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Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Moonshine - Stadt der Dunkelheit

Titel: Moonshine - Stadt der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alaya Johnson
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heraufbeschworen. »Noch eine Exklusivstory!«, raunte sie. »Zephyr, Sie sind großartig!«
    »Tja, damit wären Sie jetzt dran, Ihren Teil der Abmachung zu erfüllen. Ich nehme nicht an, dass Scott und Zelda Fitzgerald in nächster Zeit mal wieder eine Feier auf Long Island planen?«
    Lily hob die Augenbrauen so hoch, dass sie beinahe in ihrem Haaransatz verschwanden. »
Falls
es mir gelingen sollte, eine Einladung zu bekommen, glauben Sie wirklich, ich würde mein gesellschaftliches Ansehen dadurch zerstören, dass ich eine schäbige, puritanische, singende Vampirrechtlerin mitbringe?«
    »Wer weiß, vielleicht wickle ich alle mit meinem unglaublichen Charme um den Finger. Außerdem haben Sie keine andere Wahl. Ich muss Rinaldo finden, und Sie brauchen noch mehr interessante Geschichten.«
    Lily schürzte die Lippen und sah mich eindringlich an. »Gut. Dann ziehen Sie aber die Kleider an, die ich Ihnen gebe, und überlassen das Reden mir.« Sie hielt inne. »Morgen Abend findet eine Party statt.«
    »Am Montag?«
    »Oh, das machen heutzutage alle. Der Freitagabend ist total
out
. Na ja, Gastgeber ist irgendein deutscher Vizekönig oder so ähnlich. Ich habe gehört, dass er eine Band und den Alkohol hat einfliegen lassen. Wenn Sie glauben, dass Rinaldo sich in Schale wirft, ist das der richtige Ort, um nach ihm Ausschau zu halten.«
    »Und? War das jetzt so schwer?«
    Lily kniff ganz leicht die Augen zusammen. »
Was auch immer
ich Ihnen zum Anziehen gebe, haben Sie verstanden? Keine dieser Lehrerinnenblusen oder dieser traurigen Röcke aus Teppichstoff. Ich werde Sie schick machen – und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    »Was immer Sie sagen, Pygmalion.«
     
    Da mein Fahrrad in der Pension war, brauchte ich fast vierzig Minuten, um von der Kirche zur Chrystie-Elementary-Schule zu laufen. Sonntags gab ich meinen Lieblingskurs – und den am schlechtesten besuchten: »Einwanderungs- und Arbeitsrecht«. Es war meine Idee gewesen, und der
Bürgerrat
hatte vermutlich aus Mitleid zugestimmt. Nachdem der unmenschliche
Johnson-Reed-Act
, ein Immigrationsgesetz, vor zwei Jahren mit strengen Einwanderungsquoten in Kraft getreten war, war das Leben für viele Einwanderer noch komplizierter geworden. Die wirksamste Waffe eines Einwanderers war die Kenntnis der Gesetze und seiner Rechte, und ich war fest entschlossen, diesen Menschen das nötige Wissen zu vermitteln.
    Ich sehnte mich nach meinem Fahrrad, aber Amir war nicht in der Verfassung gewesen zu teleportieren, nachdem wir das Chaos in seiner Wohnung beseitigt hatten. Er hatte es versuchen wollen, doch da ich mit den Feinheiten der Teleportationssicherheit nicht vertraut war (ich hatte noch nie einen Dschinn kennengelernt, und Feen teilen ihre Geschäftsgeheimnisse nicht mit jedem), hatte ich ihm gesagt, er solle es verdammt noch mal bleiben lassen. Unser Abschied war nicht gerade herzlich gewesen. Eigentlich reichte der bloße Gedanke daran aus, dass ich hinter meinen Schläfen wieder pochende Kopfschmerzen verspürte. Ich nahm an, dass er kalte Füße bekam, was meine Hilfe anging.
Ritterliche
Füße, um genau zu sein. Was für ein passender Augenblick dafür!
    »Tja, scheiß auf ihn«, sagte ich laut und zur offensichtlichen Überraschung eines humpelnden Zugpferdes, das zitternd an einer Straßenecke stand. »Ich werde Rinaldo finden – egal, was er sagt.«
    Das Zugpferd hustete und schüttelte den Kopf.
    »Ach, halt die Klappe«, versetzte ich. »Er ist reich, und Manhattans Bedürftige brauchen Geld.«
    Der Besitzer des Pferdes und des Gemüsekarrens, vor den das Tier gespannt war, spuckte in Richtung Gosse und sah mich mit leicht zusammengekniffenen Augen an. »Brauchen Sie eine Mitfahrgelegenheit, Ma’am?«
    Mit seiner ausgefransten Cordmütze wirkte er auf mich ziemlich vertrauenerweckend, und, mein Gott, ich hatte es satt zu laufen.
    Ich lächelte. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht?«
    Er stieg ins Führerhaus und reichte mir die Hand, um mir hinaufzuhelfen. Kurz darauf rollten wir schweigend durch die Straßen. Er schien keine Lust auf eine Unterhaltung zu haben, und ich war dankbar dafür. Volle zehn Minuten, bevor der Kurs beginnen sollte, setzte er mich an der Ecke Chrystie und Rivington ab. Ich sprang vom Kutschbock, und als ich mich umdrehte, um mich bei ihm zu bedanken, hatte er seine Mütze abgenommen. Ich konnte genau sehen, dass er mit sich rang. Offensichtlich wollte er mir etwas sagen.
    »Sie sind doch diese Lehrerin, oder? Die, über

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