Moonsurfer
perfekt aufeinander abgestimmter Organismus. Sollten. Doch Steven kommt sich eher vor wie Donald Duck auf einem verrückt gewordenen Daniel-Düsentrieb-Skateboard. Nur aus irgendeinem geheimnisvollen Grund stürzt er nicht. Und dann, kurz bevor ihm schwindelig wird, gehen der Rhythmus und die Schwünge des Brettes auf Steven über … bis er plötzlich ein Teil davon ist. Jetzt hat er das Gefühl, dass er es ist, der das Board reitet und nicht andersherum. Jetzt ist es Steven Waves, der ins Wellental schießt, der das Board zurück zum Kamm lenkt, um von dort wieder zurückzuschwingen. Jetzt, schlagartig, spürt er das Adrenalin in seinen Adern und schreit vor Freude in den Abendhimmel:
»Ich werde da sein, Bruce!«
Er richtet sich auf, steht locker, lässt die Arme herabhängen und gleitet zurück zum Strand, der nur noch etwa einhunderfünfzig Fuß vor ihm liegt … und von dem aus er beobachtet wird.
Grumble starrt aus dem Schatten einer Pinie auf die Szene, nickt fast unmerklich, wendet sich ab und humpelt, gestützt auf seinen rostigen Säbel, zurück in seine Gruft.
Er scheint mit dem, was er gesehen hat, sehr zufrieden zu sein.
Zurück auf dem Strand; es wird Nacht.
Während Steven das Board aus dem Wasser zieht, fragt er sich, ob er sich die Bewegung zwischen den Büschen nur eingebildet hat. Aber als er dann vor seinen Schuhen und seinem achtlos in den Sand geschmissenen Shirt steht, weiß er, dass jemand hier war. Schweigend blickt er auf das inzwischen säuberlich ausgebreitete Kleidungsstück, auf dem ein kleiner Gegenstand liegt: Er hat die Form einer Pfeilspitze und ist an einem Lederband befestigt, das sorgfältig um den Kopfausschnitt des T-Shirts gelegt wurde.
Grumble!?
Steven zögert nur kurz, dann hebt er das Schmuckstück auf, legt sich den Anhänger um den Hals und streift sein Shirt darüber.
Danach macht er sich auf den Weg zum Strandhaus, das schwere Board hinter sich herschleifend, denn während des kurzen Ausfluges in die Wellen hatte dasausgetrocknete Holz damit begonnen, gierig Salzwasser aufzusaugen.
Moonsurfer und Steven ziehen ihre Spuren eine Weile durch den im Mondlicht schimmernden Sand, als Steven beschließt, etwas dagegen zu unternehmen, dass sein Board vom Salzwasser zerstört wird.
Denn wenn die alte Planke bis zum Surf-Wettbewerb auseinanderfallen würde, wären natürlich auch alle magischen Kräfte verloren …
Stevens Zimmer im Strandhaus, Tag
Steven hat sich einen Vorschuss auf sein Taschengeld geben lassen und ist dabei, seine Sparbüchse in Form eines kleinen Hippie-VW-Busses zu knacken, um die stattliche Summe von 60 Dollar plus 73 Euro und ein paar Cents zusammenzukratzen. Danach verlässt er das Haus, zieht sein seltsames Surfboard unter der hölzernen Veranda hervor und trägt es zur örtlichen Ein-Mann-Konkurrenz des Westcoast-Surfshops: zu » Hitch’s Surf-Garage & Board-Ambulance «. Dort will er es wasserfest machen lassen.
Vor der Garage
Nachdem »Surf-Doc-Hitch« eine sonnenverbrannte Buick-Limousine ohne Kofferraumklappe aus seiner Garagenwerkstatt geparkt und einen vergeblichen Versuch gestartet hat, Steven ein neues Brett aus einem Sortiment an den Garagenwänden anzudrehen, nimmt der alte Freakden Job mit Handschlag an. Kopfschüttelnd macht er sich an die Arbeit.
Schnitt / Vor der Garage, etwa zwei Wochen später
Nachdem Surf-Doc-Hitch den sonnenverbrannten Buick zurück in seine Garagenwerkstatt geparkt hat, verabschiedet er Steven mit einem »Good-Luck!«, während er sich zweifelnd am Hinterkopf kratzt.
Doch das Board ist sorgfältig renoviert: Die Risse wurden mit Polyester aufgefüllt, darüber ein klassisch-schlichtes Streifen-Design in gedecktem Burgunderrot, geschützt von einer hauchdünnen, aber stoßfesten Klarlackschicht.
Aus dem Inneren der Garage melden die Wettervorhersagen hohen Seegang. Eine gute Nachricht, jedoch nur für die Surfer auf der Insel und den Veranstalter des Contests. Eine schlechte Nachricht für alle anderen, insbesondere für die Männer auf der X-Plorer II …
An Bord der X-Plorer II
Stevens Vater steht gemeinsam mit seinem Freund Ernie auf der Brücke. Abwechselnd studieren sie das Barometer und den Himmel weiter unten im Süden.
»Verflucht, Ernie, das hat man davon, wenn Frauen an Bord sind! Ärger, nichts als Ärger. Und dazu noch Pech. Da unten braut sich was zusammen!«
»Wird ’n ordentliches Stürmchen!«
Ben Waves ist seit Wochen keinen Schritt weitergekommen, zumindestens nicht aus seiner
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