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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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vierzehnjähriges Mädchen geschnappt, die mit dem Ausweis Ihrer Tochter in einen Club reinwollte. Weil sie nach dem Geburtsdatum des Ausweises aber erst sechzehn ist, haben wir das Mädel überprüft. Und dabei kam heraus, dass sie gar nicht Feline Tauber heißt. Es handelt sich also nicht um ihre Tochter. Die Vierzehnjährige hat den Ausweis angeblich auf der Straße gefunden, besser gesagt in einem Mülleimer im Prenzlauer Berg, als sie darin nach Pfandflaschen gesucht hat.«
    »Felines Ausweis lag in einem
Abfalleimer
mitten in der Stadt? Was hat das zu bedeuten? Wo ist sie?«
    »Herr Tauber, wir haben bisher noch keine Spur. Außer diesem Zettel, den sie Ihnen vor ihrem Verschwinden hinterlassen hat, und dem heutigen Fund ihres Ausweises gibt es keinerlei Hinweise auf Feline oder darauf, wo sie sich aufhalten könnte. Und sie ist nun schon mehrere Tage verschwunden. Wir gehen jedem Hinweis nach, aber …«
    »Sie glauben … sie ist … untergetaucht? Dauerhaft?«
    »Wir tun unser Bestes, Ihre Tochter zu finden, Herr Tauber. Aber Berlin ist groß. Und wer sagt uns, dass sie nicht in einer anderen Stadt ist? Offenbar hat sie nach dem Streit mit Ihnen ihre Flucht geplant …«
    »Na, Sie sind gut! Keine Ergebnisse liefern, aber mir Vorwürfe machen, was? Ich sage Ihnen mal was: Ihre Polizeibeamten sind offenbar nicht in der Lage, brauchbare Hinweise zu finden! Außer einem Ausweis im Müll, der keinem etwas nutzt!«
    »Herr Tauber, bitte … Herr Tauber? Hallo …?«
    *
    In dieser Nacht verschwand Zeno alleine in seiner Behausung. Obwohl es mich vor Sehnsucht, ihm zu folgen, fast zerriss, blieb mir nichts anderes übrig, als mit Kali und den anderen in unsere Schlafsäle zu gehen. Nick wurde von Urs in eins der Gebäude gelotst, »wo du heute Nacht pennen kannst«, wie der ihm sagte. Ich ging wortlos davon und verabschiedete mich nicht von Nick. Zu wütend war ich darüber, dass dieser Schachtelteufel hier aufgetaucht war, und zu enttäuscht, weil er mir mein Stelldichein mit Zeno vermasselt hatte. Ich hoffte nur, Nick würde den Mund halten, bis er wieder weg war.
    Am nächsten Morgen saß ich in aller Frühe mit den anderen aus der Oase am Tisch, wobei ich die Geschmacklosigkeit des alltäglich-faden Getreidebreis gar nicht wahrnahm, als Nick schlaftrunken hinter Lukas und Urs in den Gemeinschaftsraum schlurfte und sich mir gegenüber an den Tisch plumpsen ließ. Schadenfroh sah ich sein übermüdetes Gesicht und wartete darauf, dass er den ersten Löffel vom Porridge im Mund hatte. Prompt verzog Nick das Gesicht und schob seine Schüssel angewidert von sich, als befände sich eine tote Maus darin.
    »Schmeckt’s dir nicht?«, flötete ich und fügte, ehe er etwas erwidern konnte, gönnerhaft hinzu: »Na ja, macht nichts, du haust ja sowieso gleich wieder ab.«
    Seine Augen verengten sich, aber dann zuckte er nur die Schultern. Tatsächlich steuerte er nach dem Frühstück direkt auf Zeno zu und streckte ihm die Hand hin. »Danke, dass ich bei eurem Fest dabei sein durfte«, sagte er. Dessen Augenbrauen schnellten nach oben, aber dann verzog sich sein Mund zu dem breiten, unwiderstehlichen Zeno-Grinsen. »Gern geschehen. Ich hoffe, du kriegst dich wieder auf die Reihe«, sagte er herzlich und schüttelte Nick die Hand.
    »Das wird er bestimmt«, warf ich ein, ehe Nick noch den Mund aufbekam. Energisch drängelte ich ihn in Richtung Gatter, das die Oase begrenzte. Er warf mir noch einen Blick zu, der mich an einen flauschigen Kater erinnerte, den man unverdient in den Regen hinausjagt. Aber er ging ohne Protest. Ich musste mich beherrschen, um nicht tief und erleichtert aufzuatmen. Nicks Auftritt war ein Schock für mich gewesen, aber wenigstens war ich ihn schnell wieder losgeworden. Hoffentlich hielt er dicht und rief nicht sofort bei meinem Vater an, kaum dass er aus der Oase draußen war!
    Den Kopf voller Überlegungen drehte ich mich um – und prallte fast mit Zeno zusammen, der mich aus seiner souveränen 1,85-Perspektive musterte.
    »Na, was war das denn für eine Stippvisite?«, fragte er belustigt, trotzdem überlief mich ein unbehagliches Frösteln.
    »Keine Ahnung«, behauptete ich forsch.
    Zeno legte den Kopf schief und musterte mich prüfend. »Sag mal, kann es sein …«, begann er und jetzt wurde mir doch etwas blümerant. Ahnte er, dass nach mir gesucht wurde? Ich legte mir schon eine Ausrede zurecht, als er fortfuhr »… dass der Typ in dich verknallt ist?«
    »Was?«, schrie ich auf. Dieser

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