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Moorseelen

Moorseelen

Titel: Moorseelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Eva Schmidt
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zurück, um frei für das Heute zu sein«, dozierte er. Er musterte mich mit schief gelegtem Kopf und schien auf etwas zu warten.
    »Also gut«, seufzte ich. »Es war …« Ich stockte. Plötzlich hatte ich wieder das Bild von meinem Vater mit Melanie vor Augen – beide lachend mit einer Pulle Schampus auf der Couch. Sofort schoss ein heißer Zorn in mir hoch. »Es war Abneigung auf den ersten Blick«, vervollständigte ich meinen Satz. Das war noch freundlich ausgedrückt. Von der ersten Sekunde an konnte ich diese aufgedonnerte, quietschige Tussi nicht ausstehen, die wahrscheinlich glaubte, mit meinem Vater den Fang ihres Lebens gemacht zu haben.
    »Ich sehe, dass du die Zähne zusammenbeißt«, kommentierte Zeno. »War es wirklich nur Abneigung? Oder ein stärkeres Gefühl?«
    Ich hielt nur einen Moment stand, dann stieß ich hervor: »Ich hab sie gehasst!«
    »Hast du dir jemals gewünscht, sie würde verschwinden …«, bohrte Zeno.
    Ich nickte.
    »… dir vorgestellt, du würdest etwas tun, damit sie verschwindet?«, fragte er weiter.
    Schnell schüttelte ich den Kopf, ein Reflex. Überraschend griff Zeno nach meinem Handgelenk. Er hielt mich sanft fest und legte den Daumen auf die weiche Unterseite knapp unter dem Daumenballen.
    »Ich kann fühlen, wie schnell dein Puls ist. Und ich glaube, du unterdrückst deine wahren Gedanken und Gefühle!« Offenbar durchschaute er mich bis auf den Grund meiner Seele.
    »Einmal bin ich hinter ihr die Treppe runtergegangen. Eine Sekunde lang hab ich mir ausgemalt, wie es wäre, sie zu schubsen«, gab ich zu und legte hastig nach: »Nicht schlimm, nur damit sie über ihre affigen High Heels stolpert!«
    »Wirklich nur ein leichter Schubs?«, hakte er nach und drückte sachte, aber bestimmt auf die Stelle, an der mein Puls schlug. »Ich glaube eher, du hattest in diesem Moment ganz andere Gedanken! Schäme dich nicht dafür, Feline, lass sie raus!«
    Ich fühlte mich kurz schuldig, dann aber machte sich ein anderes Gefühl in mir breit: Erleichterung. Ich konnte Zeno nichts vormachen. Und ich musste es auch nicht. Nun fiel auch der Rest meiner inneren Barrikaden. »Ich wollte, sie hätte sich die Beine gebrochen!«, stieß ich abgehackt hervor. »Und sie wäre endlich aus unserem Leben verschwunden. Meine Mutter wollte nicht sterben! Warum ist ihr dieser Unfall passiert – und Melanie macht sich auf ihrem Platz breit? So etwas ist nicht fair!«
    Zeno wirkte kein bisschen überrascht oder befremdet über meinen heftigen Ausbruch. »Ich weiß, Mia hat dir das Leben in der Oase auch nicht leicht gemacht«, schwenkte er urplötzlich um.
    Wieder zuckte ich leicht zusammen.
    »Mia war … Sie ist manchmal schwierig«, erläuterte Zeno. »Sie ist ziemlich impulsiv. Sie hat schon Dinge gesagt, die andere sehr getroffen haben.« Da konnte ich nur zustimmen. Ohne es laut aussprechen zu müssen, wusste Zeno offenbar Bescheid. »Du warst sehr wütend auf sie«, stellte er fest. Der Druck seines Daumens, mit dem er immer noch meinen Pulsschlag fühlte, machte jede Lüge überflüssig, glaubte ich. »Vielleicht hast du dir unbewusst gewünscht, sie würde nie mehr in die Oase zurückkommen«, fuhr Zeno fort.
    Ich riss die Augen auf und starrte ihn ertappt an.
    Er strich über die Haut an der Innenseite meiner Hand. »Das ist eine menschliche Regung. Es braucht viel Überwindung und Training, um von diesen negativen Gefühlen abzulassen. Du bist auf dem Weg dorthin. Dass du geglaubt hast, Mia tot im See zu sehen, war eigentlich ein gutes Zeichen.«
    Jetzt war ich verwirrt. »Wie jetzt?«, stotterte ich nicht sehr intelligent.
    Zeno lächelte. »Du warst nicht gut auf Mia zu sprechen. Also hast du deinen Wunsch gleichsam wahr werden lassen, verstehst du?«, fragte Zeno eindringlich.
    Ich schüttelte den Kopf. »Du meinst, ich habe mir gewünscht, sie wäre tot – und deshalb trieb ihre Leiche im See?«, fragte ich ratlos.
    »Nein, du hast
geglaubt
, sie wäre dort gewesen«, betonte Zeno. »Das ist ein großer Unterschied!« Zeno verstärkte erneut den Druck auf mein Handgelenk. »Unsere Wünsche und Bedürfnisse können sehr stark sein. Manchmal gewinnen sie die Oberhand über unseren Verstand. Tod ist ein sehr zentrales Thema für dich, seit du deine Mutter verloren hast. Am liebsten hättest du – im übertragenen Sinne – die neue Frau deines Vaters getötet. Stattdessen bist du gegangen – als Verliererin. Denn die neue Frau war deinem Vater wichtiger als du.«
    Seine Worte fuhren

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