MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Konsuln.«
»Zur Abwechslung sind es diesmal zwei gute«, meinte Drusus zufrieden. »Ich weiß nicht, wann wir zuletzt so ein gutes Gespann gewählt haben wie Crassus Orator und Scaevola. Ich erwarte viel von ihnen.«
»Wirklich? Ich wünschte, mir ginge es genauso. Ich erwarte Schwierigkeiten.«
»Die italische Sache betreffend? Warum?«
»Bis jetzt sind es nur Gerüchte, unbegründete, wie ich hoffe, aber ich fürchte, daß doch etwas Wahres an ihnen ist, Marcus Livius.« Silo blickte finster drein. »Die Zensoren haben sich bei den Konsuln über die große Zahl neuer Namen auf den Bürgerlisten beschwert. Das sind doch Idioten! Einmal prahlen sie damit, daß mit ihren neuen Zensusmethoden viel mehr römische Bürger erfaßt werden als vorher, und im nächsten Moment machen ihnen die vielen neuen Bürger Angst.«
»Deshalb hat man dich monatelang nicht mehr in Rom gesehen!« rief Drusus. »Quintus Poppaedius, ich habe dich gewarnt! Nein, nein, bitte lüge mich nicht an. Wenn du das tust, ist es mit unserer Freundschaft aus, und das täte mir sehr leid. Du hast also die Bürgerlisten manipuliert!«
»Ja.«
»Quintus Poppaedius, ich habe dich doch gewarnt! So eine dumme Situation!« Drusus saß eine Zeitlang mit dem Kopf in den Händen da, und Silo saß stumm neben ihm und dachte angestrengt nach, überrascht, wie unwohl ihm war. Schließlich hob Drusus den Kopf.
»Also, passiert ist passiert, daran läßt sich jetzt nichts mehr ändern«, sagte er. Er stand auf, sah Silo an und schüttelte resigniert den Kopf. »Du gehst besser nach Hause und läßt dich längere Zeit nicht in der Stadt blicken, Quintus Poppaedius. Wir dürfen nicht riskieren, daß ein besonders helles Köpfchen der antiitalischen Fraktion auf dumme Gedanken kommt, wenn du durch die Straßen spazierst. Ich werde im Senat tun, was ich kann, aber du weißt, ich bin nach wie vor ein Neuling, und man wird mich kaum zum Sprechen auffordern. Und unter denen, die dazu Gelegenheit haben, werden deine Freunde sehr dünn gesät sein.«
Silo war ebenfalls aufgestanden. »Marcus Livius, es wird Krieg geben. Ich werde nach Hause zurückkehren, du hast völlig recht. Wenn ich hier bin, wird tatsächlich jemand Verdacht schöpfen. Aber gerade diese Vorfälle müssen dir zeigen, daß es keinen friedlichen Weg zum allgemeinen Bürgerrecht für ganz Italien gibt.«
»Es gibt einen Weg«, sagte Drusus. »Es muß einen geben. Und nun geh, Quintus Poppaedius, und zwar so unauffällig wie möglich. Und wenn du Rom durch die Porta Collina verlassen willst, mach bitte einen Bogen ums Forum.«
Drusus selbst tat das Gegenteil und begab sich direkt zum Forum. Er hatte die Toga angelegt und hielt nach bekannten Gesichtern Ausschau. Obwohl heute keine Sitzung des Senats oder der Volksversammlung stattfand, war Drusus sicher, daß er auf dem unteren Forum Bekannte antreffen würde. Und kurz darauf entdeckte Drusus den ersten wichtigen Menschen, seinen Onkel Publius Rutilius Rufus, der den Carinae und seinem Haus zustrebte.
»An einem Tag wie heute wünschte ich mir, Gaius Marius wäre hier«, sagte Drusus, als sie einen ruhigen Platz in der Sonne neben den alten Bäumen des Forums gefunden hatten.
»Ja, ich fürchte, deine italischen Freunde werden wenig Unterstützung im Senat finden«, sagte Rutilius Rufus.
»Das ließe sich ändern — wenn ein mächtiger und angesehener Mann den Senatoren ein bißchen auf die Sprünge helfen würde. Aber Gaius Marius ist immer noch im Osten. Wer könnte diese Aufgabe also übernehmen? Es sei denn, du, Onkel... ?«
»Nein«, lehnte Rutilius Rufus entschlossen ab. »Ich sympathisiere zwar mit dem Anliegen der Bundesgenossen, aber ich habe im Senat keinen Einfluß. Wenn überhaupt, dann habe ich seit meiner Rückkehr aus Asia Minor noch an auctoritas verloren. Du weißt ja, daß die Steuereintreiber immer noch meinen Kopf verlangen. An Quintus Mucius kommen sie nicht heran, weil er zu wichtig ist, und das wissen sie. Ich dagegen bin ein alter und bescheidener Konsular, der sich weder am Gericht noch als Redner einen großen Namen gemacht hat und auch keine Armee zu einem großen Sieg geführt hat. Nein, ich habe wirklich nicht genug Einfluß.«
»Dann meinst du also, es steht schlecht?«
»Ja, das meine ich, Marcus Livius.«
Die Gegenseite schlief indessen nicht. Quintus Servilius Caepio bat um eine Unterredung mit den beiden Konsuln Crassus Orator und Mucius Scaevola und den Zensoren Antonius Orator und Valerius Flaccus. Was
Weitere Kostenlose Bücher