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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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beherrschen. Wie nennen sie das Zeug?«
    »Der Deutsche hat einen lächerlichen kleinen Namen dafür gefunden … ja, genau,
Circes Tränen
. Aber der Dealer hat seinen eigenen Namen benutzt.« Sie lächelte. »
Faust.
Das ist eine super Geschichte, Zephyr. Es verbreitet sich bereits in der Stadt, und ich habe noch nicht mal richtig angefangen. Ich glaube, das könnte etwas ganz Großes werden. Meine Exklusivstory.«
    Zweifelnd sah ich sie an. »Wenn Sie recht haben, wird jeder Journalist der Stadt sich in wenigen Tagen auf die Geschichte stürzen.«
    Lässig winkte sie ab. »Oh, sicher. Bill Oliver mag über einige ›rätselhafte Zwischenfälle‹ schreiben und vielleicht sogar ›Beau Jimmy‹ ein paar Fragen stellen, aber niemand wird eine investigative Reportage schreiben. Kein Mensch wird über die Finanzierung, den Vertrieb oder die Versorgungslinie recherchieren.« Voller Vorfreude verengte sie die Augen zu schmalen Schlitzen. »Niemand hat meine Quellen.«
    Ihr Blick fiel auf irgendetwas hinter meiner Schulter, und ihr Lächeln erstarb. Eine seltsame Stille war in der Lobby eingetreten, und ich konnte undeutlich die Stimmen zweier Männer hören, die in einen wenig gesitteten Streit vertieft waren.
    Wütend biss Lily sich auf die Unterlippe. »Dieser dumme Maître. Lass ihn schon rein!«
    Verwirrt drehte ich mich um. Durch meinen Körper ging ein so starker Ruck, als ich Amir sah, dass meine Haare erzitterten. Er trug einen makellosen maßgeschneiderten Anzug, der ihm viel besser stand, als er Troy je stehen würde. Er sah von Kopf bis Fuß aus wie der Prinz, der er vorgab zu sein, doch der Maître versperrte ihm unerbittlich den Weg. Der Mann – von Berufs wegen heuchlerisch –, der mich nur unter stummem Protest in sein Allerheiligstes gelassen hatte, hatte offenbar beschlossen, dass Amir inakzeptabel war.
    »Ich fürchte, wir lassen keine
Neger
herein«, sagte der Maître mit sorgfältiger Betonung.
    Ich wandte mich zu Lily um, die an ihrer Unterlippe kaute. Ich konnte nichts tun, um Amir zu helfen, aber …
    »Lily, bitte retten Sie ihn!«
    Zu meiner Überraschung tat sie es. Mit entschlossener Anmut trat sie zu Amir und küsste ihn wie einen Freund, den sie lange nicht gesehen hatte, auf die Wangen. Dann warf sie dem verdutzten Maître einen vernichtenden Blick zu, ehe sie Amir an unseren Tisch führte. Ich konnte sehen, dass Lilys Einsatz ihn amüsierte, aber seine Haltung war starr vor Zorn. Unsinnigerweise stieg mir eine verlegene Röte in die Wangen.
    »Amir«, sagte ich, stand auf und begann mit einer zusammenhanglosen Entschuldigung.
    Er schüttelte den Kopf. »Lass gut sein. Ich nehme an, du kennst meine Retterin?«
    Lily sah zwischen uns beiden hin und her. »Für jemanden, der sein Ghetto nur auf dem Fahrrad verlässt, kennen Sie eine Menge Leute, Zephyr.«
    Ich lächelte. »Das abenteuerliche Leben der Vampirrechtlerin. Lily – Amir. Amir – Lily.«
    Der Blick der Journalistin war versunken, als sie ihm gestattete, ihre Hand zu nehmen. Ich konnte praktisch sehen, wie sie innerlich mit sich kämpfte, als sie sein hübsches Äußeres und seinen offensichtlichen Reichtum gegen seine kulturellen Mängel abwägte.
    Die Schönheit siegte. »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen? Zephyr hat offenbar alles aufgegessen, aber …«
    Amir schüttelte den Kopf. Er hatte sich das Haar zurückgekämmt, doch eine Locke war ihm ins Gesicht gefallen. »So gern ich auch bleiben würde, ich fürchte, ich kann nicht. Ich bin nur kurz hergekommen, um Miss Hollis eine Nachricht zu übermitteln.«
    »Eine Nachricht?«, sagte ich.
    Sein direkter, nicht brennender Blick lag auf mir, und ich wünschte mir, ich könnte mich hinsetzen. »Es geht um den Jungen.«
    Lily bezahlte die Rechnung und ging mit uns in die Lobby – sie konnte ihre Neugierde nicht verbergen.
    »Ist er ein Mensch?«, flüsterte sie, als wir uns zurückfallen ließen, doch ich wusste, dass Amir sie hören konnte.
    »Was meinen Sie?«
    Sie legte sich die Spitze ihres Stifts an die roten Lippen und saugte nachdenklich daran. »Diese Augen … Ein Dämon?«
    »Sie können nicht interessiert sein. Mit ihm zusammen zu sein wäre noch um einiges skandalöser, als an einem Treffen der Suffragetten teilzunehmen.«
    Sie seufzte dramatisch. »Aber
was
für ein Skandal!«
    Wir erreichten die Drehtür. Amir blieb stehen und sah mich ungeduldig an.
    Ich verstand den Wink. »Lily, müssen Sie nicht irgendwohin …«
    »Klar. Ihre rätselhafte

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