Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
römischer Patrizier.
    Deshalb lächelte sie ihn an, und diesmal lächelte sie auch mit den Augen. »Es ist nur die Aufregung des heutigen Tages, Quintus Servilius«, sagte sie sanft. »Mir geht es so gut wie schon seit Jahren nicht mehr.«

Ermutigt durch den Erfolg des Prozesses gegen Caepio, ließ Saturninus mit arroganter Willkür weitere Taten folgen, die den Senat bis in seine Grundfesten erschütterten. Unmittelbar nach dem Prozeß gegen Caepio erhob er in der Versammlung der Plebs Anklage gegen Gnaeus Mallius Maximus wegen »des Verlusts seiner Armee«. Das Urteil fiel ähnlich aus. Mallius Maximus, der beide Söhne in der Schlacht von Arausio verloren hatte, verlor jetzt noch das römische Bürgerrecht und sein gesamtes Vermögen. Als er das Exil antrat, war er, anders als der geldgierige Caepio, ein gebrochener Mann.
    Ende Februar wurde das neue Hochverratsgesetz verabschiedet, die lex Appuleia de maiestate . Hochverratsprozesse wurden den schwerfälligen Zenturien entzogen und einem ausschließlich mit Rittern besetzten Sondergericht übertragen. Senatoren sollten zu diesem Gericht überhaupt keinen Zutritt haben. Trotzdem äußerten die Senatoren in der obligatorischen Senatsdebatte kaum Kritik an der Vorlage und verhinderten auch nicht, daß sie Gesetzeskraft erlangte.
    Zwar waren dies gewaltige Veränderungen, die eine unvorstellbare Bedeutung für die zukünftige Lenkung Roms haben sollten, aber sie beschäftigten den Senat und das Volk weit weniger als die zur gleichen Zeit stattfindenden Priesterwahlen. Der Tod des pontifex maximus Lucius Caecilius Metellus Delmaticus hatte nicht nur eine, sondern gleich zwei Lücken im Priesterkollegium gerissen. Einige Senatoren waren zwar der Ansicht, da die beiden Stellen bisher ein und denselben Inhaber gehabt hätten, brauche auch jetzt nur einmal gewählt zu werden. Aber das war, wie der Senatsvorsitzende Scaurus mit mühsam beherrschter Stimme und zitternden Lippen einwandte, nur möglich, wenn der Mann, der als normaler pontifex gewählt wurde, auch für den Posten des pontifex maximus in Frage kam. Zuletzt einigte man sich darauf, den pontifex maximus zuerst zu wählen.
    »Dann sehen wir weiter«, sagte Scaurus. Er atmete schwer, brach aber nur einmal kurz in dröhnendes Gelächter aus.
    Sowohl er wie Metellus Numidicus kandidierten als pontifex maximus . Auch Catulus Caesar hatte sich aufstellen lassen. Und natürlich Gnaeus Domitius Ahenobarbus.
    »Wenn ich gewählt werde oder Quintus Lutatius«, sagte Scaurus mit heroischer Beherrschung, »müssen wir eine zweite Wahl für den pontifex abhalten, da wir beide dem Priesterkollegium bereits angehören.«
    Die Kandidaten für das Priesteramt waren ein gewisser Servilius Vatia, ein Aelius Tubero und Metellus Numidicus. Und Gnaeus Domitius Ahenobarbus.
    Das neue Gesetz sah vor, daß von den fünfunddreißig Tribus siebzehn ausgelost werden sollten, und nur diese sollten dann wählen. Das Los wurde also geworfen, und die siebzehn Tribus wurden bestimmt. Die Wahl ging in bester Stimmung und friedlicher Atmosphäre vonstatten, auf dem Forum Romanum flog an diesem Tag kein einziger Stein! Außer Scaurus amüsierten sich noch viele andere Zuschauer köstlich über die Wahl. Nichts appellierte mehr an den römischen Sinn für Humor als ein Zank, in den die respektabelsten Namen auf den Bürgerlisten der Zensoren verwickelt waren, zumal wenn die geschädigte Partei es so geschickt verstand, den Spieß zu ihren Gunsten umzudrehen.
    Natürlich war Gnaeus Domitius Ahenobarbus der Held der Stunde. Keiner war überrascht, als er zum pontifex maximus gewählt wurde, was eine zweite Wahl erübrigte. Das Volk jubelte, Blumenkränze flogen durch die Luft, und Gnaeus Domitius Ahenobarbus hatte sich erfolgreich an jenen gerächt, die das Priesteramt seines toten Vaters dem jungen Marcus Livius Drusus gegeben hatten.
    Als das Wahlergebnis bekannt wurde, bekam Scaurus einen Lachkrampf - sehr zur Mißbilligung von Metellus Numidicus, der das überhaupt nicht witzig fand.
    »Wirklich, Marcus Aemilius, das geht zu weit!« zeterte er. »Es ist eine Schande! Dieser Griesgram, dieser Saufbold, dieser Pimmel als pontifex maximus ? Nach meinem lieben Bruder Delmaticus? Und vor dir? Vor mir?« Er schlug mit der Faust auf einen der volskischen Schiffsschnäbel, die der Rednerbühne ihren Namen rostra gegeben hatten. »Wenn ich die Römer hasse, dann vor allem dann, wenn ihr perverser Sinn für das Lächerliche ihren sonst so ausgeprägten

Weitere Kostenlose Bücher