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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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fünfunddreißigtausend toten Sklaven vom Schlachtfeld und hob die Widerstandsnester rund um Heracleia Minoa aus, wo leicht neue Gefahren für Rom hätten keimen können. Erst dann zog er nach Triocala weiter, wo die überlebenden Sklaven sich verschanzt hatten. Servilius der Augur sagt nun, Lucullus hätte nach der Schlacht wie ein Vogel geradewegs nach Triocala fliegen sollen, denn - so seine Vermutung - die Sklaven, die sich in Triocala verschanzt hatten, seien in einem solchen Zustand der Panik gewesen, daß sie sich Lucullus sofort ergeben hätten! Während es in Wirklichkeit dann anders kam: Als Lucullus vor Triocala eintraf, hatten die Sklaven ihre Panik überwunden und beschlossen weiterzukämpfen. Woher Servilius der Augur das alles weiß, fragst Du? Na ja, als Augur weiß er eben alles im voraus! Woher hätte er sonst wissen sollen, wie rebellischen Sklaven zumute ist, die in einer uneinnehmbaren Festung eingeschlossen sind? Aber glaubst Du wirklich, Lucullus ist so hinterlistig, daß er zuerst eine große Schlacht kämpft und dann überlegt, wie er seine Amtszeit als Statthalter verlängern kann? Das ist doch kompletter Unsinn! Lucullus hat gehandelt, wie seine Natur es ihm befahl - er ist schön sorgfältig der Reihe nach vorgegangen.
    Ich war über Servilius’ Rede empört, aber noch empörter war ich, als pontifex maximus Ahenobarbus dieses absurde Konglomerat unhaltbarer Unterstellungen auch noch lautstark unterstützte! Natürlich glaubten die ganzen Sandkasten-Feldherren von den hinteren Plätzen, die ein Ende des Schlachtfelds nicht vom anderen unterscheiden können, Lucullus habe sich tatsächlich etwas zuschulden kommen lassen! Warten wir’s ab. Sei auf jeden Fall nicht überrascht, wenn Du hörst, daß der Senat beschlossen hat, erstens Lucullus’ Amt nicht zu verlängern und zweitens im nächsten Jahr ausgerechnet Servilius zum Statthalter von Sizilien zu ernennen. Denn Servilius ist nur deshalb hinter Lucullus her, damit er nächstes Jahr Statthalter von Sizilien werden kann! Für einen unerfahrenen Anfänger und Faulpelz wie ihn ist das ein gemachtes Bett, denn die ganze Arbeit hat ja schon Lucullus getan. Nach der Niederlage bei Heracleia Minoa sind die übriggebliebenen Sklaven in eine Festung geflohen, die sie nicht mehr verlassen können, weil Lucullus sie belagert. Er hat genügend Bauern wieder auf die Felder geschickt, so daß die diesjährige Getreideernte gesichert ist, und die ländlichen Gebiete Siziliens werden nicht mehr von der Sklavenarmee geplündert. Der neue Statthalter Servilius braucht also nur noch die Bühne zu betreten und von allen Seiten Lob einzuheimsen. Ich sage Dir Gaius Marius, nichts ist gefährlicher als Ehrgeiz ohne Talent.
    Beim Pollux, das war aber eine gewaltige Abschweifung! Ich habe mich von meiner Entrüstung über die Not des armen Lucullus hinreißen lassen. Er tut mir so furchtbar leid. Aber weiter mit der Geschichte von Scaurus, der in Ostia durch Zufall einen der Getreideeinkäufer aus Sizilien traf. Als die Getreidehändler letztes Jahr noch glaubten, ein Viertel der Sklaven auf Sizilien würde noch vor der Ernte freigelassen, rechneten sie sich aus, daß ein Viertel des Getreides aus Mangel an Arbeitskräften auf den Feldern liegenbleiben würde. Also wollte niemand dieses letzte Viertel kaufen. Das war vor den zwei Wochen, in denen das Nagetier Nerva achthundert italische Sklaven befreite. In diesen zwei Wochen reisten der Getreideeinkäufer, den Scaurus später in Ostia traf, und einige seiner Kollegen durch Sizilien und kauften hektisch das letzte Viertel der Ernte zu einem lächerlich geringen Preis. Dann schüchterten die Getreideanbauer Nerva so ein, daß er aufhörte, Sklaven zu befreien. Damit gab es in Sizilien auf einmal wieder genug Arbeitskräfte, und man konnte die ganze Ernte einbringen. Das letzte, für ein Butterbrot gekaufte Viertel der Ernte war jetzt im Besitz einer oder mehrerer unbekannter Personen. Damit ist klar, warum plötzlich sämtliche leerstehenden Getreidespeicher zwischen Puteoli und Rom angemietet wurden. Das letzte Viertel sollte in diesen Speichern bis zum nächsten Jahr aufbewahrt werden, weil dann die sizilische Ernte geringer ausfallen würde als normal. Denn dann würden die italischen Sklaven auf erneuten Druck Roms hin endgültig befreit werden, und das Getreide würde sich verteuern.
    Die unbekannten Spekulanten rechneten freilich nicht mit dem Sklavenaufstand. Statt des gesamten Getreides wurde gar nichts

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