Aileen möglicherweise umbringen würde. Verdammt, was für ein mieses Timing! Eine Sekunde später, und dieser Playboy-Vampir wäre hier im Schnee ausgeblutet.
    »Ich denke, Sie sollten jetzt besser verschwinden«, erklang eine vertraute Stimme.
    Ich stöhnte leise auf – der einzige Beweis der übermenschlichen Willenskraft, die mich davon abgehalten hatte, mich einfach zu Amir umzudrehen und ihn voll ohnmächtiger Wut anzubrüllen.
    Der Vampir lächelte und zog mich näher zu sich heran. »Meinen Sie? Gerne, aber erst, wenn ich einen kleinen Snack zu mir genommen habe.«
    Ich hatte also noch eine Chance! Also betete ich, dass Amir den dümmsten und unwillkommensten Rettungsversuch der Welt bereuen und sich zurückhalten würde. Bitte, lieber Gott, dachte ich inbrünstig, mach, dass er kein Idiot ist.
    Nur fürs Protokoll: Ich glaube nicht an Gebete.
    Amir gab kein Geräusch von sich, doch gerade eben war mein Vampir nur eine Fingernagellänge vom Tod entfernt gewesen, und im nächsten Moment rollte er mit meinem Möchtegern-Galahad im Pulverschnee herum. Es sah so aus, als versuchten die beiden, sich gegenseitig zu erwürgen. Ich nahm mir einen Augenblick, um die Vorzüge zu überdenken, immer noch so zu tun, als stünde ich im Bann des Vampirs.
    »Sie verdammter, ignoranter … Frauenfeind!«, brüllte ich. Ah, das war viel besser.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass der schneebedeckte Typ, der oben lag und gerade versuchte, den Kopf seines Gegners auf den Boden zu schmettern, Amir war.
    »Gern geschehen«, erwiderte er, nur einen Hauch von Atemlosigkeit in der Stimme. Mit einem markerschütternden Schrei überwältigte der Vampir ihn, und sie begannen wieder, durch den Schnee zu rollen.
    »O ja, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Wenn Sie ein bisschen später gekommen wären, hätte ich ihn töten können.«
    »Das ist lustig«, erwiderte er und grunzte angestrengt, während er die Hände des Vampirs von seinem Hals fernhielt. »Ich dachte, Sie bringen Ihre vernunftbegabten Mitlebewesen nicht um.«
    Hinter den beiden hatte Aileen sich aufgerappelt und sah sich um, als hätte sie keine Ahnung, wo sie sich befand.
    »Kennt man in Arabien etwa keine Selbstverteidigung?«
    Vielleicht wollte Amir mir eine Antwort geben, doch der Vampir hatte ihn mit dem Kopf voran in den Schnee gedrückt, und ich nahm an, dass eine verbale Auseinandersetzung mit mir auf seiner Prioritätenliste gerade nicht auf Platz eins stand. Ich rannte zu Aileen, deren Gesicht vor Angst ganz blass war.
    »Bin ich fast … Wollte er eben …«
    Ich ergriff ihre Hände, die sogar noch kälter waren als meine. »Hat er dich gebissen?«, fragte ich leise und fürchtete mich vor der Antwort. Es gab nicht vieles, was man tun konnte, während man darauf wartete, ob ein Mensch sich wandeln würde.
    Aileen presste beide Hände an ihren Hals und schüttelte dann den Kopf. Ich seufzte vor Erleichterung.
    »Zephyr!«
    Das Wort klang erstickt, aber ich erkannte einen Hilferuf, wenn ich einen hörte. Ich drückte Aileens Schulter. »Bin gleich wieder da.«
    Dem Vampir war es gelungen, Amir den Kopf zurückzuziehen, als wäre er die Spitze eines Bogens, und nun nutzte der Kerl seinen Ellbogen, um ihm langsam die Luft aus den Lungen zu quetschen. Wenigstens hatte Amir den einen oder anderen Treffer gelandet – tiefe Furchen zierten die rechte Wange des Vampirs.
    Ich ging sicher, ruhig und zügig

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