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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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hüpfen.
    Es gelang ihm, die Hälfte der Spielsteinchen aufzusammeln, aber der Ball sprang viel zu hoch und schief. Er prallte an der Stufe unter ihnen ab und rollte auf den Bürgersteig zu. Rasch schnappte ich ihn mir und musste gegen meinen Willen lächeln, als ich Amirs neugierige, leicht verwirrte Miene bemerkte.
    »Da bist du ja«, sagte er. Ich warf ihm den Ball zu, den er lässig auffing und den Kindern zurückgab. »Tut mir leid, Jungs. Ich fürchte, ihr müsst ein andermal damit weitermachen, mich vernichtend zu schlagen.«
    »Bist du ein Blutsauger?«, fragte einer von ihnen. »Du siehst nämlich gar nicht wie einer aus.«
    Amir hob die Augenbrauen, und ich konnte an seinen Lippen erkennen, dass er ein Lachen unterdrücken musste. »Nein, ich bin ein … Dschinn. Warum fragst du?«
    Er und der andere Junge sahen sich an und kicherten. »Meine Mama sagt, dass Zephyr eine ›Vampirkriecherin‹ ist, darum. Aber ich glaube, sie hat die Dschinn genauso gern.«
    Eine
Vampirkriecherin
? Grundgütiger, es wurde schlimmer und schlimmer.
    Amir sah mich an und brach in Lachen aus. »Ich glaube, jetzt ist sie wütend«, sagte er.
    Ich funkelte die drei an. »Benny, David, geht nach Hause. Sofort.«
    Sie warfen mir einen Blick zu, schnappten sich ihre Jacken und rannten über die Straße.
    Amir sah ihnen einen Moment hinterher und trat dann auf mich zu. »Was hast du nur für einen Ruf«, sagte er sanft und strich mit den Fingerspitzen meinen Nacken entlang.
    »Was hältst du eigentlich von Yukon, Amir? Unberührte Wildnis, eine idyllische Hütte, keine anderen Menschen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich der geeignete Mitbewohner in einer Holzhütte wäre, meine Liebe. Ich könnte unsere eigene und alle anderen versehentlich niederbrennen.«
    »Wundervoll. Noch weniger Nachbarn.«
    Er lachte leise und beugte sich vor, um mir einen zärtlichen, neckischen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
    »Was machst du hier? Solltest du dich nicht ausruhen?«, fragte ich.
    »Ich bin kein Pflegefall.«
    Er hatte sich offensichtlich noch nie gesehen, wenn er einen seiner Anfälle hatte. »Was ist mit Kardal? Konnte er den Kater zurückverfolgen?«
    Amir machte eine wegwerfende Handbewegung und lehnte sich an das Treppengeländer. »Mein Bruder ist ein unfassbar unnützes Individuum. Er konnte keine Spur aufnehmen, dafür hatte er jede Menge ungewollter Ratschläge für mich.«
    Er sah so wütend aus, dass ich lachen musste. »Du klingst genau so, wie ich mich heute nach dem Treffen der
Abstinenzbewegung
gefühlt habe. Was für ein Haufen vermodernder, scheinheiliger Heuchlerinnen.«
    »Sie bräuchten nur etwas, damit sie ein bisschen lockerer werden … Zum Beispiel ein Fläschchen Rum in ihren Punsch?«
    In einem Moment gewagter Unbekümmertheit küsste ich ihn kurz. »Siehst du?«, sagte ich. »Wir sind perfekte Verbündete. Also, was wolltest du eigentlich?«
    »Ich dachte, wir sollten versuchen, Judahs Mutter zu finden. Kardal und ich …«
    Nun ja, ich konnte verstehen, dass zwei Dschinn möglicherweise nicht die besten Wächter eines verwirrten, gerade erst gewandelten elfjährigen Vampirs waren.
    »Hat er sich an noch etwas erinnern können?«
    Amir schüttelte den Kopf. »Er weiß nicht mal mehr, was er über die Schiffe gesagt hat. Das ist alles sehr seltsam.«
    »Vielleicht brauchen wir etwas, um Judahs Erinnerung ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Wir könnten es noch einmal am
South-Ferry-
Anleger probieren. Möglicherweise erkennt er etwas, wenn wir ihn hinbringen.«
    »Du bist fest entschlossen, dir deinen Lohn zu verdienen, nicht wahr? Sollen wir gehen?«, fragte er und hatte dieses lässige Lächeln auf den Lippen, das mich überhaupt erst in diese ganze Situation gebracht hatte.
    »Du kennst mich – ich bin erst glücklich, wenn ich jemanden retten kann.«
    »Und ich will dich auf keinen Fall enttäuschen.«
    Wir waren noch keine drei Stufen hinabgestiegen, als mein Magen ein schmerzhaft lautes Knurren von sich gab. Als ich so darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich den ganzen Tag über noch nichts gegessen hatte.
    »Klingt, als wollte dein Magen für eine Wagneroper vorsprechen.«
    »Nur für eine Nebenrolle. Möchtest du hier warten, während ich mir schnell etwas zu essen hole? Ich würde dich ja hereinbitten, aber dann würde Mrs. Brodsky mich wahrscheinlich mit dem Schrubber verprügeln.«
    Ich wandte mich ab, doch Amirs Stimme hielt mich wie ein Angelhaken zurück. »Sei nicht albern, Zephyr. Ich

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