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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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müssen ihm dankbar sein. Er sagte, du wüßtest, was zu tun sei. Und als Quintus Lutatius das gesagt hat, wußte ich, daß er unseren Sohn für schuldig hält! Gaius Marius, was wirst du tun? Was kannst du tun? Was meinte Quintus Lutatius? Kannst du es dir denken?«
    »Ich muß mit meinem Freund Gaius Julius nach Tibur reisen.« Marius stand auf.
    »Das kannst du nicht!« Julia verschlug es den Atem.
    »Und ob ich kann. Beruhige dich jetzt, Weib. Sag Strophantes, er soll jemanden zu Aurelia schicken und Lucius Decumius verlangen. Er kann sich während der Reise um mich kümmern und dafür sorgen, daß sich der Junge schont.«
    »Nimm nur Lucius Decumius mit, Gaius Marius«, bat Julia. »Gaius Julius soll zu seiner Mutter nach Hause gehen.«
    »Ja, du hast recht«, sagte Marius. »Du gehst heim, Caesar.«
    Caesar sprach freimütig. »Meine Mutter hat mich an deine Seite gestellt, damit ich dir helfe, Gaius Marius. Wenn ich dich jetzt im Stich lasse, ist sie sehr böse.«
    Marius hätte darauf bestanden. Aber Julia, die Aurelia kannte, gab nach. »Er hat recht, Gaius Marius. Nimm ihn mit.«
    So kam es, daß eine lange Sommerstunde später Gaius Marius, Caesar und Lucius Decumius in einem Gespann mit vier Mauleseln Rom durch die Porta Esquilina verließen. Lucius Decumius, ein geschickter Wagenlenker, steuerte das Gespann in einem raschen Trab, ein Tempo, daß die Maulesel die ganze Strecke über durchhalten konnten, ohne zu ermüden.
    Eingezwängt zwischen Marius und Lucius Decumius, sah Caesar bis zum Einbruch der Dunkelheit die Landschaft vorüberziehen. Er freute sich. Es war das erste Mal, daß er unter so dringenden Umständen eine Reise unternehmen mußte, aber im stillen genoß er es.
    Obwohl Gaius Julius Caesar neun Jahre jünger war als sein Vetter Marius, kannte er ihn sehr gut. Er hatte viel mehr Erinnerungen an seine Kindheit als die meisten Kinder. Und er hatte keinen Grund, Marius besonders zu lieben oder wenigstens zu mögen. Marius hatte Caesar nie verprügelt oder verspottet, aber er hatte es bei anderen getan, und das trug Caesar ihm nach. Bei den endlosen Streitereien zwischen dem Marius und dem jungen Sulla war er immer auf der Seite von Sulla gewesen. Cornelia Sulla gegenüber war Marius nicht aufrichtig gewesen: Er hatte ihr den Hof gemacht, wenn sie anwesend war, und abfällig über sie gesprochen, wenn sie nicht da war. Nicht nur vor den Vettern hatte er über sie gespottet, sondern auch vor seinen Freunden. So berührte Marius’ Unglück Caesar denn auch nicht übermäßig, nur für Gaius Marius und Tante Julia tat es ihm furchtbar leid.
    Nach Einbruch der Dunkelheit stand hoch oben am Himmel ein Halbmond und erleuchtete die Straße. Trotzdem ließ Lucius Decumius die Maulesel langsamer traben. Caesar bettete seinen Kopf in Marius’ Schoß und schlief sofort ein, den Leib geschmeidig zusammengekrümmt, wie man es nur bei Kindern und Tieren sieht.
    »Nun, Licius Decumius, wir sollten miteinander reden«, sagte Marius.
    »Gute Idee«, erwiderte Lucius Decumius vergnügt.
    »Mein Sohn ist in ernsten Schwierigkeiten.«
    Lucius Decumius schnalzte zweimal mit der Zunge. »Das hat gerade noch gefehlt, Gaius Marius.«
    »Er wird beschuldigt, Konsul Cato ermordet zu haben.«
    »Nach allem, was ich über Konsul Cato gehört habe, müßte man dem jungen Marius die Graskrone für die Rettung einer Armee verleihen.«
    Marius lachte. »Ganz meine Meinung! Wenn ich meiner Frau glauben kann, liegt der Fall tatsächlich so. Dieser Dummkopf hat sich selbst in den Untergang manövriert! Ich denke, daß seine beiden Legaten gefallen sind. Und ich kann nur annehmen, daß seine Tribunen abwesend waren, weil sie sich als Feldboten betätigt haben — mit den falschen Botschaften wahrscheinlich. Sicher hatte Cato niemanden aus dem Stab außer Kadetten bei sich. Mein Sohn mußte dem Feldherrn zum Rückzug raten. Cato weigerte sich und beschimpfte ihn, er sei der Sohn eines italischen Verräters. Daraufhin hat Marius, so behauptet wenigstens ein Kadett, dem Konsul mit seinem guten römischen Schwert den Rücken durchbohrt und dann den Rückzug befohlen.«
    »Nun, ausgezeichnet, Gaius Marius!«
    »Das denke ich auch — einerseits. Andererseits fände ich es bedauerlich, wenn er Cato tatsächlich getötet haben sollte, als der ihm den Rücken zuwandte. Ich kenne meinen Sohn. Er ist jähzornig, aber nicht ohne Ehrgefühl. Als er noch klein war, war ich nicht oft genug zu Hause, um ihm den Jähzorn auszutreiben. Er war

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