MoR 02 - Eine Krone aus Gras
er ihnen zu sagen hatte, interessierte sie ungemein.
»Marcus Livius ist an allem schuld«, sagte Caepio. »Ich habe mit eigenen Ohren gehört, wie er unzählige Male davon gesprochen hat, daß die Italiker das volle römische Bürgerrecht bekommen sollten und daß es keine Unterschiede mehr zwischen den Bewohnern Italiens geben sollte. Und er hat einflußreiche italische Freunde — den Anführer der Marser, Quintus Poppaedius Silo, und den Anführer der Samniten, Gaius Papius Mutilus. Nach dem, was ich in seinem Haus mitbekommen habe, könnte ich schwören, daß Marcus Livius Drusus sich mit den beiden Anführern der Italiker verbündet und einen Plan ausgeheckt hat, um die Bürgerlisten zu manipulieren.«
»Quintus Servilius, hast du Beweise, die deine Anschuldigung bestätigen könnten?« fragte Crassus Orator.
Caepio machte ein beleidigtes Gesicht. »Ich bin ein Servilius Caepio, Lucius Licinius! Ich lüge nicht!« Sein Kränkung wurde zu Wut. »Beweise für meine Anschuldigung? Ich beschuldige niemanden. Ich sage nur, was ich gehört habe. Ich brauche keine Beweise, die irgend etwas bestätigen. Ich wiederhole — ich bin ein Servilius Caepio!«
»Und wenn er Romulus persönlich wäre«, sagte Marcus Livius Drusus, als die Konsuln und Zensoren ihn aufsuchten. »Wenn ihr nicht begreift, daß die angeblichen Tatsachen, die Quintus Servilius Caepio auftischt, lediglich Teil seiner Kampagne gegen mich und die meinen sind, dann seid ihr nicht die Männer, für die ich euch gehalten habe. Das ist doch absoluter Blödsinn! Warum sollte ich etwas aushecken, das den Interessen Roms widerspricht? Kein Sohn meines Vaters wäre zu so etwas imstande. Für Silo und Mutilus kann ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Mutilus hat mein Haus noch nie betreten, Silo kommt hierher, weil er mein Freund ist. Daß ich der Ansicht bin, daß alle Männer in Italien das römische Bürgerrecht besitzen sollten, ist allgemein bekannt, ich habe daraus nie einen Hehl gemacht. Aber der Senat und das Volk von Rom müssen das Bürgerrecht von sich aus und auf legalem Weg an die Italiker und Latiner vergeben. Den Zensus zu fälschen, entweder direkt durch Fälschung der Bürgerlisten oder dadurch, daß bestimmte Bürger das Bürgerrecht beanspruchen, obwohl es ihnen nicht zusteht, einem solchen Plan würde ich nie zustimmen, auch wenn ich das Ziel gerecht finde.« Er breitete die Arme aus und hob sie in die Höhe. »Glaubt mir also oder laßt es bleiben, Bürger! Ich habe nichts weiter zu sagen. Wenn ihr mir glaubt, dann trinkt einen Becher Wein mit mir. Wenn ihr diesem gewissenlosen Lügner Caepio glaubt, dann verlaßt mein Haus und betretet es nie wieder.«
Quintus Mucius Scaevola hängte sich bei Drusus ein und lachte leise. »Also ich, Marcus Livius, hätte nichts gegen einen Becher Wein einzuwenden.«
»Ich auch nicht«, sagte Crassus Orator.
Auch die beiden Zensoren stimmten zu.
»Ich hätte trotzdem gern gewußt, woher Quintus Servilius seine sogenannten Informationen hat«, sagte Drusus, als er später am Nachmittag mit seiner Frau, Cato Salonianus und Livia Drusa im Wohnzimmer saß. »Quintus Poppaedius und ich haben uns nur ein einziges Mal über dieses Thema unterhalten, und das ist schon einige Monate her. Es war kurz nach der Wahl der Zensoren.«
»Und worüber habt ihr gesprochen?« fragte Cato Salonianus.
»Silo hatte den verwegenen Plan, massenhaft Italiker in die Bürgerlisten eintragen zu lassen. Aber ich habe ihn davon abgebracht, oder zumindest bildete ich mir das ein. Ich habe danach nie wieder etwas von dieser Sache gehört und auch Quintus Poppaedius erst vor kurzem wiedergesehen. Woher also hatte Caepio seine Informationen?«
»Vielleicht war er im Haus und hat alles mitgehört.« Cato teilte die Ansichten seines Schwagers in der Bundesgenossenfrage nicht, konnte ihn aber schlecht kritisieren, denn schließlich war er von ihm abhängig.
»Nein, er war ganz sicher nicht zu Hause«, erwiderte Drusus trocken. »Er war zu der Zeit nicht einmal in Italien und ist auch sicher nicht eigens zurückgekommen, um eine Unterhaltung zu belauschen, von der nicht einmal ich wußte, daß sie überhaupt stattfinden würde.«
»Dann ist es mir allerdings auch ein Rätsel. Hat er vielleicht irgendeine schriftliche Notiz von dir gefunden?«
Drusus schüttelte so energisch den Kopf, daß seine Zuhörer keinen Zweifel mehr hatten. »Es existiert nichts Schriftliches. Absolut nichts.«
» »Warum bist du so sicher, daß Quintus
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