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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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habe über das Schicksal von Fregellae nachgedacht und über das zukünftige Schicksal dieses Haufens von Italikern, die im Augenblick unsere Feinde sind. Lucius Julius hat nämlich die Absicht, allen Italikern, die Rom in Frieden verbunden geblieben sind, das römische Bürgerrecht zu geben. Ist das nicht nett?«
    Marius kam einen Augenblick aus dem Tritt und schritt dann in seinem eher behäbigen Tempo weiter. »Will er das? Wann? Bevor oder nachdem er sich selbst auf die Felsen von Aesernia gestürzt hat?«
    »Nachher.«
    »Du flehst die Götter um eine Erleuchtung an, was der ganze Krieg soll, nicht wahr?« Marius sprach Sullas Gedanken aus. Er lachte donnernd los. »Und ich kämpfe leidenschaftlich gern als Soldat, das ist die Wahrheit. Hoffentlich bleiben eine oder zwei Schlachten zu schlagen, bevor die Entschlossenheit des Senates und des Volkes von Rom endgültig dahin ist! Was für eine Kehrtwendung! Wir hätten Marcus Livius Drusus von den Toten auferwecken sollen, dann wäre alles nicht passiert. Der Staatsschatz wäre gefüllt, nicht so leer wie der Schädel eines Hohlkopfes, die Halbinsel lebte in Frieden und wäre bevölkert von lauter glücklichen und zufriedenen römischen Bürgern.«
    »Ja.«
    Sie schwiegen, gingen in das Halbrund des Forums von Fregellae, wo über Gras und Blumen einige Säulen und Treppenstufen ins Nichts aufragten.
    »Ich habe eine Aufgabe für dich«, sagte Marius und setzte sich auf einen Steinblock. »Los, stell dich hier in den Schatten oder setz dich zu mir, Lucius Cornelius! Und nimm den verdammten Hut ab, damit ich dir in die Augen sehen kann.«
    Sulla trat gehorsam in den Schatten und nahm den Hut ab. Aber er setzte sich nicht und sagte auch nichts.
    »Du fragst dich doch bestimmt, warum ich dir nach Fregellae entgegenkomme, statt in Reate auf dich zu warten.«
    »Ich nehme an, du brauchst mich nicht in Reate.«
    Marius lachte laut heraus. »Du durchschaust aber auch gleich alles, Lucius Cornelius! Ganz recht. Ich brauche dich nicht in Reate.« Der Rest von Grinsen verschwand. »Aber ich wollte meine Pläne auch nicht in einem Brief verraten. Je weniger Leute wissen, was man vorhat, desto besser. Nicht, daß ich Grund zur Annahme hätte, im Kommandozelt des Lucius Julius sei ein Spion — ich bin einfach vorsichtig.«
    »Der einzige Weg, ein Geheimnis zu hüten, besteht darin, daß man es nicht jedem verrät.«
    »Ganz recht.« Marius schnaubte so heftig, daß die Gurte und Schnallen an seinem Brustpanzer knarrten. »Du, Lucius Cornelius, wirst die Via Latina hier verlassen. Du marschierst den Liri hinauf nach Sora und folgst dem Flußlauf dann weiter bis an die Quelle. Mit anderen Worten: Ich brauche dich an der Südseite der Wasserscheide, einige Meilen von der Via Valeria entfernt.«
    »Meine Aufgabe habe ich soweit verstanden. Und wie sieht deine Aufgabe aus?«
    »Während du den Liri hinaufmarschierst, ziehe ich von Reate aus zum westlichen Paß an der Via Valeria. Ich will mich an die Straße hinter Carseoli heranmachen. Die Stadt ist zerstört und durch eine feindliche Garnison gesichert. Marrukiner, wie mir die Kundschafter berichten, Herius Asinius befehligt sie selbst. Ich werde versuchen, an dem Stück der Via Valeria unmittelbar vor dem Paß eine Schlacht zu erzwingen. Wenn es soweit ist, mußt du auf einer Höhe mit mir sein, allerdings südlich der Wasserscheide.«
    »Südlich der Wasserscheide und unbemerkt vom Feind.« Sulla taute allmählich auf.
    »Genau. Das heißt, du tötest jeden, der dir über den Weg läuft. Es ist hinreichend bekannt, daß ich nördlich der Via Valeria stehe. Ich kann also hoffen, daß weder Marrukiner noch Marser auf den Gedanken kommen, daß auf der Südseite eine Armee heraufzieht. Ich versuche zu erreichen, daß sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Bewegungen meiner Truppen konzentrieren.« Marius lächelte. »Und du bist natürlich mit Lucius Julius auf dem Weg nach Aesernia.«
    »Du hast deine Fähigkeiten als Feldherr nicht verloren, Gaius Marius.«
    Die grimmigen braunen Augen blitzten. »Das hoffe ich! Denn ich sage es dir ohne Umschweife, Lucius Cornelius: Wenn ich meine Begabung als Feldherr verliere, dann gibt es keinen, der bei diesem unsinnigen Flächenbrand meinen Platz einnimmt. Zum Schluß verleihen wir den Italikern, die uns bekriegen, das Bürgerrecht noch auf dem Schlachtfeld.«
    Sulla wollte über die Verleihung des Bürgerrechtes sprechen, aber er konnte nicht mehr an sich halten. »Was ist mit mir?« platzte

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