Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
furchtbar gewesen sein. Karkon mit dem Pandemon Mortalis und Mischa mit dem Taldom Lux. Nina ließ dieses Bild keine Ruhe, und sie fragte sich immer wieder, warum das Zepter vom Sechsten Mond es nicht geschafft hatte, ihren Großvater gegen das Böse zu verteidigen.
Am wichtigsten war ihr jetzt, die Falltür zu öffnen und in den Tunnel hinunterzugehen, denn nach all der mühseligen Übersetzungsarbeit musste sie nun auch die letzte Aufgabe erledigen, die ihr Großvater ihr aufgetragen hatte. Außerdem hatte sie keine Zeit zu verlieren, Karkon war bestimmt schon längst dabei, seinen Rachefeldzug gegen sie und ihre Freunde auszuhecken.
Nina kniete sich neben die Klappe der Falltür, die noch vom Vorabend halb offen stand, und mit dem schwarzen Heft fest in der Hand sprach sie noch einmal die Zauberformel: »Quos Bi Los.«
Sofort öffnete sich die Falltür ganz, und das sprechende Buch, das auf dem Tisch lag, leuchtete urplötzlich auf. In seinem bläulichen Licht wurde die Luft im Zimmer erst ganz heiß und dann eiskalt. Doch Nina war zu abgelenkt, um etwas zu empfinden. Regungslos starrte sie nur auf das Buch, aus dem eine grüne Dampfwolke auf- stieg, die vor ihren Augen einen Satz formte:
Tritt in den Tunnel ein,
steig auf das, was von selbst läuft,
nimm den Rauchring mit
und das Acqueo Profundis wird dir gehören.
Der eiskalte Wind verschwand so unvermittelt, wie er gekommen war, und im Labor normalisierte sich die Raumtemperatur, die grüne Dampfwolke löste sich in Luft auf und das Systema Magicum Universi schloss sich ohne das kleinste Geräusch.
Mit offenem Mund schaute Nina sich um, doch es geschah nichts weiter Magisches, und so atmete sie tief durch und murmelte: »Acqueo Profundis? Was wird das jetzt wohl sein?«
Wieder packte sie der Entdeckergeist; so unheimlich das Ganze auch war, sie wollte jetzt unbedingt das Rätsel des Tunnels lösen. Entschlossen streifte sie den Rauchring über ihren linken Daumen und rief sich die Zauberformel in Erinnerung, die sie sagen musste, wenn sie den Ring benutzen wollte. Sie warf dem sprechenden Buch einen Kuss zu, um sich für die große Hilfe zu bedanken, setzte den rechten Fuß auf die kleine Treppe und verschwand in der Falltür.
Natürlich raste ihr Puls vor Angst, aber die Neugier war stärker. Je weiter sie hinunterstieg, desto weniger konnte sie sehen. Um sie herum war es dunkel und das Licht aus der Einstiegsluke über ihr wurde immer kleiner. Vorsichtig tastete sie sich weiter.
Nach der hundertsten Stufe endete die Treppe; sie war angekommen. Vorsichtig setzte Nina die Füße auf den Zementboden unter ihr. Vor ihr erstreckte sich ein sehr langer Tunnel, der nur schwach von kleinen Lampen an den Seiten beleuchtet war. Rechts von ihr wartete eine Art großer Förderwagen, so ähnlich wie in Bergwerken, und an der Mauer daneben befand sich ein Hebel. Nina untersuchte den Wagen genauer, der auf einem Gleis stand, das kerzengerade bis ans Ende des Tunnels führte. Vorsichtig stieg sie in den Wagen und stellte fest, dass darin einige Spuren von Metallstaub und ein paar Steine verteilt waren. Sicher hatte der Großvater diese Substanzen mit dem Wagen irgendwohin transportiert. Furchtlos zog sie an dem Hebel und los ging es!
Der originelle Transportmechanismus funktionierte perfekt. Schnell wie eine Rakete schoss sie mit fliegenden Haaren bis zum Ende des Ganges. In weniger als zehn Sekunden hatte sie ungefähr zwei Kilometer zurückgelegt! Dann spürte sie urplötzlich einen Schlag. Der Wagen stoppte vor einer massiven Steinwand. Es war ein dicker Felsblock.
Als sie aus dem Wagen stieg, war sie noch benommen von der rasanten Fahrt, aber sie versuchte sich trotzdem zu konzentrieren und musterte den mehr als zehn Meter hohen Felsen. In dessen unterem Teil fand sie eine Mulde, die genau der Form des Rauchrings entsprach. Das konnte kein Zufall sein.
Gespannt drückte Nina den Rauchring in die Mulde, machte sich selbst Mut und sprach die Worte, die das Magische Buch ihr wenige Tage zuvor eingeprägt hatte, als sie in die Spiegelkammer gegangen war:
»Geist im Ring, öffne den Weg für den grünen Tau.
Geist im Ring, schieß den Pfeil ab und teile den Fels.
Geist im Ring, erschaffe die Harmonie, die mich fortträgt.«
Ein leises Surren war zu hören, und vom Ende des Ganges her kam ein langer dünner Pfeil geschossen, der Ninas Hand streifte und genau in den Kreis stach. Der Kratzer brannte kurz, doch Nina zuckte nicht einmal mit der Wimper. Aus dem
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