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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Soldat. Bevor seine Tage im Feld vorüber sind, werden ein paar Marser tot sein und das Bürgerrecht nicht mehr verlangen können.«
    »Hoffen wir’s, Lucius Cornelius. Denn an dem Tag, an dem Gaius Marius einen Senat betritt, der halb mit Italikern gefüllt ist, ist er wieder der erste Mann Roms. Und zum siebten Mal Konsul.«
    »Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe.«

    Am nächsten Tag trennte sich Sulla mit seinen beiden Legionen von der Kolonne des Lucius Caesar, die vor ihm auf die Straße in die Melfa-Schlucht einbog. Sulla blieb auf der Via Latina, die über den Fluß Melfa zu der alten, verlassenen Stadt Fregellae führte, die Lucius Opimius vor fünfunddreißig Jahren nach einem Aufstand in Schutt und Asche gelegt hatte. Seine Legionen machten halt vor den seltsam friedlichen, von Blumen überwucherten Ruinen, die nach dem Einsturz von Hausmauern und Türmen übriggeblieben waren. Sulla wollte seine Tribunen und Zenturionen nicht bei einer Routinearbeit wie der Errichtung eines befestigten Lagers überwachen und schlenderte allein in die verlassene Stadt.
    Das ist es, dachte er, darüber streiten wir uns im Augenblick. So wird es sein, behaupten die Esel im Senat, wenn wir die neue Erhebung in ganz Italien niederwerfen. Wir haben unsere Zeit, unsere Steuern und sogar unser Leben hingegeben, um aus Italien ein einziges großes Fregellae zu machen. Wir haben uns geschworen, daß die Italiker ihr Leben verwirkt haben, daß roter Mohn auf rotem, mit italischem Blut getränktem Boden blühen wird, daß italische Schädel unter der Sonne bleichen und so weiß werden wie diese weißen Rosen, daß aus ihren leeren Augenhöhlen Gänseblümchen blind in die Höhe starren. Warum tun wir all das? Es ist umsonst. Warum sind wir umsonst gestorben und sterben noch immer umsonst? Er gibt den Halbrebellen in Umbrien und Etrurien das Bürgerrecht. Und dabei kann er es nicht belassen. Und auch kein anderer Konsul. Sie bekommen alle das Bürgerrecht, während noch unser frisches Blut an ihren Händen klebt. Warum tun wir all das? Es ist sinnlos. Wir, die Erben der Trojaner, die Verräter in die Stadttore geholt haben, müßten es doch besser wissen. Wir, die wir Römer sind und keine Italiker. Und er macht sie zu Römern. Unter der Herrschaft von ihm und seinesgleichen zertrümmern die Italiker alles, für das Rom steht. Ihr Rom ist nicht das Rom der Ahnen, nicht mein Rom. Mein Rom ist das Rom dieses verwüsteten italischen Gartens hier in Fregellae, das Rom der Ahnen — stark und sicher genug, um aus den Straßen von Aufständischen eine Blumenwiese zu machen, freies Gelände zu schaffen für das Summen und Zwitschern der Bienen und Vögel.
    Als er das Glitzern vor Augen hatte, wußte er nicht, ob es von den Tränen oder von den blanken Pflastersteinen unter seinen Füßen herrührte. Doch dann erkannte er eine Gestalt, blau und massig: ein römischer Heerführer, der sich ihm, dem römischen Heerführer, näherte. Jetzt mehr schwarz als blau, dann der strahlende Glanz des Panzers und Helmes. Gaius Marius! Gaius Marius, der Italiker.
    Sulla erschrak, sein Herz pochte wild. Er blieb wie angewurzelt stehen und wartete auf Marius.
    »Lucius Cornelius.«
    »Gaius Marius.«
    Keiner der beiden Männer schritt auf den anderen zu, um ihn zu umarmen. Als erster setzte sich Marius in Bewegung und trat neben Sulla. In Grabesstille gingen sie Seite an Seite. Als Marius die Spannung nicht mehr ertrug, räusperte er sich und begann zu sprechen.
    »Wie ich annehme, ist Lucius Julius auf dem Weg nach Aesernia?«
    »Ja.«
    »Es wäre besser, wenn er an der Crater-Bucht Pompeji und Stabiae zurückholen würde. Otacilius baut eine hübsche kleine Kriegsflotte, jetzt, wo er ein paar Rekruten mehr bekommt. Die Flotte ist immer das Stiefkind des Senats. Übrigens habe ich gehört, der Senat wolle aus allen tauglichen römischen Freigelassenen eine Spezialtruppe bilden, die die obere Campania und das untere Latium sichern und bewachen soll. Dann kann Otacilius die gesamte Bürgerwehr an der Küste für die Flotte verwenden.«
    Sulla grunzte. »Na so etwas! Und wann wollen die eingeschriebenen Väter das beschließen?«
    »Wer weiß? Zumindest haben sie angefangen, darüber zu diskutieren.«
    »Oh Wunder der Wunder!«
    »Du klingst sehr bitter. Geht dir Lucius Julius auf die Nerven? Das überrascht mich nicht.«
    »Ja, Gaius Marius. Ich bin tatsächlich bitter«, erwiderte Sulla ruhig. »Ich bin diese herrliche Straße hinabgegangen und

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