MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Krieges verwaltet, solange beide Konsuln abwesend waren. Doch der Krieg mit den Italikern hatte seine Hoffnungen zunichte gemacht, Statthalter in einer Provinz zu werden und dort sein Privatvermögen beträchtlich zu vergrößern.
Zwei Jahre später fehlten ihm die Mittel, seine Töchter mit einer Mitgift zu versehen, und es war sogar zweifelhaft, ob er seinem Sohn einen besseren Platz im Senat als auf den Hinterbänken würde ermöglichen können. Die Mitteilung des Senats, daß man ihm nach dem Tod von Konsul Cato die volle Befehlsgewalt auf dem marsischen Kriegsschauplatz übertragen hatte, hatte ihn nicht so recht begeistern können. Es war mit sehr viel Arbeit verbunden, eine Heeresstruktur wieder aufzubauen, die durch einen unfähigen und hochnäsigen Menschen Schaden gelitten hatte. Seufzend dachte er an eine einträgliche Provinz.
Trotz eines wenig ansprechenden Äußeren — Cinna war untersetzt, hatte ein wettergegerbtes Gesicht mit einer Hasenscharte — war er eine vorteilhafte Ehe mit einer reichen Erbin eingegangen. Seine Frau Annia stammte aus einer begüterten Plebejerfamilie, die schon seit zweihundert Jahren Konsuln stellte. Cinna und Annia hatten drei Kinder, ein Mädchen, das jetzt fünfzehn war, einen Jungen von sieben und ein zweites Mädchen von fünf Jahren. Annia war zwar keine Schönheit, aber mit ihren roten Haaren und den grünen Augen eine bemerkenswerte Frau. Die ältere Tochter hatte ihre Haarfarbe geerbt, während die beiden jüngeren Kinder dem dunklen Vater nachschlungen. Beides war nicht wichtig gewesen, bis eines Tages der Pontifex Maximus Gnaeus Domitius Ahenobarbus Cinna aufgesucht und für seinen Sohn Gnaeus um die Hand der älteren Tochter angehalten hatte.
»Wir von der Sippe Domitius Ahenobarbus mögen rothaarige Gattinnen«, sagte der Pontifex Maximus unumwunden. »Dein Mädchen Cornelia Cinna erfüllt alle Bedingungen, die ich an die künftige Ehefrau meines Sohnes stelle: Sie hat das richtige Alter, sie ist eine Patrizierin und sie hat rotes Haar. Ursprünglich hatte ich Lucius Sullas Mädchen im Auge, aber sie soll den Sohn von Quintus Pompeius Rufus heiraten, was ich für eine Schande halte. Dein Mädchen ist mir auch recht. Dieselbe gens und, wie ich annehme, mit einer größeren Mitgift?«
Cinna schluckte, richtete im stillen ein Gebet an Juno Sospita und Ops und vertraute ganz auf seine Zukunft als Statthalter einer einträglichen Provinz. »Wenn meine Tochter im heiratsfähigen Alter ist, Gnaeus Domitius, gebe ich ihr eine Mitgift von fünfzig Talenten. Mehr ist nicht möglich. Stellt dich das zufrieden?«
»Aber ganz und gar!« sagte Ahenobarbus. »Gnaeus ist mein Haupterbe, also reicht das bei deinem Mädchen vollkommen. Ich glaube, ich gehöre zu den fünf oder sechs reichsten Männern Roms. Und ich habe Tausende von Klienten. Können wir gleich die Verlobung vereinbaren?«
All dies war in dem Jahr geschehen, bevor Cinna Prätor wurde, zu einer Zeit, da er noch hoffen konnte, er werde das Geld für die Mitgift seiner älteren Tochter rechtzeitig zur Hochzeit mit dem jungen Gnaeus Domitius Ahenobarbus auftreiben. Wenn Annias Vermögen nicht dummerweise festgelegt gewesen wäre, wäre alles einfacher gewesen. Aber ihr Vater hatte die Kontrolle über ihr Geld, und bei ihrem Tod konnte es nicht auf die Kinder übergehen.
Cinna ahnte nicht im entferntesten, welche Folgen der Besuch für ihn haben würde, als Gaius Marius ihn aus dem Schlaf riß, während am Westhimmel der Halbmond sank. Er legte Tunika und Schuhe an und stellte sich schweren Herzens darauf ein, dem Vater eines Knaben, der zu großen Hoffnungen Anlaß gegeben hatte, unangenehme Dinge mitzuteilen.
Marius betrat das Kommandozelt mit einer kleinen Eskorte im Schlepptau: einem sehr grobschlächtigen Menschen, der knapp fünfzig sein mochte, und einem ungemein schönen Knaben. Der Junge war offensichtlich in den meisten Aufgaben geübt, denn er erledigte sie sehr geschickt. Cinna hätte ihn für einen Sklaven gehalten, wenn er nicht die bulla, die Amulettkapsel, um den Hals getragen und sich nicht benommen hätte wie ein Patrizier aus einer besseren Familie, als die Cornelier es waren. Nachdem der Knabe Marius in einen Stuhl geholfen hatte, stellte er sich links neben ihn, während sich der andere Begleiter mittleren Alters rechts von ihm postierte.
»Lucius Cornelius Cinna, dies sind mein Neffe Gaius Julius Caesar und mein Freund Lucius Decumius. Vor ihnen kannst du völlig offen sprechen.« Marius
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