MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Vergnügen werde ich die Bürde auf mich nehmen, Lucius Julius.«
»Wenn der Senat nichts einzuwenden hat, kommandiere ich in der Campania. Zu meinem leitenden Legaten ernenne ich Lucius Cornelius mit dem Beinamen Sulla. Den Konsular Quintus Lutatius Catulus Caesar beauftrage ich, den Befehl in Capua vor Ort zu übernehmen und dort sämtliche Aktivitäten zu überwachen. Zu weiteren ersten Legaten ernenne ich Publius Licinius Crassus, Titus Didius und Servius Sulpicius Galba«, verkündete Lucius Caesar. »Kollege Publius Rutilius, wen ernennst du?«
»Gnaeus Pompeius Strabo, Sextus Julius Caesar, Quintus Servilius Caepio und Lucius Porcius Cato Licinianus«, verkündete Lupus laut.
Dann trat Stille ein, für endlos lange Zeit. Einer muß das Schweigen doch brechen, dachte Sulla und öffnete wie von selbst und ohne es zu wollen den Mund.
»Was ist mit Gaius Marius?« rief er ungehalten in die Menge.
Lucius Caesars Augenlider zuckten. »Ich habe Gaius Marius zugegebenermaßen deshalb nicht ausgesucht, weil ich deine Ausführungen im Auge behalten habe, Lucius Sulla. Ich dachte natürlich, mein Kollege Publius Rutilius würde Gaius Marius haben wollen!«
»Ich will ihn aber nicht«, sagte Lupus, »und ich werde ihn mir nicht aufhalsen lassen! Er soll in Rom bleiben wie die anderen in seinem Alter und mit seinen Gebrechen. Er ist zu alt und schwach für den Krieg.«
Daraufhin erhob sich Sextus Julius Caesar. »Darf ich um das Wort bitten?«
»Bitte, Sextus Julius.«
»Ich bin zwar nicht alt«, sagte Sextus Caesar heiser, »aber ein kranker Mann, wie jeder hier im Haus weiß. Ich bin kurzatmig. Als ich noch jünger war, habe ich mehr als genug militärische Erfahrung gesammelt, meistens mit Gaius Marius in Afrika und bei den Galliern gegen die Germanen. Ich habe auch in Arausio gedient, wo mir meine Krankheit ohne Zweifel das Leben gerettet hat. Trotzdem bin ich im kommenden Winter in einem Feldzug im Apennin nicht viel nütze. Ich bin nicht mehr jung und schwach auf der Brust. Ich werde natürlich meine Pflicht tun. Ich bin Römer aus einer bedeutenden Familie. Aber bisher hat noch keiner ein Wort zur Reiterei gesagt. Wir brauchen eine Reiterei. Ich möchte den Senat bitten, mich aus der Pflicht zu entlassen, einen Oberbefehl in einem Krieg in den Bergen zu übernehmen. Laßt mich statt dessen Transporte organisieren und in den kälteren Monaten Berittene in Numidien, Gallia Transalpina und Thrakien ausheben. Ebenso könnte ich im Ausland lebende römische Bürger für die Infanterie anwerben. Ich denke, daß ich für eine solche Aufgabe der richtige Mann bin. Und wenn ich zurückkehre, übernehme ich freudig den Befehl für jedes Feld, das ihr mir vorschlagt.« Er räusperte sich und atmete dann schwer durch. »Ich bitte den Senat, an meiner Stelle Gaius Marius zum Legaten zu ernennen.«
»Holla, Schwager!« rief Lupus und sprang auf. »Das geht nicht, Sextus Julius, das geht einfach nicht! Ich höre dir nun schon seit Jahren zu. Deine Krankheit scheint mir recht bequem! Sie kommt und geht, wie es gerade paßt! Das kann ich auch — hört!« Lupus zog keuchend die Luft in die Lungen.
»Vielleicht hast du es satt, mich keuchen zu hören, Publius Lupus, aber richtig zugehört hast du nicht«, sagte Sextus Caesar freundlich. »Ich ziehe die Luft geräuschlos in die Lungen und keuche beim Ausatmen.«
»Mir ist es gleich, wie erbärmlich du keuchst!« brüllte Lupus. »Bei mir drückst du dich nicht um die Pflicht, so wenig wie Gaius Marius deinen Platz einnimmt!«
»Einen Augenblick«, sagte der Senatsvorsitzende Scaurus und stand auf. »Dazu habe ich etwas zu sagen.« Er blickte mit der gleichen Miene wie damals, als Varius ihn des Hochverrats angeklagt hatte, zu Lupus auf dem Podium empor. »Du bist nicht besonders beliebt, Publius Lupus! Und es schmerzt mich in der Tat sehr, daß du den gleichen Namen wie mein lieber Freund Publius Rutilius mit dem Beinamen Rufus trägst. Ihr seid vielleicht Verwandte, aber ihr habt nicht das geringste gemein! Rufus der Rote war diesem Haus früher eine herrliche Zierde, und wir trauern ihm bitter nach! Und Lupus der Wolf ist eine schmerzende, stinkende Eiterbeule in diesem Haus!«
»Das ist eine Beleidigung!« rief Lupus atemlos. »Das darfst du nicht! Ich bin Konsul!«
»Und ich bin der Vorsitzende des Senats, Publius Wolfsmann. Ich glaube, in meinem Alter kann ich ohne jeden Zweifel tun und lassen, was mir behagt — denn wenn ich etwas tue, Publius Wolfsmann, dann
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