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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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bin hundertmal besser darin,
Andere
zu erkennen, als du.«
    »Es hat keine Wirkung auf Feen«, erklärte Amir. »Die Klinge ist geweiht – aber nicht christlich.«
    »Nicht christlich?«, wiederholte Troy dümmlich, als wäre der Gedanke, dass es noch andere Religionen gab, noch nie durch sein winziges
Defender
-Hirn gegangen. »Wofür soll es dann gut sein?«
    Amir sah mich einen Augenblick an, und sein Mund zuckte verschwörerisch spöttisch. »In diesem Land ist es tatsächlich nicht sehr nützlich«, entgegnete er.
    Troy stampfte mit dem Fuß auf und hinterließ einen ärgerlichen Abdruck im Schnee. »Oh, verflucht noch mal.«
    »Könnte ich es Ihnen abkaufen?«
    »Warum nicht, verdammt. Wer sind Sie überhaupt? Nett von dir, uns vorzustellen, Zephyr.«
    Ich widerstand dem Drang, ihm die Zunge rauszustrecken. »Amir, das ist Troy. Er kennt meinen Daddy. Troy, das ist Amir. Er ist … vorübergehend mein Arbeitgeber.«
    Troy wirkte überrascht. »Arbeitgeber? Du steigst doch nicht etwa wieder ins Geschäft ein, oder?«
    Ich schüttelte nachdrücklich den Kopf, da er der Wahrheit mit seiner Vermutung unangenehm nah gekommen war.
    Amir reichte Troy fünfzig Dollar. »Ich denke, das sollte reichen?«, sagte er.
    Troy schmollte. »Ich habe für das verfluchte Ding achtzig Dollar bezahlt.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass es mehr ist, als Ihnen irgendjemand sonst für ein heidnisches Schwert zahlen würde«, sagte Amir und versuchte nicht, seine Verachtung zu verbergen.
    Einen Augenblick lang dachte Troy nach, dann steckte er das Geld ein. »Also gut. Meine Güte, ist das kalt hier. Wir sehen uns dann, Zephyr. Falls du weitere Aufträge brauchst, weißt du ja, wo du mich findest.«
    »Hinter dem verdammten Mond, hoffe ich«, murmelte ich, als er die Stufen hinaufrannte.
    Amir lachte. »Ein alter Freund?«
    »Die letzten Überreste aus Montana.«
     
    Wir waren in einem Palast. Ich hatte keine Zeit, um mir die Umgebung genauer anzusehen – nur einen vagen Eindruck von marmornen Bögen und plätscherndem Wasser. Soweit ich es sagen konnte, hatte Amir uns hierhergebracht, indem er die Augen geschlossen und mit den Fingern geschnippt hatte. Nach einem glücklicherweise sehr kurzen Moment von purem, den Magen umdrehendem Schwindel war ich gegen Amir getaumelt und hatte festgestellt, dass wir nicht mehr in Manhattan waren. Wir standen in einem Hof mit einem Bogengang vor einer Säule aus Rauch, die allem Anschein nach Amirs Bruder Kardal war.
    Der Dunst klärte sich zu etwas Menschenähnlichem, nachdem Amir ihn mit dem buchstäblichen Feuer in den Augen angefunkelt hatte.
    »Sie sind diese Frau, von der Amir so viel hält?«
    Wenn flüssiger Fels eine Stimme hätte, so stellte ich mir vor, dass sie wie die von Kardal klingen würde – tiefer als eine Tuba und rauh und warm. Just in dem Moment schien die Erde ihr Missfallen zu äußern. Ich fühlte, wie ich zu zittern begann, und versuchte, damit aufzuhören.
    »Ja, genau die, Kardal«, sagte Amir ungeduldig. »Könntest du bitte damit aufhören?«
    »Womit?«, fragte Kardal vollkommen unschuldig.
    Aha, definitiv verwandt. Ich hatte selbst eine zu große Familie, um die Zeichen nicht zu erkennen.
    »Sie sind älter, nicht wahr?«, sagte ich zu dem rauchigen Dschinn.
    Er lächelte und wurde etwas dichter. »Natürlich.«
    Amir verdrehte die Augen. »Es sind nur drei Jahrhunderte, Kardal. So, wie du dich aufführst, scheinst du zu meinen, du wärst so alt wie Kashkash.«
    »Drei
Jahrhunderte

    Beide Brüder starrten mich an, als würden sie sich erst jetzt daran erinnern, dass ich nur die Lebenserwartung eines gewöhnlichen Menschen hatte.
    »Sie werden noch herausfinden, dass Amir dazu neigt, sich wie ein Mensch zu verhalten, der nur ein Zehntel so alt ist wie er«, sagte Kardal beinahe entschuldigend. »Das kommt daher, dass er noch jung und unbekümmert ist.«
    Ich musste lächeln. »Tja, das erklärt zumindest die Hotdogs.«
    Amir warf mir einen überraschten Blick zu, der zugleich schuldbewusst und erfreut wirkte. »Ich bringe sie jetzt zu dem Jungen.«
    Kardals Gestalt wogte, und soweit ich es erkennen konnte, war sein Gesichtsausdruck fragend. »Seltsam. Jetzt sammelst du schon Menschen«, sagte er. »Du solltest mehr Zeit mit deinesgleichen verbringen.«
    Amir antwortete etwas in einer fremden Sprache – die Verärgerung wurde klar, auch wenn ich die Bedeutung der Worte nicht verstand – und zog mich an der Hand hinter sich her durch die Säulengänge,

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