Moony Witcher - Nina 01 und das Geheimnis der Lagunenstadt
hören könnte. Sie fehlen mir so!«, sagte sie traurig, faltete das Telegramm zusammen und steckte es in ihre Hosentasche.
Ljuba strich ihr sanft über den Kopf und Nina sah sie mit ihren großen blauen Augen an. »Ich weiß ja, dass sie mich lieb haben. Und ich bin geduldig. Ich kann warten. Eines Tages werden sie stolz auf mich sein«, flüsterte sie Ljuba zu. Dann holte sie tief Luft, ihr Blick wurde wieder entschlossen und sie gesellte sich zu ihren Freunden.
In der Küche langten sie alle kräftig zu: Dodo aß vier Brötchen mit Tomaten und Mozzarella, die anderen knabberten Nüsse und Kekse mit Cremefüllung.
Obwohl es guttat, etwas im Magen zu haben nach all der Aufregung, war Nina nervös, und das nicht nur wegen ihrer Eltern. Ihr ging der Brief von Hamoi Aturi nicht aus dem Kopf. Es fehlten noch drei weitere Geheimnisse! Die Suche nach ihnen würde sicher nicht einfach werden, und Karkon war ihnen nach wie vor auf den Fersen - er konnte die Rettung des Sechsten Mondes noch verhindern.
»Leute, ich gehe jetzt in Opas Labor und werde mich an ein paar seiner alchimistischen Formeln wagen. Ich muss herausfinden, wie ich Karkon die Jambirkopie abnehmen kann«, sagte Nina entschlossen und sprang auf.
Cesco betrachtete seine ramponierte Brille - die Reise zur Osterinsel hatte ihm ein unschönes Andenken hinterlassen. Er brauchte unbedingt neue Gläser, vielleicht konnte Max ihm dabei helfen.
»Ich schlage vor, wir vier gehen derweil wieder ins Acqueo Profundis. Und wenn Max meine Brille repariert hat, können wir die Karte von Karkons Palazzo studieren. Wir müssen jeden Winkel dort kennen und überlegen, wie wir möglichst unbemerkt in den Palazzo eindringen können. Was denkt ihr?« Er schaute aufmunternd in die Runde. »Sobald wir einen neuen Plan gegen Karkon ausgeheckt haben, schleichen wir uns ins Waisenhaus und holen den Jambir. Das muss einfach klappen!«
Sein Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Nina holte die Kristallglaskugel und ging hinüber zum Dogensaal. Sie öffnete die Labortür, gab Roxy den Rauchring und drückte den Sternschlüssel auf die Klappe der Falltür. Dann sagte sie »Quos Bi Los«, und schon rasten Cesco, Dodo, Roxy und Fiore zusammen durch den Tunnel hinunter zum Acqueo Profundis.
Während Nina das schwarze Heft des Großvaters studierte, murmelte sie die alchimistischen Formeln des Sechsten Mondes vor sich hin. Sie musste sich konzentrieren und die richtigen Zaubertränke finden, um für die nächste Begegnung mit Karkon gut vorbereitet zu sein.
»Also, man braucht das Kupfer Nummer 7471104, weil es dem, der es trinkt, unheimliche Kräfte verleiht... Fünfzehn Tropfen muss man davon nehmen und dabei in den wolkenlosen Himmel schauen. Zum Glück haben wir zurzeit so schönes Wetter.«
Nina suchte das Gefäß mit dem Kupfer in den Tiefen des Regals.
Als sie es schließlich hinter zwei stinkenden Gläsern mit Algenextrakt hervorgezogen hatte, nahm sie fünf Blättchen heraus und legte sie auf den Tisch. Sie hängte den Kessel über das Kaminfeuer und gab das Acqua Permanens hinein, das die Lebensenergie fließen lässt. Das hatte Professor José ihr beigebracht, daran erinnerte sie sich noch gut. Dann warf sie das Kupfer hinzu und verrührte alles mit einem Stab aus Rauchglas, einem sehr feinen Werkzeug, das ein Verdunsten der Zutaten verhinderte. Die Kupferblättchen schmolzen zu einer rötlichen Flüssigkeit zusammen. Nach nur drei Minuten und zweiundzwanzig Sekunden war der Zaubertrank fertig. Nina goss ihn in eine kleine Silberkaraffe und stellte diese zum Auskühlen neben die Drachenzahnpyramide.
Mit dem schwarzen Heft in der Hand lief sie im Labor auf und ab und suchte nach weiteren magischen Zutaten.
»Mh, da fehlt noch etwas. Die Kupfertropfen geben uns zwar Kraft, aber das reicht noch nicht. Da!«, sagte sie und zeigte auf einen längeren Abschnitt in Opa Mischas Notizen. »Quarz, natürlich ... der Quarz Nummer 7471107 legt den Geist des Bösen für eine Weile lahm. Das brauchen wir unbedingt für den Kampf gegen Karkon. Nur schade, dass der Quarzzauber nicht bei seinen Androiden wirken wird, für sie benötige ich noch eine andere Formel...«
Während sie mit einem kleinen Spachtel ein paar Bröckchen von dem Quarzhaufen neben dem Kamin abschabte, dachte sie weiter angestrengt darüber nach, wie sie die Androidenkinder aufhalten könnte. Dann blätterte sie noch einmal in dem schwarzen Heft und stoppte bei der Beschreibung des Sbackius.
Natürlich!, dachte
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