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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mahnte Sulla. »Ich will, daß du an den meisten Tagen nicht mehr als fünfundzwanzig Meilen zurücklegst. Wir haben jetzt Ende März. In fünfzig Tagen mußt du irgendwo südlich von Apenestae landen. Wenn du zu früh landest, habe ich nicht genug Zeit, meine Hälfte der Zange zu schaffen. Ich brauche diese fünfzig Tage, um alle Häfen an der Crater-Bucht zurückzugewinnen und um Mutilus aus dem Westen der Campania zu vertreiben. Dann kann ich nach Osten vorrücken — aber nicht vorher.«
    »Da es nur wenigen gelungen ist, den Fuß von Italien zu umrunden, bin ich froh, Lucius Cornelius, daß ich dafür fünfzig Tage Zeit habe.«
    »Wenn du rudern mußt, dann rudere«, sagte Sulla.
    »Ich werde in fünfzig Tagen dort sein, wo du mich haben willst. Du kannst dich darauf verlassen, Lucius Cornelius.«
    »Und du darfst keinen einzigen Mann verlieren, geschweige denn ein Schiff.«
    »Jedes Schiff hat einen hervorragenden Kapitän und einen noch besseren Lotsen, und die Reise wird so geplant, daß wir auf alles vorbereitet sind. Ich werde dich nicht enttäuschen. Wir werden so rasch wie möglich nach Brundisium fahren, und dort werden wir warten, solange es nötig ist — keinen Tag länger, keinen Tag kürzer«, sagte Cosconius.
    »Gut! Und denk an eines, Gaius Cosconius — deine verläßlichste Bundesgenossin ist Fortuna. Bringe ihr jeden Tag eine Opfergabe dar. Wenn sie dich ebensosehr liebt wie mich, wird alles gutgehen.«

    Die Flotte mit Cosconius und seinen beiden Elitelegionen an Bord verließ Puteoli am folgenden Tag und nahm im Vertrauen auf ihr Glück den Kampf mit den Elementen auf. Sulla beobachtete, wie die Schiffe aushefen, dann erst kehrte er nach Capua zurück und marschierte von dort auf Pompeji zu. Der Angriff sollte gleichzeitig vom Land und vom Meer her erfolgen, denn Pompeji hatte einen ausgezeichneten Hafen nahe der Mündung des Sarno. Sullas Plan sah vor, von Schiffen aus, die im Fluß vor Anker lagen, brennende Wurfgeschosse auf die Stadt zu schleudern.
    Ein einziger Zweifel rumorte störend in seinem Hinterkopf, aber er betraf etwas, das er nicht ändern konnte: Seine kleine Flotte unterstand dem Kommando eines Mannes, den er nicht mochte und dessen Bereitschaft, Befehle auszuführen, er nicht traute — es war kein anderer als Aulus Postumius Albinus. Vor zwanzig Jahren hatte derselbe Aulus Postumius Albinus den Krieg gegen König Jugurtha von Numidien angezettelt. Und er hatte sich nicht geändert.
    Als Aulus Albinus Sullas Befehl erhielt, seine Schiffe von Neapolis nach Pompeji zu bringen, beschloß er, den Mannschaften und den Soldaten erst einmal unmißverständlich klarzumachen, wer das Sagen hatte — und was mit ihnen passieren würde, sollten sie nicht aufs Wort gehorchen, wenn er nur mit den Fingern schnippte. Aber die Mannschaften und die Soldaten waren alle campanisch-griechischer Abkunft und empfanden die Worte von Aulus Albinus als unerträgliche Beleidigung. Wie Konsul Cato wurde er von einem Hagel von Wurfgeschossen begraben, aber diesmal waren es Steine, keine Erdklumpen. Aulus Postumius Albinus starb.
    Zum Glück war Sulla nicht weit entfernt, als die Nachricht von dem Mord ihn erreichte. Er verließ seine Truppen, die unter dem Befehl von Titus Didius ihren Marsch fortsetzten, und ritt auf seinem Maultier nach Neapolis, um die Anführer der Meuterei zur Rede zu stellen. Seinen anderen Legaten, Metellus Pius das Ferkel, nahm er mit. Ruhig und ungerührt hörte er sich die leidenschaftlichen Begründungen und Entschuldigungen der Meuterer an.
    »Ich fürchte, ihr werdet die besten Seeleute und Soldaten in der Geschichte der römischen Seekriege sein müssen«, sagte er dann kalt. »Wie kann ich sonst vergessen, daß ihr Aulus Albinus ermordet habt?«
    Dann ernannte er Publius Gabinius zum Admiral der Flotte, und das war das Ende der Meuterei.
    Metellus das Ferkel sagte nichts, bis er und Sulla wieder auf dem Rückweg zu ihren Truppen waren, aber dann brach die Frage aus ihm heraus, die die ganze Zeit an ihm genagt hatte: »Lucius Cornelius, sollen sie denn völlig ungestraft davonkommen?«
    Sulla schob gemächlich seinen Hut so weit aus der Stirn, daß das Ferkel seine kühl und amüsiert blickenden Augen sehen konnte. »Nein, Quintus Caecilius, das sollen sie nicht.«
    »Du hättest ihnen die Staatsbürgerschaft aberkennen und sie dann auspeitschen lassen sollen!«
    »Ja, das hätten die meisten Befehlshaber getan — dumm wie sie sind. Da du offensichtlich auch so ein

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