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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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höchstens ein dreckiges altes Weib, das aufgekochten Schweinemist und Breiumschläge aus zerstoßenen Spinnen verschreibt.«
    »Mein Weg verläuft über Rom. Ich schicke dir den Sizilianer.«
    »Dann schicke ihn nach Aesernia, Lucius Cornelius. Dort findet er mich nämlich.« Lucius Caesars Augenbrauen glänzten schweißnaß. »Du kannst gehen.«
    Sulla zog die Schultern hoch und stand auf. »Auf eigene Verantwortung. Du hast das Fieber.«
    Und das, überlegte er, als er diesmal geradewegs auf die Straße hinaustrat, war es wohl gewesen. In diesem Zustand könnte Lucius Caesar nicht einmal einen Erntetanz organisieren, und da wollte er durch die Melfa-Schlucht ziehen. Er würde in einen Hinterhalt geraten, sich nach Teanum Sidicinum zurückziehen und dort abermals seine Wunden lecken. Und in jenem tückischen Engpaß würden wieder wertvolle Männer liegenbleiben. Warum waren sie nur immer so starrköpfig und beschränkt?
    Ein Stück weiter unten auf der Straße traf er das Ferkel. Metellus Pius war ebenfalls wütend.
    »Dort sitzt ein kranker Mann.« Sulla deutete mit dem Kopf auf das Haus des Oberbefehlshabers.
    »Sag bloß nichts!« rief Metellus Pius. »In den schönsten Zeiten kann man ihn nicht aufmuntern, und wenn er einen Fieberanfall hat, dann verzweifle ich! Wie hast du es angestellt, daß er wütend ist und nicht auf dich hört?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll Aesernia vergessen und sich darauf konzentrieren, die Samniten aus der westlichen Campania zu vertreiben.«
    »Ja, das könnte erklären, warum sich unseres Oberbefehlshaber in diesem Zustand befindet.« Metellus das Ferkel lächelte schwach.
    Sulla, den das Stottern des Ferkels von jeher fasziniert hatte, sagte: »Du stotterst in letzter Zeit viel weniger.«
    »Oh, mußtest du das sa-sa-sagen, Lucius Cornelius? Es g-g- geht nur gu-gu-gut, wenn ich nicht daran denke, ver-v-v-verflucht noch mal!«
    »Wirklich? Sehr interessant. Früher hast du nicht gestottert? Erst seit Arausio, stimmt’s?«
    »Ja. D-d-das war ein Sch-Schock!« Metellus Pius atmete tief durch und bemühte sich, den Sprachfehler zu vergessen. »So u-u- unbeliebt, wie du bei ihm im Augenblick bist, hat er dir wahrscheinlich nicht gesagt, was er vorhat, wenn er wieder in Rom ist?«
    »Nein, was hat er vor?«
    »Er will allen Italikern, die sich bisher aus dem Krieg gegen uns herausgehalten haben, das Bürgerrecht geben.«
    »Du machst wohl Witze!«
    »Nein, Lucius Cornelius! Witze, in seiner Gesellschaft? Ich weiß schon gar nicht mehr, was ein Witz ist. Es stimmt, ich schwöre es. Sobald sich die Lage hier beruhigt, was gegen Spätherbst ja immer passiert, tauscht er das Gewand des Befehlshabers gegen die purpurgesäumte To-To-Toga. Als letzte Amtshandlung des Konsuls, sagte er, will er allen Italikern, die nicht gegen uns in den Krieg gezogen sind, das Bürgerrecht verleihen.«
    »Das ist Verrat! Willst du damit sagen, daß er und die anderen unfähigen Schafsköpfe mit Befehlsgewalt Tausende von Männern in den Tod geführt haben für eine Sache, die ihnen völlig gleichgültig ist?« Sulla zitterte. »Willst du damit sagen, daß er mit sechs Legionen in die Melfa-Schlucht marschiert und sich bewußt ist, daß jeder Mann, den er dort verliert, ein sinnloses Opfer ist? Daß er dem allerletzten Italiker auf der Halbinsel die Hintertür nach Rom öffnen will? So weit wird es nämlich kommen. Sie bekommen alle das Bürgerrecht, von Silo über Mutilus bis zum letzten Freigelassenen unter den Klienten von Silo und Mutilus! Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Mich brauchst du nicht anzubrüllen, Lucius Cornelius! Ich bin einer von denen, die bis zum bitteren Ende dagegen kämpfen werden, daß sie das Bürgerrecht bekommen.«
    »Du wirst keine Gelegenheit haben zu kämpfen, Quintus Caecilius. Du wirst im Feld sein, nicht im Senat. Dort kämpft nur Scaurus dagegen, und der ist zu alt.« Sulla biß die Lippen aufeinander und blickte, ohne etwas zu sehen, die belebte Straße hinab. »Philippus und die übrigen Tunten stimmen darüber ab. Und sie stimmen dafür. Wie die Volksversammlung.«
    »Auch du bist im Feld, Lucius Cornelius«, sagte das Ferkel bedrückt. »Ich ha-habe gehört, du seist zu Gaius Marius abkommandiert, diesem fetten alten italischen Trottel! Der stört sich bestimmt nicht an Lucius Caesars Gesetz, da wette ich!«
    »Ich bin mir nicht so sicher«, sagte Sulla und seufzte. »Was Gaius Marius angeht, mußt du dir eines merken, Quintus Caecilius: Er ist zuerst und vor allem

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